Was gibt's diesmal?
Vor dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen den
1.FC Magdeburg stehen riesige Fragezeichen über
der Truppe von Coach Heiko Bonan.
Die Diskussionen über die Qualität der Akteure
werden begleitet von zunehmendem Murren über
Einstellung, Aufstellung, Auswechslungen sowie über
die taktische Marschroute. Verständlich, denn
den starken Auftritten im Pokal gegen Energie Cottbus
und Kaiserslautern, sowie im Ligaspiel gegen Dynamo
Dresden, stehen unerklärliche Auftritte à
la Cottbus II und SC Verl gegenüber.
Glaubte man nach der ungeschlagenen Serie vom 6. bis
zum 12. Spieltag und 17 von 21 möglichen Punkten,
die Mannschaft hätte sich endlich gefunden und
die angepriesene Qualität der einzelnen Akteure
würde sich nun durchsetzen, so müssen sich
die Verantwortlichen nach den beiden 0:1-Pleiten erneut
unangenehme Fragen gefallen lassen.
Die Langzeitverletzten (Mitte der Woche um Ferhat
Kiskanc erweitert), allesamt der Kategorie Leistungsträger
zuzuordnen, mögen eine Erklärung für
die schwankenden Leistungen darstellen, die uninspirierten
Auftritte begründen sie jedoch nicht. Laut Bonan
sei Ordnung der Schlüssel zum Sieg, zu oft wurde
diese im Saisonverlauf vermisst.
Zugestehen muss man, dass sich blamable Vorstellungen,
die die anfänglichen Heimspiele allesamt darstellten,
reduzierten. Die Defensive steht ordentlich, spielerisch
sind große Fortschritte zu verzeichnen und mit
Jozef Kotula hat man endlich einen Spezialisten für
erfolgreiche Standards gefunden. Nur offensiv klemmt
es gewaltig.
Eine genaue Ursachenanalyse werden wir in der Winterpause
auf jawattdenn.de nachreichen. Offene Fragen hierzu
gibt es genug.
Das Umfeld jedenfalls wird spürbar unruhig, wieder
einmal. Von den Auswüchsen zu Saisonbeginn, als
noch Wut und Enttäuschung über den Abstieg
das Stimmungsbild prägten, ist man noch weit
entfernt. Die mögliche Dramatik der kommenden
Saisonendphase, wo mehr oder minder über Schicksale
großer Traditionsklubs und auch des RWE entschieden
wird, sitzt uns Anhängern aber verständlicherweise
im Nacken. Ein Sieg gegen die Landeshauptstädter
aus Sachsen-Anhalt würde dementsprechend nicht
nur das Punktekonto anschwellen lassen. Auch die leidgeprüfte
Seele der treuen Rot-Weissen würde gestreichelt
werden.
Wie sehr die Nerven auch bei allen anderen Teams der
Regionalliga Nord blank liegen, zeigen die Trainerentlassungen.
Prominentester Fall war in dieser Woche Düsseldorfs
Übungsleiter Uwe Weidemann. In der Tabelle auf
Platz drei rangierend, musste er nicht ganz überraschend
seinen Hut nehmen. Hier sah man die vorhandene Qualität
nicht ausreichend umgesetzt.
Ähnlich verhält es sich bei unserem nächsten
Gegner aus Sachsen-Anhalt. Nachdem man im Vorjahr
nur knapp den Aufstieg in die Zweite Bundesliga verpasste,
schwebt das Verfehlen der Qualifikation zur Dritten
Profiliga wie das gern bemühte Schwert des Damokles
über den Elbstädtern. Dabei schien alles
nach einer rosigeren Zukunft auszusehen.
Anstelle des veralteten Ernst-Grube-Stadions steht
nun das neue Stadion Magdeburg. Eine moderne Spielstätte,
in Kosten und Zuschauerkapazität den Plänen
des Neubaus an der Hafenstraße nicht unähnlich.
Seit Dezember 2006 spielen die Magdeburger in ihrer
neuen Heimstätte, der Traum vom Profigeschäft
erfüllte sich bislang jedoch nicht und das selbsterklärte
Ziel, Platz zehn in dieser Saison, scheint zunehmend
in Gefahr.
Aktuell steht die Truppe um Trainer Dirk Heyne auf
dem 13. Tabellenplatz der Regionalliga Nord und droht
nach dem dürftigen 1:1 Unentschieden im letzten
Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin den Anschluss
an die wichtigen Qualifikationsplätze zu verlieren.
Mit den beiden kommenden Partien gegen unsere Rot-Weissen
und die Mannschaft des degradierten Sportlichen Leiters
Achim Weber stehen zwei schwere Brocken vor den Bördeländern.
20 Punkte nach 16 Spielen sehen zwar nicht nach einer
Schreckensbilanz aus, doch lediglich 15 erzielte Treffer
verdeutlichen die Schwachstellen im Kader. Die Abgänge
der letztjährigen Torjäger Alexandar Kotuljac
und Sven Kubis nach Fürth bzw Plauen konnten
durch die Zugänge jedenfalls nicht kompensiert
werden und so übertrifft sich die Mannschaft
an Harmlosigkeit und bisweilen auffallender Verunsicherung.
Noch hält man von Seiten des Präsidiums
an Trainer Heyne fest, der durch Zugänge in Winterpause
die Qualität erhöhen darf. Wie schnell aus
Treuschwüren leere Worthülsen werden, gerade
in dieser für alle Klubs eminent wichtigen Saison,
bedarf allerdings keiner weiteren Erläuterung.
Für die Partie an der Hafenstraße machte
Präsident Volker Rehboldt jedenfalls unmissverständlich
klar: „Ich erwarte, dass die Mannschaft jetzt
in Essen eine kämpferische Antwort gibt und dort
auch punktet.“ Ob Stammtorwart Christian Beer
mit zur Partie zählt, ist seit heute fraglich.
Der 27-jährige verletzte sich und musste das
Training abbrechen.
Verklärt blickt man auch an der Elbe in Zeiten,
die über 30 Jahre zurückliegen. 1973/74
wurde der große AC Milan mit 2:0 geschlagen,
den Europapokal der Pokalsieger hielt man stolz in
Händen. Die offizielle Zuschauerzahl von knapp
4.700 im Endspiel zu Rotterdam lässt aufhorchen
und schmunzeln, ist mit heutigen Begebenheiten aber
nicht zu vergleichen. Zumal die Anhänger der
Magdeburger wohl weit mehr Reisebeschränkungen
bei Auswärtsfahrten unterlagen, als sich der
gemeine Fan heute vorstellen kann.
Dass ein gewisser Jürgen Sparwasser im damaligen
Kader der Magdeburger stand, dürfte im Westen
Deutschlands ebenfalls zu gespitzten Ohren führen.
Getroffen hat er gegen die Mailänder zwar nicht,
er wartete lieber einige Monate, um eine weitere internationale
Begegnung mit seinem Tor zu entscheiden…
Wollen wir nicht hoffen, dass es erneut ein Spieler
der Blau-Weißen ist, der jenseits der Elbe das
große Trauern auslöst. Wobei die Frage
erlaubt sei, ob mit ein wenig (Spar)wasser unserer
Flamme RWE beizukommen ist.
(fs)
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