Auswärtsstarke Essener gegen heimschwache Verler
"Sportbegeisterte junge Männer, beseelt
von den neuen Idealen, fanden sich zusammen, interessierten
weitere Anhänger des Sports und gründeten
am 6. September 1924 den Sportclub Verl".
So beginnt die Vereinshistorie unseres nächsten
Gegners.
Immerhin ist der Sportclub das Aushängeschild
der ostwestfälischen Kleinstadt mit knapp 25.000
Einwohnern. Verl hat zwar nie in der Bundesliga gespielt,
doch ist der Bekanntheitsgrad des Fußballvereins
durch stete Leistungen im Amateurbereich recht groß.
Zu überregionaler Erwähnung dürfte
auch ein kulinarisches Highlight verholfen haben.
Die Jubiläumsbratwurst der Firma Kleinemas nimmt
in sämtlichen bekannten Stadionbratwursttests
einen Platz im oberen Bereich ein. Die "Westphalian
Country Butchers", wie auf der zweisprachigen
Internetseite des Herstellers zu lesen ist, sorgen
auch diese Saison wieder für Gaumenfreude beim
Essener Anhang. Aber zurück zum Sportlichen.
1986 gelang dem SC Verl der Aufstieg in die Oberliga,
der damaligen dritten Spielklasse, und in der Saison
93/94 die Qualifikation zur neu gegründeten Regionalliga
West/Südwest. In der folgenden Saison wurden
die Ostwestfalen Vizemeister hinter Aufsteiger Arminia
Bielefeld. RWE wurde in dieser Saison Vierter.
Mit zwei kurzen Unterbrechungen (Aufstieg 2. Bundesliga/Abstieg
Oberliga) trafen die Rot-Weissen also regelmäßig
auf die Verler, mit mehr oder weniger mäßigem
Erfolg. Über die 0:5-Klatsche im Heimspiel der
Saison 97/98 legen wir doch einfach den Mantel des
Schweigens. Auch das Rückspiel war mit neun Toren
und einer 4:5 Niederlage unseres RWE für den
neutralen Zuschauer bestimmt sehr unterhaltsam, trug
aber mit zum bitteren Rot-Weissen Abstieg in dieser
Saison bei.
In der Saison 2002/03 dann das letzte Aufeinandertreffen
mit zwei denkwürdigen Spielen. Im Hinspiel glaubten
sich die Rot-Weiss-Fans unter den 6787 Zuschauern
in einem falschen Film. Verl gewann beim Aufstiegsaspiranten
mit 5:4 (zwischenzeitlich stand es sogar 5:2 für
den SCV) und sorgte für eine stürmische
Woche an der Hafenstraße. Achim Weber, derzeit
Sportlicher Leiter bei der Wuppertaler SV Borussia,
schoss zwar in den Schlussminuten noch zwei Tore,
die Aufholjagd kam aber zu spät.
Im Rückspiel gingen die Essener in der ersten
Hälfte in Führung (Torschütze war übrigens
Heiko Bonan), kassierten aber in der 82. Minute den
Ausgleich. Nachdem sich schon die meisten Zuschauer
auf ein Unentschieden eingerichtet hatten, traf Ronny
Ernst in der Schlussminute zum 2:1 Siegtreffer. Verl
stieg in dieser Saison aus der Regionalliga ab, Essen
wurde hinter dem VfL Osnabrück Dritter.
Nach vier Jahren klappte dann endlich das Comeback
in die Regionalliga. Die letzte Saison beendeten die
Verler als souveräner Aufsteiger mit 13 Punkten
Vorsprung auf den Tabellenzweiten Schalke 04 II. Auch
in die neue Saison starteten die Ostwestfalen optimal
mit einem Sieg bei Cottbus II. Danach folgten allerdings
drei Niederlagen.
Punktetechnisch geht auf fremden Plätzen weiterhin
mehr als im heimischen Stadion an der Poststraße.
13 Auswärtspunkte stehen zwei mickrigen Heimpunkten
gegenüber. Das ist auch einer der Gründe,
warum Verl zur Zeit auf dem 17. Tabellenplatz steht.
Auswärtsstarke Essener gegen heimschwache Verler,
so also die Konstellation für Samstag.
Große Namen, wie die ehemaligen Verler Arne
Friedrich, Ansgar Brinkmann, Angelo Vier und Ulf Raschke
sucht man im aktuellen Kader vergeblich. Der (nicht
wirklich) bekannteste Spieler dürfte neben Oberliga-Torjäger
Daniel Scherning (kam von Arminia Bielefeld II) Alexander
Ende (Preußen Münster) sein.
Die Truppe um Trainer Mario Ermisch wird nach dem
Punktgewinn in Berlin am letzten Spieltag alles versuchen,
um endlich den ersten Heimsieg einzufahren. Aber auch
RWE-Coach Heiko Bonan setzt auf Sieg und gibt drei
Punkte als erklärtes Ziel aus.
Der Trainer ging unter der Woche im Viertelfinalspiel
des Diebels-Niederrhein-Pokals kein Risiko ein und
gönnte nach der harten Englischen Woche seinen
Stammspielern eine Ruhepause oder maximal einen Kurzeinsatz.
Die Rot-Weisse Reserve gewann trotzdem souverän
durch Tore von Uzun (2), Vincent Wagner und Chamdin
Said mit 4:1 und trifft nun im Halbfinale auf den
Sieger VFB Homberg gegen TuRu Düsseldorf.
Bis auf die Langzeitverletzten sind alle Mann an Bord
und Bonan wird wieder auf die erfolgreiche Startaufstellung
der letzten Spiele vertrauen.
Hoffen wir also auf drei Punkte und the delicious
Jubiläumsbratwurst from the Westphalian Country
Butchers.
(op)
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