04.04.2007

RWE - Union Berlin

 

Das wars wohl - Regionalliga West, wir kommen!

RWE - UnionWährend vor dem Spiel gegen Union Berlin wenigstens noch ein Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt haben konnte, scheinen an der Hafenstraße nach dem siebten sieglosen Ligaspiel in diesem Jahr die Lichter auszugehen. Während Konkurrenten wie Dresden wieder anfangen zu punkten, wurde RWE nun schon zum zweiten Mal innerhalb von sechs Tagen abgeschossen.

Das Spiel lief für Rot-Weiss eigentlich gar nicht mal schlecht an. Tim Gorschlüter war nach abgesessener Gelb-Sperre wieder ins Team gerückt, und etwas überraschend stand auch Rafael Kazior in der Startformation. Der zeigte seinen bisher besten Liga-Auftritt für RWE und spielte gerade in der Anfangsphase stark auf. Kazior trieb RWE an und lieferte nach ein paar Minuten ein schönes Anspiel auf Sören Brandy, der plötzlich alleine im Berliner Strafraum auftauchte, aber einmal mehr konnte er den Ball nicht im Kasten unterbringen.

Vielleicht hätte einem da schon klar sein müssen, dass auch dieses Spiel die Wende nicht einläuten würde. Zu offensichtlich war es, dass RWE auch in diesem Spiel wieder der Killerinstinkt vor dem Tor fehlen würde. Wie schon in den letzten Spielen gab es Chancen, um in Führung zu gehen. Genutzt wurden sie jedoch nicht.

So kam nach einem Steilpass von Gorschlüter Rolf-Christel Guie-Mien einen Schritt zu spät und konnte den Ball nicht am herausstürmenden Gästetorwart Glinker vorbeispielen.
Und auch Kapitän Michael Lorenz unterstrich seine seit Monaten nicht wirklich optimale Form auch noch einmal vor dem Tor: Nach einer Standardsituation flankte Schäfer auf den völlig unbedrängten Guie-Mien, der den Ball vor das Berliner Tor brachte. Dort bekam Lorenz zwar den Fuß an den Ball, der sprang von dort aber nicht wie beabsichtigt ins Tor, sondern relativ weit vorbei.

Obwohl diese Szenen an die letzten Spiele erinnerten und auch Berlin in der ersten Halbzeit noch zu ein, zwei guten Chancen kam, wurden die Spieler von den Rängen mit Applaus in die Kabine verabschiedet.

RWE - UnionEigentlich eine Basis, auf die man in der zweiten Hälfte hätte aufbauen können, doch diese war schnell zerstört. In der 54. Minute war es Shergo Biran vorbehalten, die rot-weisse Mannschaft für das Auslassen ihrer Chancen zu bestrafen und nach einem Eckball per Kopf das 0:1 zu erzielen. Dass ein Fehler von Daniel Masuch ihm das ganze leichter als nötig machte, rundete das Bild der letzten Wochen endgültig ab: Nicht nur, dass man selber das Tor nicht traf, die Gegentore fielen auch wieder unter freundlicher Mitwirkung der Essener Hintermannschaft.

Erfreulicherweise gab sich die Mannschaft aber auch nach dem neuerlichen Rückschlag nicht auf und versuchte, verstärkt nach vorne zu spielen. Auch Michael Kulm reagierte und brachte mit Said und Jans neue Offensivkräfte. Doch Wille alleine dreht keine Spiele, wenn einem die Mittel dazu zu fehlen scheinen. Union Berlin zog sich einfach weiter zurück und fing Angriff um Angriff ab.

Da RWE kaum Torgefahr ausstrahlte, mussten die Berliner eigentlich nur auf den Abpfiff warten – oder auf Essener Fehler. Die ließen nicht lange auf sich warten, und so ergaben sich von Zeit zu Zeit gute Kontergelegenheiten. In der 80. Minute konnte man dann für die Vorentscheidung sorgen: Ein völlig überflüssiger Ballverlust auf der rechten Außenbahn mündete in ein 3:1-Überzahlspiel vor dem Essener Tor. Kurzzeitig sah es so aus, als würden es die Berliner noch schaffen, den Ball zu vertändeln. Das Vergeben größerer Chancen gehörte allerdings eindeutig in den Kompetenzbereich der Heimmannschaft, und so schloss Thorsten Mattuschka doch noch zum 0:2 ab. In der 90. Minute erhöhte der eingewechselte Benyamina sogar noch auf 0:3.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Stadion schon zu weiten Teilen geleert. Ein Anblick, an den man sich gewöhnen sollte, denn viele Zuschauer werden sich in Zukunft zweimal überlegen, ob sie ihre freien Nachmittage an der Hafenstraße verbringen wollen.
Sehr viele werden das weiterhin tun. Viele nicht mehr. Manche erst in der nächsten Saison wieder.

