11.08.2007

RWE - Rot Weiß Ahlen

 

Ein Spiel zum Abgewöhnen

Frohen Mutes machten sich die rund 9.000 RWE-Anhänger am Samstag auf ins Georg-Melches-Stadion. Das, was sie dort erlebten, hätten wohl die größten Pessimisten nicht erwartet.

Fangen wir mit den Tatsachen an. Wir schreiben die zehnte Spielminute: Der Ahlener Großkreutz tanzte mit einer simplen Körpertäuschung die gesamte RWE-Abwehr aus und passte in deren Rücken. Lars Toborg, auf dessen Begleitschutz gänzlich verzichtet wurde, hatte keine Mühe, den Ball in die Maschen zu schieben. 0:1! In der Folgezeit wirkte die RWE-Elf schockiert und brachte keine vernünftigen Aktionen zustande. Kein Wunder, dass es bis zur 30. Minute dauerte, ehe Andre Schei Lindbaek eine Flanke quer vor Ahlens Keeper Dirk Langerbein legte, der mit diesem Ball allerdings keinerlei Mühe hatte. Um es vorweg zu nehmen, dies bleib die einzig positive Aktion des Norwegers. Im zweiten Spielabschnitt passierte lange Zeit gar nichts. Beide Mannschaften egalisierten sich über weite Strecken - bis sich der Stundenzeiger einmal um seine Achse drehte: Lars Toborg nutzte eine von vielen Unzulänglichkeiten von Essens „Abwehrchef“ Daniel Sereing und schickte seinen Mannschaftskollegen Martin Stahlberg steil. Dieser hatte keine Mühe, der restlichen Verteidigung auf dreißig Metern vierzig abzunehmen und schloss zum 0:2 ab. Damit war das Spiel entschieden. RWE kam zwar in der Schlussphase noch zu einem Pfostentreffer von David Czyczczon, mehr brachten die Spieler von Rot-Weiss Essen jedoch nicht zustande.

Die RWE-Fans, frustriert und desillusioniert, forderten nicht nur die Entlassung von Olaf Janßen oder hatten „die Schnauze voll“, auch fragten sich diese, wie es zu dieser Niederlage kommen konnte.

Zu allererst muss man feststellen, dass es der Mannschaft heute an den grundlegensten Dingen des Fußballs gefehlt hat. Das Team agierte plan-, kopf- und hilflos. Einfachste Dinge wie der Pass zum nächsten Spieler klappten nicht, die Ballannahme stellte in den häufigsten Fällen die Spieler vor unlösbare Probleme. Zum anderen das Spielsystem. Dass Trainer Bonan aufgrund von Verletzungen in den letzten Wochen immer mal wieder Spieler ersetzen muss, ist ärgerlich aber nicht zu verhindern. Wieso er allerdings das komplette Spielsystem umwirft, wird sein Geheimnis bleiben. So fing zum Beispiel David Czyczczon als zweite Sturmspitze neben Andre Lindbaek an und aus der Dreier- wurde eine absolut uneingespielte Viererkette. Das dürfte nicht nur bei den Zuschauern für Verwunderung gesorgt haben, sondern auch bei den Spielern. Soll sich so ein System entwickeln? Sollen die Spieler ihre Laufwege so kennenlernen? Dass Bonan so früh in der Saison sein System umstellt, stimmt nachdenklich. Dass er diese Änderung nach dem 0:1, nach zehn Minuten, wieder über den Haufen wirft, sorgt allerdings nur noch für Kopfschütteln.

Ein weiterer Grund: Vor der Saison wurde vom Gardemaß der Mannschaft geredet und der damit verbundenen Torgefahr bei Standardsituationen. Dies blieb die Mannschaft nicht nur im Spiel gegen Ahlen schuldig, sondern auch schon in den Partien davor. Torgefahr bei hohen Bällen? Fehlanzeige! Dies könnte natürlich auch daran liegen, dass die Bälle in schöner Regelmäßigkeit in Kniehöhe vor das gegnerische Tor gebracht werden. Aber weiter zum nächsten Punkt: Daniel Sereinig. Der Mann wurde als Führungsspieler und als Chef der Dreierkette geholt. Bisher zeigte er nicht ansatzweise, dass er dieser Rolle gerecht wird. Ständiger Unruhefaktor in der Abwehr, in der Spieleröffnung ungenügend und zudem zum zweiten Mal in Folge vorzeitig ausgewechselt. Die Höchststrafe für einen Führungsspieler, Stefan Lorenz scharrt im Hintergrund mit den Hufen; Licht am Ende des Tunnels!

Insgesamt ein Spiel zum Abgewöhnen und der Fan auf der Tribüne, der bisher glaubte, dass das Oberhausen-Spiel ein Ausrutscher gewesen ist, wird sich mehr und mehr bewusst, dass eben das tolle Cottbus-Spiel der "Ausrutscher" war.

Vor der Mannschaft von Heiko Bonan liegt noch viel, viel Arbeit. Die Mannschaft scheint nicht, oder zumindest noch nicht, die Stärke zu haben, die man selber erwartet hat. Es wird eine harte Saison, in der das Team nun schon mit dem Rücken zur Wand steht. Leichter wird es nicht, zumal der Druck mit jeder Niederlage größer wird.


(tz)


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Rot-Weiss Essen

Masuch - Kotula, Sereinig (64. Erfen), M. Schäfer - Gorschlüter, M. Lorenz (46. Klinger) - Kazior (46. Uzun), Guie-Mien, Brandy - Lindbaek, Czyszczon


Rot-Weiss Ahlen

Langerbein - M. Busch, di Gregorio, Kittner, Schaffrath - Wiemann (71. Brinker), Miletic - Stahlberg, K. Großkreutz (82. Heithölter), Bäumer - Toborg (68. Schoof)


Tore

0:1 Toborg (10.), 0:2 Stahlberg (60.)


Zuschauer

9.210


Schiedsrichter

Kuhl (Köln)


Gelbe Karten

M. Lorenz, Kotula - Wiemann, Schoof








.....

 

Spieler des Spiels

 


 

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
3+
Czyszczon
3-
Klinger
4
Sereinig
5
Erfen
4+
Gorschlüter
4+
Brandy
4
M. Lorenz
4+
Lindbaek
5
Guie-Mien
3-
Kazior
4-
Uzun 4+
Kotula 4-
Schäfer 4-