Mit viel Kampf und Krampf zum Arbeitssieg
Heimspiele sind nicht immer eine Freude in dieser
Saison gewesen. Erst zweimal konnten die Essener Fans
über einen Dreier jubeln, vor allem die Niederlagen
gegen das Schlusslicht Cottbus II und im Revierderby
gegen
RW Oberhausen sind noch in schmerzlicher Erinnerung.
Auch im Spiel gegen Magdeburg blieb zunächst
die Frage, mit welcher Leistung die Essener wieder
auftreten werden. Würde es wieder ein Spiel wie
letzte Woche in Verl werden, wo das Unvermögen
der Mannschaft schon körperliche Schmerzen bereitet,
oder würde man wieder einmal einen tollen Auftritt
wie gegen Wuppertal erwarten können? Leider war
nur gewiss, dass die Mannschaft neben den Langzweitverletzten
auch noch kurzfristig auf Kapitän Michael Lorenz
wegen eines Hexenschusses verzichten musste. Für
ihn spielte Mario Klinger, zudem stand Rafael Kazior
in der Startelf von RWE.
Die Rot-Weißen begannen das Spiel sehr druckvoll,
doch wirklich gefährliche Aktionen waren zunächst
nicht dabei. Hätte Kazior sich mit dem Blick
zum Tor und nicht in die Gegenrichtung gewand, wäre
vielleicht aus einem schönen Pass in die Spitze
mehr heraus gekommen. Aber RWE versuchte wenigstens,
das Heft früh in die Hand zu nehmen. Doch die
erste dicke Chance hatten die Magdeburger, als nach
einem kapitalen Bock den Ball auf der rechten Seite
verliert und Torwart Masuch sich am äußersten
Rand des Sechzehnmeterraumes aufhielt. Der Ball vom
Magdeburger Agyemang verlor an Fahrt und verfehlte
das Ziel nur knapp.
Der erste Angriffsschwung der Essener war somit vorbei.
Zu wenig hatte man aus den herausgeholten Standardsituationen
gemacht, bis zum Sechzehner lief der Ball ordentlich,
danach war oft Schluss. So half auch nur ein weiterer
Zufall, dass dem Spiel von RWE noch einmal Auftrieb
geben sollte. Ein langer Ball auf Markus Kurth wird
von einem Magdeburger Abwehrspieler völlig unterschätzt,
Kurth steht frei vor dem FCM- Schlussmann Unger, doch
wie auf der anderen Seite scheitert auch er. Jetzt
stand es auch nach katastrophalen Fehlern unentschieden,
die schnelle Antwort der Magdeburger durch Müller,
dessen Schuss knapp am Tor der Rot-Weissen vorbei
strich, brachte auch nichts ein.
Auch wenn das Spiel an Klasse nicht zulegte, so war
wenigstens weiterhin die Mannschaft von RWE die optisch
bessere Mannschaft. Der Wille war erkennbar, die Schmach
aus dem Spiel gegen Verl wieder wettzumachen.
Vor allem Mario Klinger wollte zeigen, dass er mehr
als nur eine Alternative war. Nach einer schönen
Flanke von rechts herrschte Verwirrung in der nicht
sattelfesten Abwehr der Magdeburger, Klinger kommt
aus knapp 16 Metern völlig frei zum Schuss, doch
Unger lenkt den Ball mit den Fingerspitzen auf die
Latte. Das musste eigentlich die Führung sein.
Noch zweimal sollte Klinger eine Chance für ein
Tor erhalten, doch ein verdeckter Schuss sowie eine
Kopfballmöglichkeit bleiben ungenutzt.
Die größte Gefahr ging weiterhin von den
Standardsituationen aus. Das lag auch daran, dass
die Magdeburger sehr oft unsortiert in der Abwehr
standen. Ein schöner Kopfball von Niklas Andersen
strich nur knapp rechts am Magdeburger Tor vorbei.
Langsam wurde es knapp, noch vor der Pause die wichtige
Führung zu erzielen. Eine letzte Chance sollte
es noch für RWE geben, wieder einmal nach einem
Eckball. Wie gegen Dresden sollte Daniel Sereinig
im Mittelpunkt stehen, sein Kopfball flog gefährlich
in die Richtung des Magdeburger Tores, doch unglaublicherweise
knallt der Ball gegen die Latte und sprang wieder
zurück ins Feld. Jetzt kam auch neben Unvermögen
das Pech hinzu.
Kopfschütteln auf den Rängen. Trotz eines
schwachen Spieles hätte RWE führen müssen,
auch wenn in den Anfangsminuten auch ein wenig Glück
dabei war. Bei diesen kalten Temperaturen wäre
ein Feuer auf dem Spielfeld genau das Richtige gewesen,
um den bibbernden Körper wieder aufzuwärmen.
Stattdessen sorgten einige Fans auf der Nordtribüne
mit viel Rauch und Pulver für Wärme, die
aber in Stadien verboten ist und dem Verein eine Geldstrafe
einbringen kann. Anscheinend hat das sich nur nicht
bei jedem herum gesprochen.
