02.05.2009

FSV Mainz 05 II - Rot-Weiss Essen


Kopfsache

Der Ball segelt genau auf den Fuß des Stürmers, ein kurzer Blick nach vorn genügt dem Torjäger um das leerstehende Tor vor sich zu erblicken. Das Publikum taucht das Stadion in frenetische Jubelarien, der Stürmer überlegt kurz. Vollspann oder Pieke? Links, rechts oder Mitte? Dann drischt er den Ball über das Tor.

Warum trifft Mario Gomez das Tor in der Nationalelf nicht? Schon erläutern diverse Fußballexperten bedeutungsschwanger in die TV-Kameras die mentalen Probleme des Stürmers. Auch bei Rot-Weiss Essen traf man das Tor nicht mehr. Der Ball lief nicht rund durch die eigenen Reihen, die Mannschaft wirkte blockiert. Seit vergangenem Mittwoch scheint die Blockade gelöst, dennoch ist das von Thomas Strunz zitierte 300 PS starke Auto noch längst nicht auf der Straße, aber immerhin fuhr es mal aus der Garage.

„Fußball ist Kopfsache“ – das dürfte auch manch RWE-Fan nach dem Spiel gegen den Wuppertaler SV am Mittwoch gedacht haben. Die Rolle des Außenseiters stand RWE im Duell gegen den Erzrivalen gut zu Gesicht. Frei von jeglichen Erwartungen konnte die Mannschaft erstmals seit einigen Spielen wieder überzeugen und zog verdientermaßen in das Finale ein. Auch im kommenden Liga-Spiel gegen den FSV Mainz II sind die Rollen aufgrund der bisher enttäuschenden Saisonentwicklung klar verteilt. Die Mannschaft vom Bruchweg geht als klarer Favorit in das Spiel.

Die Formkurve der Gastgeber kennt seit Beginn der Rückrunde nur eine Richtung: steil aufwärts. Die Mannschaft um Trainer Peter Neustädter stand noch am 16. Spieltag auf einem fest zementierten Abstiegsplatz. Seitdem hat sich viel verändert. Mit sieben Siegen in zehn Rückrundenspielen, darunter ein beeindruckendes 4:0 gegen Preußen Münster am vergangenen Spieltag, sind die Mainzer das beste Rückrundenteam der Liga.

Auf der anderen Seite reisen die Rot-Weissen als schwächstes Auswärtsteam der Liga an den Bruchweg. Nach dem für den Verein so wichtigen Einzug in das Pokalfinale gilt es nun den Auswärtsfluch zu bannen und den nächsten Schritt in der Liga folgen zu lassen.

Trainer Ernst Middendorp stellte das taktische System nach der Niederlage in Verl um. Wunderlich dürfte nach der Begegnung im Pokal erneut wieder auf der ungewohnten 6er Position auflaufen, auch Karadag ist nach seiner engagierten Leistung wieder ein Kandidat für die Startelf. Dennoch darf sich kein Spieler sicher sein. Ernst Middendorp rotierte in den vergangenen Wochen die Startelf kräftig durcheinander.

Gespannt darf man darauf sein wieviele Fans aus dem Ruhrgebiet die beschwerliche Reise nach Mainz antreten werden. Da die Profis des FSV am Sonntag ebenfalls eine Begegnung am Bruchweg austragen, wurde die Partie der Regionalliga auf den - harmlos ausgedrückt - ungünstigen Termin am Montagabend verlegt. Und so werden viele RWE-Fans an den Livetickern verfolgen dürfen, ob ihre Mannschaft Punkte aus der Fremde entführen kann.

Ein Sieg beim derzeit besten Rückrundenteam der Liga wäre ein wichtiges Signal und Zeichen dafür, dass die Mannschaft eben doch weit mehr zu leisten in der Lage ist, als sie in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Das würde auch im Hinblick auf die neue Saison beruhigende Wirkung haben. Womöglich war der Sieg am Mittwoch eine Initialzündung, womöglich ist Fußball manchmal doch nur Kopfsache.