Da fällt mir ein Stijn vom Herzen
7.547
Zuschauer - keine aus Wolfsburg. Der trostlose Gästeblock
mischte sich an diesem Spieltag mit der eigenen Erwartung
an das Spiel. Die Fans und Spielverantwortlichen rechneten
mit einer defensiv eingestellten Gästemannschaft
aus dem Norden. Gegen die Schießbude und No-Name-Truppe
der Liga - Philipp Kreuels wurde als bekanntester
Spieler vom Stadionsprecher erwähnt - sollte
für RWE endlich das erste Tor der Rückrunde
markiert werden.
Dafür stellte Trainer Heiko Bonan, wie üblich,
die halbe Mannschaft um. Neben Rolf-Christel Guie-Mien
spielten Paul Jans und Markus Kurth in der Offensive,
dahinter wie immer Tim Gorschlüter, der mit Rafael
Kazior einen neuen Abräumer - anders kann man
seine Rolle dort nicht definieren - zur Seite bekam.
In der Abwehr präsentierte sich eine klar erkennbare
Dreierkette mit dem Schweizer Daniel Sereinig in der
Mitte und Jonathan Joseph-Augustin sowie Michael Lorenz
auf den Außenverteidigerpositionen.
Das Spiel der Essener begann verunsichert offensiv.
Unter der Woche wurde sicherlich mehrmals das Toreschießen
erprobt, doch leider bekamen die Stürmer in der
Anfangsphase kaum Gelegenheit sich auszuzeichnen.
Dennoch taten sich in der jungen Wolfsburger Abwehr
das eine oder andere Mal Lücken auf, die Essen
prompt zu Offensivszenen ausnutzte. Höhepunkt
der Anfangsviertelstunde war die Doppelchance von
Paul Jans, der das Kunststück fertig brachte,
aus sechs Metern, nach dem bereits geschlagenen Torhüter
Deumeland, das Tor zu verfehlen. Der Holländer
wirkte ab sofort sehr unglücklich in seinen Aktionen.
Nun zeigte das Team der Rot-Weissen Nerven. Ab der
20. Minute kippte nicht nur auf dem Platz, sondern
auch spielabhängig auf den Rängen die Stimmung.
Nach mehreren Quer- und Fehlpässen reagierten
die Fans verständlich gereizt und einige unüberhörbare
Pfiffe begleiteten die zunehmend orientierungsloseren
Angriffe des Gastgebers.
Wenn
es so etwas wie einen psychologisch wertvollsten Schlag
gegen eine bis dahin schwache Wolfsburger Mannschaft
gab, dann erreichten die Essener genau das Ziel. Mit
dem Halbzeitpfiff köpfte Rafael Kazior den Ball
quer durch den Fünfmeterraum und Markus Kurth
beendete die Essener Torflaute nach mehr als 400 Minuten.
So entging den Spielern und dem Trainer Heiko Bonan
ein gellendes Pfeiffkonzert zur Pause. Das Halbzeitfazit
am Bierstand lautete nicht nur einmal: "Bisher
schlecht, aber das Tor kann befreien".
Heiko Bonan reagierte. Der sich in der ersten Hälfte
schwach und unglücklich präsentierende Paul
Jans musste das Feld verlassen und wurde durch Sercan
Güvenisik ersetzt. Eine Weichenstellung, denn
fortan hieß es seltener "weit und hoch",
sondern allen voran der beste Mann auf dem Feld, Guie-Mien,
lenkte das Spiel. Mit Stijn Haeldermans bekam er ab
der 60. Minute weitere spielerische Unterstützung.
Die "Wölfe" dagegen schwächten
sich selbst. In einer recht fairen Partie, die nur
ab und an durch kleinliche Pfiffe des Unparteiischen
unterbrochen wurde, sah in der 66. Minute der Wolfsburger
Karow seine zweite gelbe Karte und musste vorzeitig
zum Duschen. Ab sofort zeigte sich der Klassenunterschied
der beiden Mannschaften. RWE verstand es, die unsortierte
Hintermannschaft von Wolfsburg unter Druck zu setzen
und hätte nach einem Weitschuss von Guie-Mien
eigentlich die Führung ausbauen müssen.
Wenig später durfte gejubelt werden. Wieder war
es Guie-Mien, der durch sein Tor die einseitige Partie
endschied. Sören Brandy hatte ihn in Szene gesetzt
und freistehend ließ er abgezockt dem gegnerischen
Keeper keine Chance. Nur fünf Minuten nach dem
2:0 war Guie-Mien dagegen glücklos. Seinen Schuß
konnte der an der Niederlage schuldlose Wolfsburger
Torhüter Deumeland noch parieren, doch Tim Erfen
stand richtig und schob zum 3:0 ein. Damit war das
Spiel endgültig gelaufen.
Etwas überheblich ließen die Essener den
Wolfsburger nun Raum und Zeit, etwas am Ergebnis zu
ändern. Doch neben zweier guten Schussmöglichkeiten
sowie einem Lattentreffer sprang nichts Zählbares
bei den Angriffsbemühungen
heraus. So konnte Schiedsrichter Bornhöft rechtzeitig
die Begegnung beenden. Für RWE war es der erste
Sieg in der Rückserie und das Ergebnis unterstrich
die Parallelität zur Vorrunde, als man genau
gegen den gleichen Gegner, in gleicher Höhe,
den ersten Erfolg einfuhr.
So richtig überzeugen konnten die Essener allerdings
weder im Hin- noch im Rückspiel. Es wirkte alles
sehr verunsichert und verkrampft, was die Rot-Weissen
zeigten. Man merkte ihren Willen an, das Spiel offensiv
und attraktiv zu gestalten. Doch nur selten zeigten
sie dabei ein kontrolliertes Gesicht.
Da die Konkurrenz, die aus der gesamten oberen Tabellenhälfte
besteht, die Schwächephase der Essener nicht
ausnutzen konnte, wird das Spiel am kommenden Samstag
gegen Eintracht Braunschweig richtungsweisend. Ein
Punkt dort wäre wertvoll für den Klassenerhalt,
ein Sieg könnte sogar andere Dinge erhoffen lassen.
Fakt ist: Der Sieg gegen Wolfsburg muss der erste
Schritt in eine erfolgreichere Zeit sein - ähnlich
wie in der Hinrunde.
(tp)
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - M. Lorenz, Sereinig, Joseph-Augustin - Erfen
(76. Baltes), Gorschlüter, Brandy - Guie-Mien,
Kazior (59. Haeldermans) - Jans (46. Güvenisik),
Kurth
VfL Wolfsburg II
Deumeland - Schulze, Reiche, Hansen, Kempe - Karow,
Jens Wemmer (90. Riemer), Makiadi, Kreuels - Rama
(46. J. Neumann), Brechler (78. Evljuskin)
Tore
1:0 Kurth (45.+1), 2:0 Guie-Mien (70.), 3:0 Erfen
(75.)
Zuschauer
7.547
Schiedsrichter
Bornhöft (Bad Segeberg)
Gelbe Karten
keine
Gelb-rote Karte
Karow (Wolfsburg) wegen wiederholten Foulspiels (66.).
|
..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3-
|
Sereinig |
4+
|
M. Lorenz |
4
|
Joseph-Augustin |
4
|
Erfen |
3
|
Kazior |
4+
|
Gorschlüter |
3-
|
Guie-Mien |
2
|
Brandy |
3-
|
Güvenisik |
3-
|
Haeldermans |
2- |
Kurth |
3 |
Jans |
4 |
|