Wer RWE kopiert oder nachmacht…
Vor etwas mehr als einem Jahr gab es am Hofe in
Essen erstaunte Gesichter. Gut, der König wusste
ja, dass der geilste Club der ganzen Welt aus seiner
Stadt kam, aber dass man ihn so dreist kopieren wollte
war schon ein starkes Stück!
Was war passiert: Ein kleiner rebellischer Dorfverein
aus dem Münsterland hatte schon seit 1996 vergeblich
versucht, durch einen eigenen Großsteuereintreiber
an Essen vorbeizuziehen. Da dies nicht klappte und
der Steuereintreiber sich letztlich entnervt zurückzog,
musste eine neue Strategie her. Dafür wurde vor
allem ein neues Logo und ein neuer Name benötigt.
Man besann sich des Ziels, welches man erreichen wollte.
Einmal so bedeutend sein wie der große alles
überstrahlende Club aus dem Ruhrpott: „Ja,
die Essener, das sind alles Könige! So wollen
wir auch einmal werden!“ hörte man die fernen
Rufe. Und da kam den Untertanen eine Idee: „Wir
machen einfach alles genauso, wir nennen uns wie die
Könige, dann werden wir selber welche sein.“.
Gesagt, getan: Rot-Weiss Ahlen wurde geboren.
Doch
die Kunde dieses dreisten Kopierversuches sprach sich
schnell bis zum Königspalast herum und so hatte
man von nun an ein wachsames Auge auf das rebellische
Dorf. Und dabei wurde auch registriert, dass Ahlen
versuchte, sich sogar am Spielermaterial der Essener
zu bedienen. Weil diese natürlich nicht freiwillig
kamen engagierte das rebellische Dorf eine kleine
Räuberbande. Als eines Tages Heiko Bonan durch
Zufall in das Dorf kam wurde er sofort in Ketten gelegt
und gezwungen, den Namen des besten Spielers am Hofe
zu verraten. Heiko war listig und nannte ihnen einen
Ersatzspieler, der aber immer noch gut genug war,
bei den Untertanen für Erstaunen zu sorgen. Dieser
wurde dann durch die Räuber während seines
täglichen Spaziergangs vor dem Palast gekidnappt.
Ein Jahr lang sah man sich das Tun an, doch dann reichte
es dem König. Ihm war zu Ohren gekommen, dass
Heiko Bonan aus dem ehemaligen Ersatzspieler mittlerweile
einen sehr talentierten Mittelfeldmann gemacht hatte.
Er erkannte den großen Wert von Heiko und schickte
drei Krieger zur Befreiung. Diese gelang und so konnte
Heiko den kompletten Plan der Untertanen aus Ahlen
dem König mitteilen. So erfuhr er, dass gute
Spieler aus anderen Dörfern auf den Weg nach
Ahlen gelockt wurden. Das rebellische Dorf hatte sich
als Königsstadt ausgegeben und durch die fast
identischen Kürzel die Spieler gründlich
getäuscht. Der König schickte nun Eskorten
aus, so dass die Spieler letztlich in Essen ankamen.
Das fanden die Untertanen gar nicht gut, aber was
sollten sie schon gegen den König machen. Und
die Spieler? Die waren froh, für das Original
spielen zu dürfen und nicht für die Kopie!
So
oder so ähnlich wird es sich wohl zugetragen
haben. Aber wie auch immer, am Wochenend ist es endlich
soweit. Jeder Essener freut sich wie ein König,
wenn der dreisten Kopie nun auch sportlich gezeigt
wird, wer die wahren Rot-Weissen sind!
Nach der Auftaktniederlage gegen Oberhausen
zeigte das Team im Pokal gegen Cottbus eindrucksvoll,
was in ihr steckt. Nach 120 größtenteils
berauschenden Minuten und dem I-Tüpfelchen im
Elfmeterschießen träumen nun endlich alle
von einem (bestimmten) Bundesligisten in der zweiten
DFB-Pokalrunde.
Auch im zweiten Saisonspiel setzte sich der Aufwärtstrend
– unter Berücksichtigung der geringen Regenerationszeit
nach dem Pokalspiel - fort. Bei Fortuna Düsseldorf,
einem der erweiterten Aufstiegskandidaten, kam RWE
zu einem insgesamt verdienten 0:0. Torchancen
waren zwar mehr als Mangelware, aber dafür konnte
in der Abwehr ebenfalls die Null gehalten werden.
Und das obwohl Daniel Sereinig bisher noch nicht gezeigt
hat, warum er der Abwehrchef ist.
So schön der Punkt aus Düsseldorf auch ist,
so teuer wurde er erkauft. Sercan Güvenisik musste
nach einem bösen Zusammenprall mit Ahmet Cebe
vom Platz. Er schlug sich einige Zähne aus und
muss nun mindestens eine Woche pausieren. Gegen Ahlen
ebenfalls fehlen werden weiterhin Stefan Lorenz und
Stijn Haeldermans, Rolf-Christel Guie-Mien ist nach
seiner Schulterverletzung mehr als fraglich. Damit
fehlen dem Team womöglich vier ganz wichtige
Stützen. Allerdings betont Heiko Bonan immer
wieder, dass die restlichen Spieler es genauso gut
können. Gegen Ahlen wird es sich zeigen, ob er
damit recht hat.
Unter Druck steht die junge Truppe allemal. Ein Sieg
gegen Ahlen wird gefordert, um den Saisonstart doch
noch als einigermaßen gelungen anzusehen. Und
auch die Fans, die gegen Cottbus teilweise ausblieben,
werden mit neuer Hoffnung wieder ins Stadion
strömen. Enttäuscht man sie erneut, ist
der von Bonan als eminent wichtig bezeichnete Schulterschluss
mit den Fans erstmal für einige Zeit misslungen.
Der Gegner aus Ahlen ist aktuell noch eine große
Unbekannte. Verloren sie in Erfurt nach 2:0-Führung
letztlich deutlich mit 3:6, so konnte unter der Woche
Geheimtipp Union Berlin mit 3:1 geschlagen werden.
Lars Toborg gelangen in den ersten beiden Partien
bereits vier Treffer, auf ihn muss die RWE-Abwehr
also besonders gut aufpassen. Ob Ahlen allerdings
das Potential für einen Qualifikationsplatz zur
eingleisigen Dritten Liga hat werden die nächsten
Spiele zeigen.
Falls nicht bleibt am Ende nur zu sagen: Wer Rot-Weiss
Essen nachmacht oder kopiert, oder Nachgemachtes oder
Kopiertes von RWE sich beschafft und in Umlauf bringt,
wird mit Viertklassigkeit nicht unter einem Jahr bestraft!
(tj)
Bilder: 2. Bundesliga Saison 2004/05 Rot-Weiss
Essen - LR Ahlen 1:0
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