17.11.2007

RWE - Magdeburg

 

Mit viel Kampf und Krampf zum Arbeitssieg

Heimspiele sind nicht immer eine Freude in dieser Saison gewesen. Erst zweimal konnten die Essener Fans über einen Dreier jubeln, vor allem die Niederlagen gegen das Schlusslicht Cottbus II und im Revierderby gegen RW Oberhausen sind noch in schmerzlicher Erinnerung. Auch im Spiel gegen Magdeburg blieb zunächst die Frage, mit welcher Leistung die Essener wieder auftreten werden. Würde es wieder ein Spiel wie letzte Woche in Verl werden, wo das Unvermögen der Mannschaft schon körperliche Schmerzen bereitet, oder würde man wieder einmal einen tollen Auftritt wie gegen Wuppertal erwarten können? Leider war nur gewiss, dass die Mannschaft neben den Langzweitverletzten auch noch kurzfristig auf Kapitän Michael Lorenz wegen eines Hexenschusses verzichten musste. Für ihn spielte Mario Klinger, zudem stand Rafael Kazior in der Startelf von RWE.

Die Rot-Weißen begannen das Spiel sehr druckvoll, doch wirklich gefährliche Aktionen waren zunächst nicht dabei. Hätte Kazior sich mit dem Blick zum Tor und nicht in die Gegenrichtung gewand, wäre vielleicht aus einem schönen Pass in die Spitze mehr heraus gekommen. Aber RWE versuchte wenigstens, das Heft früh in die Hand zu nehmen. Doch die erste dicke Chance hatten die Magdeburger, als nach einem kapitalen Bock den Ball auf der rechten Seite verliert und Torwart Masuch sich am äußersten Rand des Sechzehnmeterraumes aufhielt. Der Ball vom Magdeburger Agyemang verlor an Fahrt und verfehlte das Ziel nur knapp.

Der erste Angriffsschwung der Essener war somit vorbei. Zu wenig hatte man aus den herausgeholten Standardsituationen gemacht, bis zum Sechzehner lief der Ball ordentlich, danach war oft Schluss. So half auch nur ein weiterer Zufall, dass dem Spiel von RWE noch einmal Auftrieb geben sollte. Ein langer Ball auf Markus Kurth wird von einem Magdeburger Abwehrspieler völlig unterschätzt, Kurth steht frei vor dem FCM- Schlussmann Unger, doch wie auf der anderen Seite scheitert auch er. Jetzt stand es auch nach katastrophalen Fehlern unentschieden, die schnelle Antwort der Magdeburger durch Müller, dessen Schuss knapp am Tor der Rot-Weissen vorbei strich, brachte auch nichts ein.

Auch wenn das Spiel an Klasse nicht zulegte, so war wenigstens weiterhin die Mannschaft von RWE die optisch bessere Mannschaft. Der Wille war erkennbar, die Schmach aus dem Spiel gegen Verl wieder wettzumachen. Vor allem Mario Klinger wollte zeigen, dass er mehr als nur eine Alternative war. Nach einer schönen Flanke von rechts herrschte Verwirrung in der nicht sattelfesten Abwehr der Magdeburger, Klinger kommt aus knapp 16 Metern völlig frei zum Schuss, doch Unger lenkt den Ball mit den Fingerspitzen auf die Latte. Das musste eigentlich die Führung sein. Noch zweimal sollte Klinger eine Chance für ein Tor erhalten, doch ein verdeckter Schuss sowie eine Kopfballmöglichkeit bleiben ungenutzt.

Die größte Gefahr ging weiterhin von den Standardsituationen aus. Das lag auch daran, dass die Magdeburger sehr oft unsortiert in der Abwehr standen. Ein schöner Kopfball von Niklas Andersen strich nur knapp rechts am Magdeburger Tor vorbei. Langsam wurde es knapp, noch vor der Pause die wichtige Führung zu erzielen. Eine letzte Chance sollte es noch für RWE geben, wieder einmal nach einem Eckball. Wie gegen Dresden sollte Daniel Sereinig im Mittelpunkt stehen, sein Kopfball flog gefährlich in die Richtung des Magdeburger Tores, doch unglaublicherweise knallt der Ball gegen die Latte und sprang wieder zurück ins Feld. Jetzt kam auch neben Unvermögen das Pech hinzu.

Kopfschütteln auf den Rängen. Trotz eines schwachen Spieles hätte RWE führen müssen, auch wenn in den Anfangsminuten auch ein wenig Glück dabei war. Bei diesen kalten Temperaturen wäre ein Feuer auf dem Spielfeld genau das Richtige gewesen, um den bibbernden Körper wieder aufzuwärmen. Stattdessen sorgten einige Fans auf der Nordtribüne mit viel Rauch und Pulver für Wärme, die aber in Stadien verboten ist und dem Verein eine Geldstrafe einbringen kann. Anscheinend hat das sich nur nicht bei jedem herum gesprochen.

