Rot-Weiß Oberhausen - RWE
Vielen Dank an "Wald" für den
Gastbericht
Das Ruhrgebietsderby
Wenn es am Sonntag bei hoffentlich schönem
Fußballwetter zur 61. Auflage des Spiels der
beiden Mannschaft kommt, lohnt es sich einmal zurückzuschauen
auf die Duelle der letzten 34 Jahre seit Einführung
der 1. Bundesliga 1963.
Es wurden seitdem 35 Meisterschaftsspiele zwischen
den Vereinen ausgetragen. Man traf sich in der 1.
Liga zu vierSpielen,
in der 2. Liga zu 22 Spielen und in der 3. Liga zu
bisher neun Spielen.
Sechs von 35 Spielen entschied RWO für sich,
zwölf gingen mit Sieg für RWE aus, aber
17 Spiele endeten Unentschieden. Beinahe jedes zweite
Spiel endete also Remis. Ein Zeichen dafür, wie
umkämpft die Spiele jedes Mal waren. Als 1963
die 1. Bundesliga eingeführt wurde, war zumindest
der RWO ein Anwärter dafür und hätte
nach den Ergebnissen der Vorjahre in der damaligen
Oberliga – West einen Platz verdient gehabt,
wurde aber, noch während das Spieljahr lief,
vom DFB ausgebootet. Stattdessen hievte man den Meidericher
Spielverein in die neue Liga, wohl auch, weil dort
ein Stadionneubau vorgesehen war. RWE ging es nicht
viel anders.
In den Jahren danach ging es für beide Vereine
nur um eins: Aufstieg in die Bundesliga! Davon waren
die Spielzeiten 63/64 – 68/69 geprägt. Die
hitzigen Duelle fanden vor voll besetzten Hütten
statt und waren an Spannung kaum zu überbieten.
Es knisterte auf den Rängen und gleichermaßen
auf dem Platz.
Ein Blick in die RWO – Historie aus dem Aufstiegsjahr
1969 (Quelle: RWO Chronik)
Eine Woche nachdem die bis 1996 letzte Straßenbahn
durch Oberhausen gefahren war (13.10.1968), sah die
Essener Hafenstraße die Neuauflage des letztjährigen
spannenden Saisonfinales. Die damals unglückliche
Niederlage bei RW Essen, die danach in der Aufstiegsrunde
knapp an Hertha BSC gescheitert waren, sollte sich
auf keinen Fall wiederholen. Oberbürgermeisterin
Luise Albertz und Ruhrbischof Franz Hengsbach waren
neben 36.000 weiteren Zuschauern zum Spiel gereist.
Beide Mannschaften wußten, wieviel schon zu
Beginn der noch jungen Saison auf dem Spiel stand.
Daher war es nicht verwunderlich, daß nur ein
äußerst nervöses und zerfahrenes Spiel
zustande kam. Torschüsse blieben Mangelware,
und auch der erstmalige Einsatz von Krauthausen, der
zwölf Minuten vor dem Ende für Dausmann
kam, brachte nichts ein. Mit 0:0 trennten sich die
Teams im äußerst spannenden, aber keineswegs
hochklassigen Regionalligaduell. Kuno Klötzer,
Trainer der Essener, äußerte hinterher
das, was alle dachten: 'Das Ergebnis geht in Ordnung.
Die Oberhausener waren unser bisher stärkster
Gegner und werden in dieser Form ihren Weg machen.
Wir müssen mit diesem einen Punkt zufrieden sein.'
Das Rückspiel gegen RW Essen ist bei vielen älteren
Fußballfreunden noch in bester Erinnerung. 0:1
lag die RWO-Elf im eigenen Stadion zurück (Lippens,
72.), als die Essener einen Elfmeter zugesprochen
bekamen. 'Ente' Lippens galt als eiskalter Vollstrecker,
doch dann scheiterte er an Wolfgang Scheid. Noch einmal
ging ein Ruck durch das Kleeblatt-Team. Der Ausgleichstreffer
wird wohl in die Geschichte des Vereins eingehen:
Franz Krauthausen wurde in dem Moment verletzt vom
Platz getragen, als Lippens zum Strafstoß anlief.
Scheid hielt, und so sprang der 'Schwatte Franz' kurz
vor dem Seitenausgang von der Trage, stürmte
zurück auf das Spielfeld und 'kanonierte' wenig
später in seiner unnachahmlichen Art den Ball
zum Ausgleich in die Maschen. 29.000 Zuschauer waren
begeistert. Sechs Punkte Vorsprung vor dem Tabellendritten
RW Essen bei acht noch ausstehenden Partien schienen
die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zu bedeuten.
In diesem Jahr 1969 zogen sowohl der RWO (1.) als
auch RWE (2.) in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga
und setzten sich in ihren Aufstiegsgruppen durch.
Ich habe als Junge damals beide Spiele miterlebt.
Beim Spiel in Essen war das Gedränge vor den
Kassen so groß, dass ich befürchtete an
den Gittern erdrückt zu werden. Ich kletterte
den Zaun hoch, sprang auf das Kassenhäuschen
und erreichte unbehelligt von Ordnern den Innenraum.
