Da waren es nur noch sieben
Wieder
einmal lagen Freud und Leid viel zu nah beieinander.
Wieder einmal verschenkte die Mannschaft überlebenswichtige
Punkte in den Schlussminuten. Wieder einmal mussten
die Fans, die weiterhin wie eine Mauer hinter den
erfolglosen Spielern standen, die harte Realität
hinnehmen. Ein Punkt nach einem sehenswerten Spiel
in Wuppertal ist zu wenig für ein Wunder, das
auch theoretisch immer unwahrscheinlicher wird.
Alles wie gehabt in Wuppertal? Mitnichten! Der lange
überfällige Umbau des Stadions am Zoo änderte
die Stammplätze der mitgereisten Gäste.
Die Wuppertaler versammelten sich auf der neu entstandenen
Hintertortribüne, für die gegnerischen Zuschauer
dient momentan ein Teil der Gegengeraden, solange
die zweite Tribüne hinter dem gegenüberliegenden
Tor noch nicht fertig gestellt ist. Die Sicht war
das erste Mal weniger schlecht als gewohnt im Bergischen
Land.
Michael Kulm vertraute weitestgehend der Elf, die
den Sieg im Niederrheinpokal gegen Düsseldorf
geholt hatte. Guie-Mien musste verletzungsbedingt
passen. Für ihn rückte Sercan Güvenisik
in die Startelf. Daniel Masuch kehrte ins Tor zurück
und David Czyszczon wurde durch Michael Lorenz ersetzt.
Bei Wuppertal waren einige alte Bekannte zu beobachten.
André Wiwerink spielt nun schon seine dritte
Spielzeit beim WSV. Im Winter stieß darüber
hinaus Victor-Hugo Lorenzón in das Team. Sein
Gastspiel in Jena verlief wenig erfolgreich, so dass
einer der stärksten RWE-Akteure der letzten Saison
wieder in der Dritten Liga zu finden ist.
Für Wuppertal war ganz klar, dass es gegen RWE
ein Spaziergang wird. Wie anders sollte man sonst
die Aussage von Wuppertals Innenverteidiger Stuckmann
verstehen, dass seine Gelbsperre nicht so schlimm
sei, da Wuppertal ja nur gegen RWE spiele. Wenn die
Situation, um Rot-Weiss Essen nicht prekär genug
wäre,
hätte alleine diese Aussage, der Mannschaft Motivation
genug sein müssen. Dies setzte sie von Beginn
an um. Der WSV war sichtlich überrascht, wie
aggressiv und konzentriert das Team von der Hafenstraße
agierte. Schon nach zehn Minuten fiel der erste Treffer.
Stijn Haeldermans setzte Sercan Güvenisik mit
einem Zuckerpass in Szene. Dieser sah, dass Torwart
Christian Maly aus seinem Tor geeilt war und überwand
ihn mit einem sehenswerten Lupfer. In der Folgezeit
wurde auf beiden Seiten um jeden Meter Rasen gekämpft,
ohne jedoch sehenswerte Torchancen herauszuspielen.
Dennoch stockte dem RWE-Anhang kurz vor Pausenpfiff
der Atem. Tobias Damm erreichte auf dem Boden liegend
den Ball im Strafraum, ungefähr zehn Meter vom
Essener Gehäuse entfernt. Der daraus folgende
Schuss ging dann aber weit daneben.
Die Halbzeitshow war dann beeindruckend. Auf Torwandschießen
oder sonstige Halbzeitspielchen wurde verzichtet.
Vier Mitglieder des Fallschirmclubs Remscheid sprangen
aus einem Flugzeug über dem Stadion und landeten
auf dem Rasen. Abgerundet wurde die ganze Aktion durch
eine Ehrenrunde des Flugzeugs, das der Pilot knapp
über die Tribünen steuerte.
Halbzeit Zwei begann zunächst weniger spektakulär.
