06.04.2008

RWE - Union Berlin

 

„Hart sind die Zeiten…“

So lautet eine Zeile aus dem Song „Eisern Union“ vom wohl bekanntesten Union-Fan, Nina Hagen. Und das trifft die aktuelle Situation an der Hafenstraße wohl am Besten. Im Jahr 2008 erzielte man lediglich fünf Tore, davon allein drei gegen Schlusslicht Wolfsburg, bei gleichzeitig zehn Gegentoren. Gleich sechs Mal schlug es dagegen in den letzten zwei Spielen bei Daniel Masuch ein. Auch die Entlassung von Heiko Bonan und Olaf Janßen brachte in Erfurt nicht die erhoffte Wende.

Trotz halbwegs vernünftigem Spiel kam das Team des neuen Trainers Michael Kulm gleich mit 4:0 bei Rot-Weiß Erfurt unter die Räder. Mittlerweile hat man nicht nur weiterhin vier Punkte Rückstand auf den rettenden zehnten Platz und Dynamo Dresden, sondern auch dazwischen noch Braunschweig und Magdeburg. Beide Teams waren zur Winterpause eigentlich bereits weit abgeschlagen.

Die Gerüchte aus dem Umfeld über chaotische Zustände, mögliche finanzielle Schwierigkeiten und die Zukunft bei einem möglichen Durchmarsch in die neue 4. Liga reißen bei dieser sportlichen Talfahrt auch nicht ab. Immerhin hat der Verein diesmal frühzeitig reagiert, indem Präsident Rolf Hempelmann am Mittwoch bei der Pressekonferenz in die Offensive ging. In wie weit seine Pläne vom Stadionneubau bei einem Abstieg noch realistisch sind, kann man wohl nicht beurteilen. Die Mehrheit der RWE-Fans teilt die optimistische Einschätzung der Vereinsführung jedoch anscheinend nicht mehr.

Die Fanszene ist sich bisher nicht einig. Während die Ultras sich bisher kaum zu ihrem Umgang mit der Situation geäußert haben, gibt es Pläne und Vorschläge, die vom „Rettungsbrief“ an Verein, Stadt und Sponsoren bis zum Supportboykott am Sonntag reichen.

Immerhin greift der neue Trainer Kulm offensichtlich durch. Dabei traf es direkt Tim Erfen, der laut Traineraussage am Mittwoch endgültig aus der 1. Mannschaft geflogen ist. Warum diese Maßnahme ergriffen wurde, ließ Michael Kulm derweil unbeantwortet.

Bis auf den in Erfurt wenig überzeugenden Benjamin Baltes, dürfte der Trainer weitestgehend auf die gleiche Elf setzen. Tim Gorschlüter hat seine Gelbsperre abgesessen und wird in die Startelf zurückkehren.

Zum Gegner: Mit den Eisernen aus Berlin kommt der Tabellenfünfte an die Hafenstraße. Während Union in der Liga am Wochenende spielfrei hatte, stand der lokale „Dorfpokal“ auf dem Programm, wo die Truppe im Halbfinale beim Elfmeterschießen gegen den Verbandsligisten Hermsdorf ausschied. Dem ein oder anderen Statistiker ist es vielleicht schon aufgefallen: Union spielt einen identischen Spielplan zu uns, jedoch jeweils um eine Woche vorgezogen sowie mit Heim/Auswärts-Tausch.

Schaut man sich den Kader der Gäste an, stößt man schnell auf einige bekannte Namen. Mit Trainer Uwe Neuhaus steht ebenso ein ehemaliger Essener unter Vertrag, wie Michael Bemben und "Mac" Younga-Mouhani. Während Bemben als Stammspieler gesetzt ist, hat Mac doch einige Schwierigkeiten, sich bei Eisernen durchzusetzen.

Toptorschütze ist der Ex-Paulianer Nico Patschinski mit zehn Ligatreffern, gefolgt vom Fernschussexperten Thorsten Mattuschka. Der zweite etatmäßige Stürmer Dustin Heun fällt derweil mit Innenbandriss aus.

Während Uwe Neuhaus in Essen noch sichtlich Probleme mit dem „lebhaften Umfeld“ und der schwierigen Situation nach dem Abstieg hatte, scheint er beim FC Union besser klar zu kommen. Die Mannschaft steht im gesicherten Mittelfeld der Tabelle und hat nur drei Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Im letzten Spiel gelang der Truppe ein 1:1 Unentschieden gegen RW Erfurt. Überschattet wurde die Partie durch Ausschreitungen im Block der Gäste aus Thüringen. Doch das ist nicht das Einzige, was aktuell bei Union Berlin für Schlagzeilen sorgt.

Anfang März kam heraus, dass der Berliner Senat keine weiteren finanziellen Mittel zum Erhalt oder zur Modernisierung des Stadions „An der Alten Försterei“ bereitstellen will. Dies hätte für Union wohl einen Umzug zur Folge, wahrscheinlich ins ungeliebte Jahnstadion. Wer sich dieses Stadion anschaut und es mit der aktuellen Spielstätte vergleicht, kann wohl verstehen, dass Verein und Fans derzeit alles unternehmen, um den sparwütigen Berliner Senat zu überzeugen, doch nochmal in die traditionsreiche „Alte Försterei“ zu investieren. Dafür gründete sich die Initiative „pro A.F.“. Das Thema wird sicherlich auch viele RWE-Fans nicht kalt lassen, stelle man sich hier doch nur einen Umzug nach Oberhausen oder ähnliches vor.

Im Hinspiel gab es eine nette Begrüßung der Unioner mit einer recht deutlichen Ansage des Stadionsprechers, was man von der kurzfristigen Verlegung auf Freitag und der damit für viele RWE-Fans unzumutbaren Anreise halte. Außerdem klang auch unsere Hymne „Adiole“ durchs weite Rund. Auch wenn Rivalität vorhanden ist, sollte man sich vielleicht am Sonntag doch mal überlegen, ob man nicht vielleicht auf „Gassenhauer“ wie „40 Jahre DDR“ verzichtet.

Die lokalen Ultras bei Union nennen sich übrigens „Wuhlesyndikat“. (Die Wuhlheide ist ein Berliner Naherholungsgebiet, vergleichbar mit der Gruga, im Ortsteil Köpenick.)
Am Samstag findet in Bottrop ein Treffen für Unionfans statt, die sich mittlerweile in der Umgebung niedergelassen haben. Der Verein rechnet hier mit bis zu 300 Fans. So darf man sich wohl auch am Sonntag ,nach Wolfsburg und Babelsberg, mal wieder auf einen vollen Gästeblock freuen. Leider wohl zum letzten Mal in dieser Saison.

Während für Union der Aufstieg in greifbarer Nähe rücken könnte, geht es am Sonntag für RWE ums nackte Überleben. Es muss unbedingt gewonnen werden, wie, das sagte Trainer Kulm am Mittwoch, ist egal.


(mn)


Bilanz gegen Union Berlin



Regionalliga-Nord
.
Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
0
1
0
1
Auswärts
0
1
1
2
Gesamt
0
2
1
3