Lang, lang ist's her ...
Vorberichte zu Fußballspielen in Funk und
Fernsehen brauchen Aufhänger und so mussten die
Reporter in der letzten Zweitligasaison bei Essener
Auswärtsspielen nicht lange nachforschen. Gebetsmühlenartig
wurde von der grandiosen Serie "10 Jahre ohne
Auswärtssieg in Liga Zwei" berichtet. Im
Spiel gegen Eintracht Braunschweig wurde dieser traurige
Rekord endlich unterbrochen, aber es klingelt mittlerweile
wieder in den Ohren der Essener Fans, wenn die Berichterstattung
über die rot-weissen Regionalligaspiele läuft.
Der neue Teaser heißt nun: "Der letzte
Heimsieg der Essener war vor über einem halben
Jahr am 28.02.07 mit einem 5:0 gegen den 1. FC Köln."
Die "unglaubliche" Bilanz der neun Meisterschafts-Heimspiele
nach diesem grandiosen Sieg:
Fünf geschossene Tore - 13 kassierte Tore - fünf
Punkte
Festung Georg-Melches-Stadion? Heimmacht? Gegner,
die in Ehrfurcht vor der Kulisse erstarren? Momentan
alles Floskeln, die mit dem legendären Mythos
Hafenstraße nicht mehr das Geringste zu tun
haben. Sollte es nun gegen Rot-Weiß Erfurt klappen,
mit dem ersten Heimsieg in der neuen Saison? Sollte
es endlich gelingen den viel zitierten Bonan'schen
Bock umzustoßen? Trotz des Auswärtserfolges
in Babelsberg ist die Erwartungshaltung der Essener
Anhängerschaft eher zurückhaltend, vielleicht
sind das auch schon erste Anzeichen von Resignation,
oder einfach nur die Angst vor einer neuen Heimpleite.
Ein Heimsieg gegen Erfurt ist Pflicht! Zum einen wäre
man wieder in Reichweite der begehrten Qualifikationsplätze,
zum anderen wäre es so wichtig, das Selbstvertrauen
der Mannschaft weiter zu stärken. Vor allem könnte
der von Bonan geforderte Schulterschluss mit den Fans
endlich gelingen, sollte auch eine überzeugende
Leistung geboten werden. Wie es an der Hafenstraße
sein
kann, wenn der Funke auf die Tribünen übergesprungen
ist, hat die Mannschaft im Pokal gegen Cottbus bereits
einmal erfahren dürfen. Für beide Seiten
eigentlich Ansporn genug, alles zu geben.
Mit dem in dieser Saison noch ungeschlagenen Tabellendritten
aus Erfurt gastiert ein Verein an der Hafenstraße,
bei dem man die Offensive auch getrost so bezeichnen
darf. Mit 18 Treffern in sieben Spielen haben die
Thüringer die drittbeste Sturmreihe der Liga.
Top-Scorer sind Albert Bunjaku mit fünf, sowie
Domi Kumbela mit vier und Denis Wolf mit drei Treffern.
Die Tormaschine läuft am rundesten zu Hause im
Steigerwaldstadion, zuletzt mit einem 2:0 Sieg gegen
unseren nächsten Auswärtsgegner Union Berlin.
Auf fremden Gefilden holten die falschen RWE'er "nur"
einen Sieg (3:0 in Wolfsburg) und zwei Unentschieden
(jeweils 1:1 in Dortmund und in Babelsberg).
Trainer Pavel Dotchev hat den Kader für diese
Saison gezielt verstärkt. Die bekanntesten Neuzugänge
dürften Kapitän Patrick Kohlmann von Borussia
Dortmund II, der Ex-Düsseldorfer Denis Wolf und
der Bremer Thiago Rockenbach da Silva sein. Ein Wiedersehen
mit zwei alten Bekannten gibt es auch: André
Maczkowiak ist als Nr. 1 im Tor gesetzt, und auch
Stürmer Martin „Hausi“ Hauswald steht
nun bei den Erfurtern unter Vertrag.
Vielleicht ist es ein bisschen zu hoch gegriffen,
um von einem Erfurter Traumstart zu sprechen, allerdings
ist der schlechteste Tabellenplatz, den die Thüringer
bisher inne hatten, der vierte. (2. Spieltag).
Aber auch die Essener Tabellenkurve zeigt, dank der
guten Auswärtsbilanz, langsam nach oben. Sieben
Punkte aus den letzten drei Spielen sollten eigentlich
für ein bisschen Ruhe im Umfeld sorgen, allerdings
befinden sich der fußballerische Offenbarungseid
gegen Braunschweig und auch die anderen wenig glanzvollen
Auftritte an der Hafenstraße in dieser Saison
noch im Hinterkopf der RWE-Fans.
Trainer Heiko Bonan hat fast alle Spieler zur Verfügung
und bei der Kadergestaltung die Qual der Wahl. Einzige
Ausfälle sind Mitja Schäfer, der mit einem
Knorpelschaden am Knie bis zur Rückrunde ausfällt
und André Schei Lindbaek, der weiter an seiner
Muskelverhärtung im Oberschenkel laboriert.
Es bleibt abzuwarten, ob der Coach seine erfolgreiche
Anfangsformation vom Babelsbergspiel ändert.
Es würde allerdings nicht verwundern, wenn Stefan
Lorenz nach seinem Kurzdebüt in der Startelf
stehen und der Defensive weitere Stabilität geben
würde. Ob der genesene Stijn Haeldermans von
Beginn an ran darf, ist fraglich. Eventuell hat der
Belgier noch etwas Trainingsrückstand und Rolf-Christel
Guié-Mien erledigte in Babelsberg seine Aufgaben
in der Mittelfeld-Schaltzentrale hervorragend und
erzielte zudem noch zwei Tore.
Genug Demut geübt, wir sind ja nicht Kleinkackenfenne!
Lasst uns gegen Erfurt endlich den Heimbock umstoßen
und darauf hoffen, dass in der Vorberichterstattung
im WDR am Samstag zum vorerst letzten Mal an den Heimsieg
gegen den 1. FC Köln vom 28.02.2007 erinnert
wird …
(op)
Bilder: Regionalliga Saison 2005/06 Rot-Weiss Essen
- Rot-Weiß Erfurt 5:0
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