Die Ereignisse überschlugen sich um die sechzigste
Spielminute herum. Güvenisik, der mit einer Leistung
wie bei diesem Spiel in die Startelf gehört,
konnte sich durchsetzen und spielte Markus Kurth im
Strafraum an. Dieser stand mit dem Rücken zum
Tor und legte auf den herbeigeeilten Sören Brandy
auf. Der Schuss verfehlte das Tor nur knapp. Beim
Gegenangriff hätte es bereits das 1:1 für
Wuppertal geben können. Hüzeyfe Dogan profitierte
von einem Abwehrfehler und konnte aus 15 Metern in
halbrechter Position auf das Tor schießen. Auch
dieser Abschluss ging nur wenige Zentimeter am Gehäuse
des RWE vorbei. Die Wuppertaler erhöhten den
Druck. Zuvor wurden die Hausherren der selbst auferlegten
Favoritenrolle niemals gerecht. In der 66. Minute
parierte Masuch glänzend einen Schuss aus fünf
Metern. Zehn Minuten danach musste er sich einem Elfmeter
von Mahir Saglik geschlagen geben. David Czyszczon,
der für den angeschlagenen Kapitän Lorenz
auf das Feld kam, griff überhart seinen Gegenspieler
im Strafraum an. Der Elfmeterpfiff war folgerichtig.
So darf der Abwehrspieler in dieser Situation nicht
von hinten grätschen.
Rot-Weiss
Essen spielte danach unbeeindruckt durch den Ausgleich
auf. Schon nach drei Minuten war die Führung
wieder hergestellt. Rafael Kaziors Treffer sah etwas
ungelenk aus, da er die Kopfballvorlage von Markus
Kurth mit seinem Bauch über die Linie drückte,
doch der Jubel der mitgereisten Fans war groß.
Doch wir würden hier nicht über RWE berichten,
wenn es nicht doch noch in den letzten Minuten zum
Ausgleich für Wuppertal gekommen wäre. Tobias
Damm wurde kurz vor dem Abpfiff im Strafraum angespielt.
Mitja Schäfer, der den Schussweg auf das Tor
noch hätte blockieren können, sah in aller
Ruhe zu, wie der Wuppertaler sein zehntes Saisontor
erzielte. Dieser Treffer markierte schließlich
auch den Endstand.
Man glaubt immer wieder gegen solche Nackenschläge
abgestumpft zu sein, doch der Anblick der leeren Mienen
von enttäuschten Fans, die weiterhin an die Mannschaft
geglaubt haben, bewegt sehr stark. Wenn schon gute
Leistungen nur zu einem Punkt, oder wie vor einigen
Wochen in Braunschweig nicht einmal dazu, reichen,
dann sieht es finster für die nähere Zukunft
aus. Das Restprogramm scheint durchweg machbar, doch
schwindet der Glaube, dass dieses Team überhaupt
noch etwas reißen kann. Sieben Spiele bleiben
noch, um das nicht mehr für möglich geglaubte
doch noch zu erreichen, aber die Schlinge zieht sich
mit jedem Spieltag erbarmungslos immer weiter zu.
(hs)
|
Wuppertaler SV Borussia
Maly - Lejan, Lorenzon, Wiwerink, Neppe (62. Tavarez)
- Hüz. Dogan, Jerat (65. Rietpietsch), Bölstler,
Hammes (83. Heinzmann) - Saglik, Damm
Rot-Weiss Essen
Masuch - Joseph-Augustin, M. Lorenz (56. Czyszczon),
Sereinig, Schäfer - Gorschlüter, Haeldermans
(68. Klinger) - Kazior (84. Baltes), Brandy - Kurth,
Güvenisik
Tore
0:1 Güvenisik (10.), 1:1 Saglik (77., Foulelfmeter),
1:2 Kazior (80.), 2:2 Damm (88.
Zuschauer
9.190
Schiedsrichter
Aytekin (Nürnberg)
Gelbe Karten
Lejan, Tavarez - Schäfer, Brandy.
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3+
|
Czyszczon |
4
|
Joseph-Augustin |
3-
|
Sereinig |
3-
|
Haeldermans |
3 |
Schäfer |
3-
|
Gorschlüter |
2-
|
Brandy |
2
|
M. Lorenz |
3-
|
Güvenisik |
2
|
Kazior |
2-
|
Kurth |
3- |
|