Der psychologische Effekt eines späten Tores in Hälfte eins war verpufft, wie wäre es denn dann mit einem frühen Tor in Hälfte zwei? Zunächst einmal gab es aber eine Hiobsbotschaft zu verkraften, Schlüsselspieler Brandy konnte aufgrund eines Zusammenpralls mit gleich zwei Magdeburger Spielern nicht mehr mitwirken. Für ihn kam der schon abgeschriebene norwegische Stürmer Lindbaek. Der orientierte sich sofort ins Sturmzentrum, als Markus Kurth auf der linken Außenbahn eine traumhafte Flanke vor das Magdeburger Tor schlug. Da stand Andre Schei Lindbaek, völlig alleine gelassen von der Abwehr, und nickte problemlos zum 1:0 für den Gastgeber ein. Endlich hatte der Ball die Torlinie der Magdeburger überschritten.

Wer jetzt dachte, dass dieses Tor den Essenern die nötige Sicherheit geben sollte, der irrte gewaltig. Magdeburg wachte jetzt kurzzeitig aus der Passivität auf und wollte nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer zurückschlagen. Doch wie in der ersten Halbzeit besuchte die Glücksgöttin Fortuna ein zweites Mal die Hafenstraße. Ein satter Schuss vom FCM-Mittelfeldspieler Gerster klatschte an den Pfosten und drehte sich vom Tor weg. Ein Schockmoment, der aber ohne weitere Folgen blieb.

Die schon nicht so starke Partie verflachte weiter. Ein Weitschuss von Tim Erfen strahlte noch einmal so etwas wie Gefahr aus, aber das war es dann auch. Für Erregung sollte mal wieder eine erneute Verletzung eines Essener Spielers. Der stark aufspielende Markus Kurth musste den Platz ohne Fremdeinwirkung verlassen, die genaue Diagnose steht noch aus. Es wäre auf jeden Fall ein ganz bitterer Ausfall für das Essener Teams. Das Spielfeld betrat Moritz Stoppelkamp, der wie Lindbaek bisher kaum eine Rolle im Konzept von Trainer Bonan spielte.

Langeweile machte sich breit, nur die Magdeburger Fans war es trotz eines beeindruckenden Supports mit – verständlicherweise angesichts der Tabellensituation – wenig mitgereisten Fans anscheinend zu kalt und ließen sich auf gegenseitige Pöbeleien am Zaun auf der Nordtribüne ein. Ein erhöhtes Polizeiaufgebot sorgte dann wieder für die Beruhigung der Gemüter. Auf dem Platz sorgte nur der eingewechselte Stoppelkamp für Spannung, als er aus spitzem Winkel das Tor doch nicht traf. Ein Abspiel wäre auch eine gute Alternative gewesen.

Aber noch war nicht Schluss, und Stoppelkamp sollte doch noch einmal im Mittelpunkt stehen. Die weit aufgerückten Magdeburger konnten nicht die Kontrolle des Spiels übernehmen, das Mittelfeld war nun offen. Das nutzte Mittelfeldmotor Guie-Mien, der Moritz Stoppelkamp sehr schön auf den Weg zum Tor schickte. Ohne viele Probleme setzte Stoppelkamp den Schlusspunkt auf die Partie und traf zum 2:0.

Eine schöne kämpferische Leistung der Essener, mehr war es aber dann doch nicht. Die Magdeburger waren viel zu passiv, um vielleicht einen oder mehr Punkte aus der Ruhrstadt entführen zu können. Allerdings muss in den nächsten Wochen mehr kommen, um das Mindestziel "Platz 10" sicher zu erreichen und vielleicht sogar noch ganz oben anzuklopfen. Wenn man aber ehrlich ist, sind drei Heimsiege bis zu diesem Zeitpunkt zu wenig. Immer noch hat die Essener Mannschaft Probleme, gegen eine defensive Mannschaft das Spiel zu gestalten. Die spielerischen Mittel dafür fehlen noch. Und bei der derzeitigen Personallage wird es auch schwer, diese Mittel in die Mannschaft zu bekommen. Es wartet Lübeck, und auch da darf gepunktet werden.


(pd)

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Rot-Weiss Essen

Masuch - Czyszczon, Sereinig, Andersen - Erfen, Klinger, Gorschlüter, Brandy (46. Lindbaek) - Kazior (82. Harrer), Kurth (53. Stoppelkamp) - Guie-Mien


1. FC Magdeburg

M. Unger - Probst, Grundmann, Prest, S. Neumann - F. Müller, Gerster, Manai, Lindemann - Jarakovic (75. Kullmann), Agyemang


Tore

1:0 Lindbaek (48.), 2:0 Stoppelkamp (79.)


Zuschauer

8.674


Schiedsrichter

Meyer (Burgdorf)


Gelbe Karten

Kazior - Manai






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Spieler des Spiels



Jawattdenn Spielerbewertung

Masuch
3
Czyszczon
3-
Sereinig
3+
Andersen
3
Erfen
4-
Kazior
4
Gorschlüter
3
Klinger
3+
Brandy
3-
Guie-Mien 3+
Kurth
3-
Lindbaek 3+
Stoppelkamp 3