Zunächst einmal beorderte er die Mannschaft zu dem Treffen, da die
Spieler sich nach der indiskutablen Leistung in Verl den Menschen
stellen sollten. Die Spieler versuchten sich zunächst noch in einer
Ecke zu verstecken, diesem Ansinnen schob der Geschäftsführer Sport
aber sofort einen Riegel vor. Er sorgte dafür, dass die Spieler sich
unter die Fans mischten, sodass sie einen Eindruck davon bekämen, wie
die Menschen in dieser Situation reagieren.
Ungefähr eine Stunde trug Strunz eine Powerpoint-Präsentation vor, in
der er die zukünftigen Strukturen des Vereins näher erläuterte.
Zunächst erklärte er aber die aktuelle Struktur. Der Verein hält die
Mehrheit einer inaktiven Spielbetriebsgesellschaft, an der Michael
Kölmel ebenso beteiligt ist. Darüber hinaus ist Kölmel mehrheitlich an
der Vermarktungsgesellschaft beteiligt. Der Verein wird sich in Zukunft
von Kölmel komplett lösen. Lediglich 15% der Fernseheinnahmen stehen
dem ehemaligen Vorsitzenden der Sportwelt zu. Die erste Mannschaft,
sowie ein Teil des Nachwuchsbereiches werden in eine noch zu gründenden
Spielbetriebsgesellschaft ausgegliedert. Der Verein ist an dieser
Gesellschaft zu 51% beteiligt, so wie es vom DFB (noch) vorgeschrieben
ist. Die Mitglieder behalten somit die absolute Kontrollmehrheit über
die Gesellschaft. Die restlichen 49% wird fortan die GVE
(Grundstücksverwaltungsgesellschaft Essen) halten, die die Schulden von
Dr. Kölmel übernehmen wird. Diese 49% sollen außerdem noch einmal
gesplittet werden, so dass eine Investorengesellschaft, die ebenfalls
noch aus einem Zusammenschluss von Sponsoren gegründet wird,
Mitspracherecht bei der Spielbetriebsgesellschaft erhält.
Über diese Strukturveränderung werden die Mitglieder in der
Jahreshauptversammlung am 14. Mai abstimmen. Diese Abstimmung wird
wegweisend für alle weiteren Schritte sein, die für Rot-Weiss Essen
erledigt werden. Die Verabschiedung dieser modernen Struktur ist
Voraussetzung für die Ablösung von Michael Kölmel und für den
Stadionneubau. Der Stadionneubau wird, wie bereits angekündigt, auf den
Trainingsplätzen erfolgen. Der Willi-Lippens-Platz bleibt entgegen
früherer Planungen doch erhalten. Die Trainingsmöglichkeiten der
Nachwuchsteams fallen aber weg. Fortan wird der Nachwuchs an der
Bezirkssportanlage Mitte II an der Seumannstr. ausgebildet. Dort
entstehen drei Kunstrasenplätze zusätzlich zu dem Naturrasenplatz, der
mit einer Flutlichtanlage ausgestattet wird. Darüber hinaus wird das
Gebäude mit den Umkleidekabinen umgebaut. Neben modernen Räumlichkeiten
für die Spieler werden dort auch Büros entstehen, in denen der
Nachwuchs verwaltet wird. Die Planungen lassen einen weiteren Ausbau
der Anlage für das in Zukunft geplante Jugendleistungszentrum zu.
Auf die Nachfrage wie die Stadionpläne konkret aussähen, verwies Strunz
darauf, dass die Planungen noch laufen und er deswegen noch keinen
Zwischenstand mitteilen könne. Aber es ist so gut wie sicher, dass es
im neuen Stadion keine Stehplätze mehr auf der Gegengeraden geben wird,
sondern dass die Fans künftig nur noch hinter den Toren stehen werden.
Aus Gründen der Sicherheit werden die Gäste auf der Westseite stehen.
Eine Rückkehr auf die kultisch verehrte Kurve ist also auch
ausgeschlossen.
Schließlich äußerte sich Strunz auch über den mangelhaften sportlichen
Verlauf der letzten Monate. Er äußerte deutlich, dass sowohl der
Trainer, als auch er selbst mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden
seien. Strunz stellte aber auch klar, dass bei aller berechtigten
Kritik, die Spieler und deren Familie keineswegs die Zielscheibe von
Angriffen sein dürften. Darüber hinaus widersprach er einer möglichen
Forderung alle Spieler am Saisonende zu kündigen. Er wolle in Zukunft
kontinuierlich arbeiten und bat um Vertrauen in seine Entscheidungen.
Die Spieler, die auch in der kommenden Saison auflaufen werden, werden
das volle Vertrauen vom Trainergespann und ihm haben, um die Ziele von
Rot-Weiss Essen zu erreichen.
In der folgenden offenen Diskussionsrunde ergab sich wenig Neues. Zu
der zuletzt überdurchschnittlich hohen und teilweise tendenziösen
Berichterstattung in der überregionalen Presse gab sich Strunz
kämpferisch. „Es gibt Leute, die unsere Erfolge torpedieren wollen,
aber das motiviert mich. Ich bin von Erich Ribbeck bei Bayern München
nach Stuttgart geschickt worden und habe mir vorgenommen, dass ich
zurückkehren werde. Das habe ich nach drei Jahren geschafft und ich
werde genauso die Ziele mit Rot-Weiss Essen erreichen, die ich mir
gesteckt habe.“ Diese Kampfansage war vom gleichen Optimismus geprägt,
die Strunz während der ganzen Veranstaltung ausstrahlte. Wir wünschen
ihm, dass der Erfolg ihm am Ende Recht geben wird.