04.06.2009

Borussia Dortmund - Rot-Weiss Essen


Die Meister-Mannschaft

Dem ein oder anderen Beobachter der Regionalliga-West dürfte die Ironie wohl aufgefallen sein: ausgerechnet am letzten Spieltag der Saison trifft Rot-Weiss Essen genau auf die Mannschaft, die exakt dort steht, wo sich der Verein von der Hafenstraße am Ende gerne gesehen hätten. Die Zweitvertretung des BVB steht als Meister und einziger Aufsteiger fest.

Thomas Strunz Dabei haben die kleinen Dortmunder unter der Saison eben genau die Voraussetzungen mitgebracht, die es braucht, um in dieser Liga Meister zu werden. Konstanz, Konstanz und noch einmal Konstanz. Vor allem in der Rückrunde, für die sich so mancher Aufstiegskonkurrent soviel vorgenommen, aber unter dem Strich so wenig erreicht hat, zeigten die jungen Nachwuchskicker herausragende Leistungen. Die Dortmunder legten dabei eine erschreckend gute Heimbilanz vor: die Mannschaft von Trainer Theo Schneider ist in den letzten sechs Heimspielen als Sieger vom Feld gegangen und hat keines der letzten elf Spiele in heimischen Gefilden verloren.

Da kommen die Spieler von der Hafenstraße gerade recht. Dort ist man nun schon seit 13 Auswärtsspielen ohne Sieg. Noch schlimmer: im Club geht es weiterhin drunter und drüber. Nach dem verlorenen Pokalspiel gegen den VfB Speldorf kochten die Emotionen bei Fans und Verantwortlichen noch einmal hoch. Unser Verein verfehlt auch im dritten Jahr in Folge die sportlichen Ziele und noch immer fällt es den Verantwortlichen schwer eine gemeinsame Linie zu finden. Stattdessen ergeht man sich in medialen Schlammschlachten, lancierten Halbwahrheiten und öffentlichen Schimpfkanonaden, während der Club im freien Fall nach unten saust. Wären wir nicht mittlerweile in den tiefsten Niederungen der vierten Liga verschwunden, Deutschland hätte einen neuen Hollywood-Verein.

Immerhin ist nun klar, dass Thomas Strunz auch in der nächsten Saison die sportlichen Geschicke des Vereins lenken wird. Strunz wird dabei neben der Funktion als sportlicher Geschäftsführer ebenfalls die Verantwortung an der Seitenlinie übernehmen. Bedenkt man die Halbwertszeit eines durchschnittlichen Trainers an der Hafenstraße, ist dies nicht nur eine mutige, sondern vor allem eine riskante Entscheidung, die ohne Zweifel weiteren Diskussionsstoff nach sich ziehen wird. Ruhe an der Hafenstraße wird in der Sommerpause sicher nicht einkehren.

Dabei ist es doch gerade das ruhige Umfeld, das erfolgreiche Mannschaften ausmacht. Welcher Spieler fährt schon gern durch stürmische Gewässer? Man schaue also auch hier nach Dortmund, wo sich die Nachwuchskicker des BVB heimlich, still und leise gen Tabellenspitze befördert haben. Wer dann noch 86 Mal in des Gegners Netz trifft und damit den stärksten Angriff der Liga stellt, steigt vollkommen zu Recht auf. Das einzig Positive an der Hafenstraße ist dagegen in dieser Saison eben ausschließlich die Torbilanz. Die steht nämlich dank Sascha Mölders tatsächlich im Plus.
Dennoch traf man unter dem Strich, und auch das machten die Amateurkicker des künftigen Drittligisten aus Dortmund wesentlich besser, viel zu wenig in das Gehäuse des Gegners.

Dass sich diese beiden ungleichen Teams nun am kommenden Samstag zum Schaulaufen im Signal-Iduna-Park einfinden, macht die Gegensätze nur offensichtlicher. Vermutlich erstmals in dieser Saison werden mehr Fans einer Zweitvertretung ihrer Heimmannschaft zujubeln, als RWE-Fans den Weg nach Dortmund antreten. Und am Ende, wenn der Schiedsrichter um etwa 15:45 seine Pfeife zum Saisonabschluss ertönen lässt, wird manch einer kräftig durchatmen. Sommerpause! Gott sei Dank!


 

Bilanz gegen Borussia Dortmund II

Regionalliga Nord
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 2 2 0 4
Auswärts 1 3 0 4
Gesamt 3 5 0 8
Regionalliga West
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 1 0 1 2
Auswärts 0 1 0 1
Gesamt 1 1 1 3
Gesamt
  Siege Unentschieden Niederlagen Gesamt
Heim 3 2 1 6
Auswärts 1 4 0 5
Gesamt 4 6 1 11