Glücklose Essener gegen zahnlose Wölfe
An diesem Wochenende steht für Rot-Weiss
Essen wieder mal ein Schicksalsspiel an. Es muss gewonnen
werden, damit der Abstand zu Platz zehn nicht jetzt
schon zu groß wird. Bei einem Sieg und entsprechenden
Ergebnissen der Konkurrenz hätte man nur zwei
Punkte Rückstand, bei einer Niederlage dagegen
würden langsam die Lichter an der Hafenstraße
ausgehen und Heiko Bonan wäre wohl fortan arbeitslos.
Doch ein Blick auf die Tabelle lässt hoffen.
Eigentlich darf es in dieser Partie nur einen Sieger
geben, denn die Vertretung des VfL Wolfsburg zeichnet
sich in dieser Saison durch erschreckende Harmlosigkeit
aus. Während die erste Mannschaft die letzten
Spiele außergewöhnlich erfolgreich bestreiten
und auch in der Turnhalle in Herne-Ost einen 2:1-Auswärtssieg
verbuchen konnte, gab es für die „kleinen
Wölfe“ zwei herbe Klatschen in Erfurt (0:5)
und zu Hause gegen die von Uwe Neuhaus trainierte
Mannschaft von Union Berlin (0:3). Das ursprünglich
erhoffte Ziel, die Qualifikation für die eingleisige
Dritte Liga, ist jetzt schon verfehlt und praktisch
nicht mehr zu schaffen. Wolfsburg wird wohl in die
Vierte Liga absteigen.
Die Unterlegenheit der Wolfsburger konnte man auch
schon im Hinspiel erkennen. Nach Toren von Kotula,
Güvenisik und Stoppelkamp war das Spiel bereits
nach 22 Minuten entschieden. RWE fuhr den ersten Sieg
der Saison ein und startete im Anschluss daran eine
kleine Serie. Die Hoffnung, dass auch das Spiel am
Samstag gewonnen wird und danach wieder eine Serie
gestartet wird, ist auch an der Hafenstraße
vorhanden.
Über die ganze Saison gesehen war Wolfsburg die
klar schlechteste Mannschaft, was die Tabelle auch
jedem Betrachter deutlich vor Augen führt. Nur
drei Siege und 14 Punkte aus bisher 22 Spielen bedeuten
den mit Abstand letzten Tabellenplatz. Bei 14 geschossenen
Toren (zweitschlechtester Wert der Liga) und 52 kassierten
Treffern hat der Aufsteiger mit -38 das schlechteste
Torverhältnis der Regionalliga. Die Defensive
scheint also die größte Schwäche der
Mannschaft von Trainer Petar Houbtchev, der das Team
in der Winterpause übernahm, zu sein. Von den
letzten fünfzehn Spielen konnte man nur ein einziges
gewinnen, das allerdings überraschenderweise
in Emden (19. Spieltag, 2:1).
Doppelter Torschütze in diesem Spiel war der
23-jährige Ex-Essener Philipp Kreuels, der im
Sommer 2005 RWE in Richtung Wolfsburg II verließ,
nachdem er sich bei der ersten Mannschaft nicht durchsetzen
konnte. Vor wenigen Wochen erhielt Kreuels als Belohnung
für seine guten Leistungen einen Profivertrag.
Ein weiterer ehemaliger Rot-Weiss Spieler steht in
den Reihen von Wolfsburg II: Benjamin Venekamp konnte
sich bisher allerdings nicht richtig durchsetzen und
bestritt seit dem 12. Spieltag kein Spiel mehr. Der
beste Torschütze mit bisher vier Treffern ist
der 21-jährige Nick Proschwitz. Weitere bekannte
Namen dagegen sucht man im Kader des Tabellenletzten
fast vergeblich. Der Außenverteidiger Sergej
Karimov war Ende Januar in aller Munde, nachdem er
in allerletzter Minute den Ausgleich gegen den S05
erzielen könnte und später mit einem verwandelten
Elfmeter gegen Manuel Neuer das Ausscheiden der von
Mirko Slomka trainierten Mannschaft aus dem DFB-Pokal
besiegelte. Sonst besteht die Mannschaft mit einem
Durchschnittsalter von 22 Jahren hauptsächlich
aus jungen Leuten, die langsam an die Profimannschaft
herangeführt werden sollen.
Es sollte also machbar sein, die jungen Wölfe
zu Hause zu besiegen. Allerdings verlor RWE schon
einmal in dieser Saison zu Hause gegen eine Mannschaft
mit der Roten Laterne. Am 14. Spieltag setzte es eine
0:1-Pleite gegen die Zweitvertretung von Energie Cottbus.
Essen ist also gewarnt, zumal im Sturm zuletzt einfach
die Durchschlagskraft fehlte. Man ist bereits seit
361 Minuten ohne eigenen Torerfolg, und kein Stürmer
spielt bisher konstant auf hohem Niveau. Markus Kurth
kämpft wie immer, bleibt aber letztendlich zu
ungefährlich. Der holländische Neuzugang
der Winterpause, Paul Jans, schafft viele Räume
für seine Mitspieler, kam aber auch zu selten
zu guten Gelegenheiten und wurde außerdem gegen
Dortmund II in der Halbzeit ausgewechselt, weil er
kurz vor einem Platzverweis stand. Rolf Christel Guié-Mien
spielt nach langer Verletzungspause wieder, hat aber
noch nicht zu alter Form zurück gefunden. Sercan
Güvenisik muss nach langer Pause ebenfalls erst
wieder in Tritt kommen. Die jungen Uzun, Said und
Wagner sind meistens noch nicht mal im Kader und spielen
bei der erfolgreichen U23 in der Verbandsliga. André
Schei Lindbaek ist im Moment verletzt und wird wohl
in nächster Zeit nicht mehr in Erscheinung treten.
Ihn jetzt schon als Fehleinkauf zu bezeichnen, wäre
trotz seiner drei Treffer, mit denen er zweitbester
Essener Torjäger ist, nicht völlig falsch.
Aufgrund der sportlichen Misere kursierten in letzter
Zeit vermehrt die Gerüchte über einen möglichen
Nachfolger Heiko Bonans und auch der sportliche Leiter
Olaf Janßen, der von einigen Essener Fans als
Feindbild benutzt wird, ist umstritten. Die Geschichten
um einen Rückkehr Holger Fachs und einem sportlichen
Leiter Bjarne Goldbaek entstammen (hoffentlich) aus
der Phantasie eines Übermütigen, denn Fach
als Trainer an der Hafenstraße würde wohl
die auch so schon prekäre Situation noch verschlimmern.
Es bleibt also zu hoffen, dass RWE in diesem wichtigen
Spiel einen überzeugenden Sieg einfährt
und sich somit Platz zehn nähert. Es sind noch
genug Spiele zu spielen, um die Qualifikation locker
zu schaffen, doch bald muss der Hebel umgelegt werden.
Denn bei einer Niederlage gehen wohl langsam die Lichter
aus…
(fj)
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