Dann aber wohl in der Regionalliga West, denn nach zehn Jahren scheint Rot-Weiss Essen wieder in der vierten Liga angelangt. Höchstens eine sensationelle Serie könnte RWE noch vor dem Abstieg retten. Doch bevor man die starten kann, dürfte der Abstand am kommenden, für Rot-Weiss spielfreien Wochenende RWE - Unionnoch einmal ein wenig anwachsen.

Dass sich der Abstieg immer deutlicher abzeichnet, hat immerhin auch etwas Gutes. Viele Energien, die für die zweigleisigen Planung der nächste Saison ver(sch)wendet werden, können jetzt verstärkt in die Arbeit an einem gesunden Fundament für die neue Regionalliga gesteckt werden.
Immerhin soll laut Rolf Hempelmann die Lizenz für diese Liga nicht in Gefahr sein. Viel mehr würde man versuchen, die Voraussetzungen zu schaffen, auch aus dieser Liga sofort wieder aufsteigen zu können.

Für wen diese Voraussetzungen geschaffen werden, steht derzeit aber noch in den Sternen. Klar ist nur, dass es in Zukunft andere Konstellationen an der Spitze des Vereins geben wird. In Zukunft sollen Aufsichtsrat und Vorstand Mitglieder mit mehr Kompetenzen im sportlichen Bereich erhalten. Gerüchte über einen Abgang Nico Schäfers kursieren nicht erst seit gestern. Rolf Hempelmann hat seine Zukunft selbst mit der Stadionfrage verknüpft, die er bis 30.6. lösen wollte.

Der Optimismus, dass ihm das noch gelingt, ist nach vier Jahren Stadiondiskussion eher gering. Die sportliche Situation tut ihr übriges dazu.
Und selbst wenn er den Stadionneubau doch noch - dass die Stadt angeblich erwägen soll, ihr Engagement im Stadionprojekt stark auszuweiten, ist ein Hoffnungsschimmer – verkünden könnte, stünde RWE sportlich wieder an dem Punkt, an dem Hempelmann übernommen hatte. Auf große Rückendeckung im Verein und im Umfeld dürfte er spätestens dann nicht mehr zählen können.

Noch unklarer als wer den Verein führen wird ist, wer in der nächsten Saison auf dem Rasen stehen könnte. Jedenfalls soll kein Spieler der ersten Mannschaft einen Vertrag für die vierte Liga besitzen. Und vielen dieser Spieler dürfte man keinen Vertrag für die neue Regionalliga schmackhaft machen können.
Einige Akteure dürften alleine aufgrund ihres Namens wieder oberhalb der vierten Spielklasse unterkommen. Mancher (z.B. Rolf Christel Guie-Mien) zu Recht, andere zu Unrecht. Junge Spieler wie Andersen, Brandy oder Gorschlüter konnten sich im Laufe der Saison einen Namen machen und sich auf die Einkaufslisten anderer Vereine spielen. Man wird sich also wieder auf einem komplett neuen Kader einstellen müssen. Aber das ist an der Hafenstraße schon lange nichts Ungewöhnliches mehr.

RWE - UnionAm kommenden Dienstag bietet sich den Spielern in Duisburg beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf die Gelegenheit, ihren Nachfolgern mit der Qualifikation für den DFB-Pokal noch ein Willkommensgeschenk zu hinterlassen.

Das nächste Ligaspiel findet anderthalb Wochen nach dem Pokalfinale in Wuppertal statt.

Anderthalb Wochen nach dem Pokalspiel, in denen man beginnen kann, sich mit dem wahrscheinlichen Abstieg anzufreunden.

Elf Tage, in denen man sich einreden kann, dass die vierte Liga der scheinbar benötigte Neuanfang wird.

264 Stunden, sich doch noch eine Karte für das Spiel in Wuppertal zu kaufen.

15.840 Minuten, die man insgeheim doch weiterhofft.

950.400 Sekunden - bis zur nächsten Enttäuschung?


(hh)


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Rot-Weiss Essen

Masuch - Joseph-Augustin (61. Said), Czyszczon, Sereinig, Schäfer - Kazior (77. Güvenisik), Gorschlüter, M. Lorenz, Brandy - Guie-Mien, Kurth (72. Jans)

Union Berlin

Glinker - Bemben, Göhlert, Schulz, Gebhardt - Mattuschka (86. Younga-Mouhani), Bönig, Spork - Löring (75. Stuff), Biran (66. Benyamina), Patschinski

Tore

0:1 Biran (53.), 0:2 Mattuschka (79.), 0:3 Benyamina (90.)

Zuschauer

8.848

Schiedsrichter

Schiedsrichter: Schößling (Leipzig)

Gelbe Karten

Kazior - Gebhardt, Bönig.














.....

Spieler des Spiels

Guie-Mien

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
4-
Sereinig
4
Czyszczon
4
Joseph-Augustin
4-
Schäfer
4
Gorschlüter
4-
Guie-Mien
3-
Brandy
4+
Kazior 4
M. Lorenz 6+
Said 5+
Kurth 5+