Der psychologische Effekt eines späten Tores
in Hälfte eins war verpufft, wie wäre es
denn dann mit einem frühen Tor in Hälfte
zwei? Zunächst einmal gab es aber eine Hiobsbotschaft
zu verkraften, Schlüsselspieler Brandy konnte
aufgrund eines Zusammenpralls mit gleich zwei Magdeburger
Spielern nicht mehr mitwirken. Für ihn kam der
schon abgeschriebene norwegische Stürmer Lindbaek.
Der orientierte sich sofort ins Sturmzentrum, als
Markus Kurth auf der linken Außenbahn eine traumhafte
Flanke
vor das Magdeburger Tor schlug. Da stand Andre Schei
Lindbaek, völlig alleine gelassen von der Abwehr,
und nickte problemlos zum 1:0 für den Gastgeber
ein. Endlich hatte der Ball die Torlinie der Magdeburger
überschritten.
Wer jetzt dachte, dass dieses Tor den Essenern die
nötige Sicherheit geben sollte, der irrte gewaltig.
Magdeburg wachte jetzt kurzzeitig aus der Passivität
auf und wollte nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer
zurückschlagen. Doch wie in der ersten Halbzeit
besuchte die Glücksgöttin Fortuna ein zweites
Mal die Hafenstraße. Ein satter Schuss vom FCM-Mittelfeldspieler
Gerster klatschte an den Pfosten und drehte sich vom
Tor weg. Ein Schockmoment, der aber ohne weitere Folgen
blieb.
Die schon nicht so starke Partie verflachte weiter.
Ein Weitschuss von Tim Erfen strahlte noch einmal
so etwas wie Gefahr aus, aber das war es dann auch.
Für Erregung sollte mal wieder eine erneute Verletzung
eines Essener Spielers. Der stark aufspielende Markus
Kurth musste den Platz ohne Fremdeinwirkung verlassen,
die genaue Diagnose steht noch aus. Es wäre auf
jeden Fall ein ganz bitterer Ausfall für das
Essener Teams. Das Spielfeld betrat Moritz Stoppelkamp,
der wie Lindbaek bisher kaum eine Rolle im Konzept
von Trainer Bonan spielte.
Langeweile machte sich breit, nur die Magdeburger
Fans war es trotz eines beeindruckenden Supports mit
– verständlicherweise angesichts der Tabellensituation
– wenig mitgereisten Fans anscheinend zu kalt
und ließen sich auf gegenseitige Pöbeleien
am Zaun auf der Nordtribüne ein. Ein erhöhtes
Polizeiaufgebot sorgte dann wieder für die Beruhigung
der Gemüter. Auf dem Platz sorgte nur der eingewechselte
Stoppelkamp für Spannung, als er aus spitzem
Winkel das Tor doch nicht traf. Ein Abspiel wäre
auch eine gute Alternative gewesen.
Aber
noch war nicht Schluss, und Stoppelkamp sollte doch
noch einmal im Mittelpunkt stehen. Die weit aufgerückten
Magdeburger konnten nicht die Kontrolle des Spiels
übernehmen, das Mittelfeld war nun offen. Das
nutzte Mittelfeldmotor Guie-Mien, der Moritz Stoppelkamp
sehr schön auf den Weg zum Tor schickte. Ohne
viele Probleme setzte Stoppelkamp den Schlusspunkt
auf die Partie und traf zum 2:0.
Eine schöne kämpferische Leistung der Essener,
mehr war es aber dann doch nicht. Die Magdeburger
waren viel zu passiv, um vielleicht einen oder mehr
Punkte aus der Ruhrstadt entführen zu können.
Allerdings muss in den nächsten Wochen mehr kommen,
um das Mindestziel "Platz 10" sicher zu
erreichen und vielleicht sogar noch ganz oben anzuklopfen.
Wenn man aber ehrlich ist, sind drei Heimsiege bis
zu diesem Zeitpunkt zu wenig. Immer noch hat die Essener
Mannschaft Probleme, gegen eine defensive Mannschaft
das Spiel zu gestalten. Die spielerischen Mittel dafür
fehlen noch. Und bei der derzeitigen Personallage
wird es auch schwer, diese Mittel in die Mannschaft
zu bekommen. Es wartet Lübeck, und auch da darf
gepunktet werden.
(pd)
.
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Czyszczon, Sereinig, Andersen - Erfen, Klinger,
Gorschlüter, Brandy (46. Lindbaek) - Kazior (82.
Harrer), Kurth (53. Stoppelkamp) - Guie-Mien
1. FC Magdeburg
M. Unger - Probst, Grundmann, Prest, S. Neumann -
F. Müller, Gerster, Manai, Lindemann - Jarakovic
(75. Kullmann), Agyemang
Tore
1:0 Lindbaek (48.), 2:0 Stoppelkamp (79.)
Zuschauer
8.674
Schiedsrichter
Meyer (Burgdorf)
Gelbe Karten
Kazior - Manai
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3
|
Czyszczon |
3-
|
Sereinig |
3+
|
Andersen |
3
|
Erfen |
4-
|
Kazior |
4
|
Gorschlüter |
3
|
Klinger |
3+
|
Brandy |
3-
|
Guie-Mien |
3+ |
Kurth |
3-
|
Lindbaek |
3+ |
Stoppelkamp |
3 |
|