Knapp daneben ist auch vorbei...

Am 30. Spieltag hat RWE knapp den ersten Auswärtssieg seit September 2008 verpasst. Trotz eines 0:2 Pausenrückstandes drehten die Mannen von Teamchef Thomas Strunz in der Zweiten Halbzeit richtig auf und erzielten den Ausgleich. Der Führungstreffer blieb ihnen jedoch trotz guter Chancen verwehrt.

Ursprünglich war geplant, dass die Begegnung im Borussia-Park statt findet. Da sich aber aufgrund der sportlichen Entwicklung bei RWE und dem Spieltermin unter der Woche früh abzeichnete, dass kein großes Stadion nötig sei, spielte man schließlich doch im Heimstadion der Amateure von Borussia Mönchengladbach, im Grenzlandstadion in Rheydt. Das Stadion erinnerte auch eher an eine Bezirkssportanlage, war jedoch dem Zuschauerandrang von 487 Besuchern genau angemessen. Selbst die Stehplatzbesucher mussten sich nicht in den Regen stellen, sondern konnten auf der überdachten Sitztribüne Platz nehmen.

Im Vergleich zur letzten Partie gegen Kleve wirbelte Thomas Strunz seine Startformation kräftig durcheinander. Die erfahrenen Michael Lorenz und Jozef Kotula mussten verletzungsbedingt beziehungsweise gesperrt passen, aber auch Markus Neumayr, Dirk Caspers, Markus Kurth und Robert Mainka mussten zunächst auf der Bank Platz nehmen. Turgul Aydin, Michel Harrer, Stefan Kühne, Bora Karadag, Stefan Lorenz und überraschenderweise Silvio Pagano als Rechtsverteidiger erlebten den Anpfiff vom Rasen aus mit, Sascha Mölders durfte die Kapitänsbinde tragen und war die einzige Spitze im 4-2-3-1-System.

Von Anpfiff an merkte man dem Gast aus Essen den Willen an, die Partie zu kontrollieren und so zu Torchancen zu kommen. Einigen Torchancen zu Beginn der Partie folgte eine lange Zeitspanne, in der sich beide Mannschaften weitestgehend neutralisierten, die Essener aber deutlich mehr Ballbesitz hatten. Nach 30 Minuten allerdings folgte die kalte Dusche für die rot-weisse Hintermannschaft. Nach einem Ballverlust reicht ein einziger Diagonalpass aus, um die komplette Verteidigung auszuhebeln, und Robin Himmelmann kann den Schuss von Moses Lamidi nicht mehr entscheidend abwehren, 1:0 für die Heimmannschaft. Nur acht Minuten später spielt Turgul Aydin einen schlechten Rückpass auf Stefan Lorenz, der auf nassem Boden ausrutscht. Profi Moses Lamidi schnappt sich den Ball, umkurvt Himmelmann und muss nur noch einschieben. Plötzlich liegt RWE in einem Spiel mit 2:0 zurück, welches man eigentlich vorher dominiert hatte.

Wer in den letzten Wochen die Spiele des Deutschen Meisters von 1955 gesehen hatte, war überzeugt, dass jetzt normalerweise die Mannschaft in so einer Situation komplett zusammenbricht. Doch Thomas Strunz und Ralf Außem überraschten mit gleich drei Wechseln in der Halbzeit. Harrer, Karadag und Aydin mussten den Platz verlassen, es kamen der angeschlagene Kurth, Mainka und Neumayr. Das Experiment mit den jungen Spielern hatte nicht geklappt, nun sollte die Erfahrung wenigstens noch einen Punkt retten.

Und der Versuch klappte. Die drei eingewechselten Akteure sorgten direkt für Schwung, wenige Sekunden nach Wiederanpfiff hatte Robert Mainka die erste dicke Chance zum Anschlusstreffer, der Ball strich über die Latte. In der Folgezeit kam der Gast zu einigen Chancen, bis schließlich der erneut starke Stefan Kühne nach einem Eckball das 1:2 erzielen konnte (59. Minute). Gladbach wirkte nun noch nervöser, Essen machte weiter Druck. Fast logischerweise fiel nach 73 Minuten das 2:2, nachdem sich Mainka stark durchgesetzt hatte und den Ball nur noch auf den mitgelaufenen Mike Wunderlich zurücklegen musste.

Der Widerstand des Gastgebers war nur endgültig gebrochen, RWE drückte auf das entscheidende Tor. Und tatsächlich gab es noch die große Chance für den Dreier. Nach einer Flanke des in Halbzeit Zwei deutlich verbesserten Silvio Pagano köpfte Sascha Mölders das Leder nur um Millimeter am Tor vorbei. So blieb es schließlich beim Unentschieden, welches die mitgereisten Fans aufgrund der Aufholjagd im zweiten Durchgang größtenteils zufrieden stellte.

Bereits am Freitag geht es für die Rot-Weissen weiter mit dem Heimspiel gegen die Zweite Mannschaft von Bayer Leverkusen. Um die Saison versöhnlich abzuschließen, sollte auch diese Begegnung gewonnen werden, zumal mit dem 2:4 im Hinspiel der Essener Negativlauf begann. Viel wichtiger als die Resultate der kommenden Spiele wird aber das Ergebnis der Mitgliederversammlung am Donnerstag sein. Denn dort entscheiden nicht die Tore, sondern die Fans, wie die Zukunft von RWE aussieht.

Jawattdenn-Spielerbewertung

Himmelmann [2-]	Pagano [3+]	S. Lorenz [3]	Zinke [3+]	Bührer [2-]
Aydin [3]	Kühne [2]	Harrer [3+]	Wunderlich [2]	Karadag [3]
Mölders [3+]	Kurth [3+]	Neumayr [3]	Mainka [2-]