Die Erleichterung unbeschadet davon gekommen zu sein,
war jedenfalls größer als der Spaß,
die Eintrittskarte eingespart zu haben.
Die Hitzigkeit dieser Duelle der damaligen Jahre war
für mich jedenfalls Auslöser für die
Begeisterung zum Verein. Und wenn ich heute Plakate
sehe, wo wiederum unsere Vereine angekündigt
werden, kocht es wieder hoch. Und wie mir wird es
manchen anderen gehen,
die damals noch dabei waren.
Die Brisanz in der Rivalität dieser Jahre wurde
seitdem nicht mehr erreicht. Die Tristesse von Abstiegen
und Lizenzentzügen ließ in der Folge in
Oberhausen die Anhängerschaft wegbrechen, die
Essener Fanszene blieb erstaunlich treu bis in die
Oberliga hinein. Beide Vereine standen mehrmals vor
dem wirtschaftlichen Kollaps.
Während RWO es zwischenzeitlich noch einmal schaffte,
sich 7 Jahre in der 2. Liga zu behaupten, um dann
doch wieder nach unten zu wandern, auch weil die Vereinsführung
in der Zeit des Sonnenkönigs versäumte sich
neu in der Stadt zu verankern, geht die Reise
von RWE nach langer Durststrecke seit 2004 wieder
nach oben, wenn auch mit 2 Abstiegen verbunden und
bleibt doch konstant auf dem Weg in den Profisport.
Der Abstieg von RWE aus der zweiten Liga und der Durchmarsch
von RWO in der Oberliga / Sonderschicht machte es
diese Jahr wieder möglich. Derbytime.
Mit neuer, moderner und offener Vereinsführung,
mit neuem Trainer, der sich eine Mannschaft zusammenstellte,
die zusammenpasst, mit neu entfachter Begeisterung
in der klein gewordenen Anhängerschaft ging es
für den Aufsteiger der Oberliga im ersten Spiel
der Regionalliga am 28.07.07 ausgerechnet zum ambitionierten
Nachbarverein Rot- Weiss Essen.
Für
Essener schien klar zu sein, dass man den Oberligisten
wegputzen würde. RWE mit dem Handicap, wieder
eine fast komplette neue Mannschaft gegen den eingespielten
´Oberligisten`aufbieten zu müssen, scheiterte
grandios.
Vor 16000 Zuschauern, darunter ca. 3000 aus Oberhausen,
demontierte man die Essener mit 4:1. Es sah nach einer
Vorführung aus. Oberhausener auf den Rängen
und am Ticker konnten ihr Glück kaum fassen.
Ein Kantersieg gegen den hohen Ligafavoriten und Erzgegner
geschafft zu haben, das war nötig, um mit genügend
Selbstbewusstsein das Thema Qualifikation für
die 3. Liga anzugehen.
Am Ende der Hinrunde steht RWO mit 31 Punkten voll
im Soll auf dem 4. Tabellenplatz und hat einige begeisternde
Spiele in der Liga abgeliefert, hat sich nicht versteckt,
sondern mit Angriffsfußball die 3. meisten Tore
in der Liga erzielt. Das Team hat aber auch in einigen
Partien Lehrgeld bezahlen müssen, mindestens
im Spiel gegen den WSV, das man nach drückender
Überlegenheit dennoch 1:0 verlor.
Anfangs belächelt wird der Mannschaft und dem
Verein aus der ganzen Liga mehr und mehr Respekt entgegen
gebracht. Das letzte Spiel gegen Union Berlin wurde
mit einer Leichtigkeit und Spritzigkeit 3:0 gewonnen,
wie es auch in Oberhausen keiner vor der Saison der
Mannschaft zugetraut hätte. Ziel bleibt für
den Verein weiterhin die Quali, jeder bisher erreichte
Punkt wird als Punkt gegen den Abstieg gezählt.
Dass RWE sich nach anfänglichen Schwierigkeiten
nun endlich gefangen hat und nach einer guten Serie
dort steht wo sie mindestens hinwollten, mit Markus
Kurth nicht nur einen guten Stürmer, sondern
wohl auch einen Mann für den Mannschaftsgeist
geholt hat, dass Lindbaek nun wohl endlich integriert
ist, ein Mittelstürmer mit echten Torjägerqualitäten,
und dass Gui-Men so stabil in Mittelfeld und Sturm
ackert, macht die Gefährlichkeit von RWE aus.
Für das Rückspiel am Sonntag, den 2.12.07
ist also wieder ein „heißer Tanz“
angesagt. Bei RWO wird Jens Robben, das schlampige
Genie im vorderen Mittelfeld, aufgrund seiner gelb-roten
Karte schmerzlich vermisst werden, doch auch der RWE
muss seit Wochen mit seiner Verletztenmisere zurecht
kommen.
Bei mir kribbelt´s schon.
Ich wünsche mir eine volle Bude, gute Stimmung,
ein Superspiel, bei dem beide Mannschaften auf Sieg
spielen und am Ende, dass der RWO gewinnt!
(wald)
Bilder: Regionalliga Nord Saison
2005/06 - Rot-Weiß Oberhausen - Rot-Weiss Essen
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