Platz 11
Eine
Reise nach Bremen lohnt sich! So motiviert es sich,
wenn es am frühen sonnigen Sonntag auf die Reise
über Deutschlands erste Autobahn gen Norden geht.
Irgendwann leitet das Navigationssystem den Wagen
voller Essener Erwartungen über die Weser –
ein schöner Ausblick. Diesen konnten die Essener
auch genießen, würden sie in Bremen drei
Punkte sammeln.
Dass es nach der verkorksten vergangenen Saison in
Essen nicht mehr „Profifußball“ heißt,
wird spätestens dann deutlich, wenn das angesprochene
Navigationssystem auf Höhe des Weserstadions
weitere 200 Meter fordert. Denn irgendwo inmitten
einer schönen Kleingartensiedlung öffnet
sich der Blick auf mehrere Grünflächen.
Um eine dieser Flächen bauten die Bremer einen
Zaun und fügten einige Stufen hinzu. Platz 11
war geboren und ist die Heimat der Bremer Zweitvertretung
(=Amateure). Etwas provisorisch wirkte es schon, als
ca. eine Stunde vor Anpfiff ein Rollwagen mit der
Aufschrift „Tickets“ aus dem Stadion, vorbei
an den wartenden Essenern, geschoben wurde.
Platz 11 – es ist auch der unbeliebte Platz in
der Regionalliga, der mit allen Mitteln verhindert
werden muss. Einerseits befanden sich die Essener
vor diesem Spieltag auf jenem unbeliebten Platz, andererseits
bestand die Chance, mit einem Sieg bis auf vier Punkte
auf die Aufstiegsränge zuzugehen.
Merklich
engagiert versuchten die Gäste von Anfang an,
das junge Team unter Druck zu setzen. Bis auf die
verletzten Sercan Güvenisik und David Czyszczon
konnte Bonan auf das gegen Wuppertal erfolgreiche
Team zurückgreifen. Nach fünf Minuten wäre
beinahe das anfängliche Pressing belohnt worden.
Nach einem schönen Pass von Rolf-Christel Guie-Mien
stand Sören Brandy frei vor dem Bremer Kasten,
verhinderte aber mit einem Schüsschen selbst
die Möglichkeit zur frühen Führung.
Allerdings offenbarten die ersten Minuten, dass RWE
Platz 11 mit einem Sieg verlassen wollte. Und als
der erneut stark aufspielende Daniel Sereinig nach
neun Minuten den Ball in Mittelstürmer-Manier
mit der Brust annahm und glänzend verwertete,
wurde eine gute Anfangsphase belohnt.
Die Essener versuchten in den Folgeminuten das Spiel
zu beherrschen. Guie-Mien, traf die Latte, Tim Erfen
den Pfosten und Markus Kurth verpasste per Flugkopfball
knapp das Tor. Damit hatten die Essener beste Möglichkeiten
zur Entscheidung in der ersten Halbzeit. Auf der anderen
Seite sorgten zwei Weitschüsse für temporäre
Gefahr. Dabei wirkte vor allen Dingen die rechte Seite
in Essens Verteidigung nicht immer sicher. Dennoch
bestand in keiner Minute der ersten Hälfte wirklich
das Gefühl, dass es an diesem Tag einen anderen
Sieger als Essen geben könnte. Dieses Gefühl
verhärtete sich, als Neuzugang Kurth endlich
seinen
ersten Treffer bejubeln durfte. Nach einer schönen
Flanke köpfte er den Ball routiniert ins lange
Eck.
Mit einer hoch verdienten Führung verabschiedeten
sich die Gäste zur Halbzeitpause. Ein Spielstand
von 3:1 aus Essener Sicht wäre sicherlich gerechter
gewesen, da beide Mannschaften gute Chancen besaßen,
doch im Gästefanbereich beschwerte sich niemand.
In der zweiten Halbzeit wurde es höchstens auf
der Tribüne enger, als einige Fans aus Bremen
ihren Essener Freunden einen Besuch abstatteten. Auf
dem Platz dagegen war alles klar. Die Bremer, sicherlich
in einigen Szenen technisch stärker, verloren
immer mehr den Überblick auf dem Platz. Nach
einer guten Kombination im Mittelfeld setzte sich
Guie-Mien in einer 1:1-Situation durch und traf zum
3:0 – die Entscheidung.
Danach überschlugen sich die Ereignisse. Negativ
waren sicherlich die fünfte gelbe Karte für
Gorschlüter sowie die Verletzung von Kapitän
Stefan Lorenz. Auch sein Bruder Michael Lorenz musste
verletzt das Spielfeld verlassen. Ein wenig unsortiert
ließen es die Essener jetzt etwas lässiger
angehen und die Bremer
bestimmten die Schlussminuten. Nach einem Foul an
den österreichischen Nationalspieler Martin Harnik,
entschied Schiedsrichter Thomas Frank zu recht auf
Elfmeter, den allerdings der bis dahin wenig beschäftigte
Torhüter Daniel Masuch erfolgreich gegen Max
Kruse parieren konnte. So blieb es bei einem Spiel
"zu Null". Nur im Angriff war das letzte
Wort nicht gesprochen. Nach einem Konter durfte sich
auch André Schei Lindbaek erstmalig in der
Liga in die Torschützenliste eintragen. 4:0 -
ein vielleicht zu hohes Ergebnis, doch mit Essen fand
der Sonntag auf Platz 11 den richtigen Sieger.
Ein letztes Mal wurde an diesem Tag das Navigationssystem
bedient. „Heimat“ wurde eingegeben und ein
wenig verträumt der Zusatz „Stadt eines
baldigen Zweitligisten“ geflüstert. Ob es
bald lauter erschallen wird hängt auch von den
kommenden Wochen ab, in denen nur Mannschaften als
Gegner folgen, die hinter RWE in der Tabelle positioniert
stehen.
(tp)
.
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Werder Bremen II
Pellatz - Holsing, Mohr, Stallbaum, Erdem (77. Theuerkauf)
- D. Schmidt, M. Kruse - Heider, Löning (46.
Grundt) - K. Schindler, Harnik
Rot-Weiss Essen
Masuch - Erfen, S. Lorenz (51. Klinger), Sereinig,
Andersen - Kotula, M. Lorenz (65. Kazior), Gorschlüter,
Brandy - Guie-Mien, Kurth (76. Lindbaek)
Tore
0:1 Sereinig (9.), 0:2 Kurth (40.), 0:3 Guie-Mien
(55.), 0:4 Lindbaek (86.)
Zuschauer
1.400
Schiedsrichter
Frank (Hannover)
Gelbe Karten
Holsing, Erdem, Harnik, Stallbaum - Gorschlüter,
Brandy, Lindbaek
Besondere Vorkommnisse
M. Kruse (Bremen) scheitert mit Foulelfmeter an Masuch
(85.).
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
2+
|
St. Lorenz |
2
|
Klinger |
3+
|
Andersen |
3+
|
Sereinig |
1
|
Erfen |
3+
|
Kotula |
3+
|
Gorschlüter |
1-
|
Brandy |
2
|
M. Lorenz |
3+
|
Guie-Mien |
1- |
Kurth |
2+ |
|