Zwei Gesichter
Nach einem Fußballspiel mit vielen Höhepunkten
hat Rot-Weiss Essen erstmalig in dieser Saison die
Abstiegsränge verlassen. Dabei reichte ein 3:0
Halbzeitstand nicht aus, um das Spiel entspannt zu
erleben.
Anders als in den vorherigen Heimspielen präsentierten
sich die Essener von Anfang an selbstbewusst und engagiert.
Mit einem in den Startminuten kräftezehrenden
Pressing gelang es den Essenern,
den Gegner schon in der eigenen Hälfte unter
Druck zu setzen. Aber auch im Spiel nach vorne gelang
es dem Gastgeber, die gut 8.500 Zuschauer im Georg-Melches
Stadion zu beeindrucken. Einzig die letzten Pässe
fanden mehrmals in den ersten Minuten keinen Adressaten
- eine Tatsache, die am Ende beinahe bestraft wurde.
Doch die spielerische und läuferische Überlegenheit
machte sich bezahlt. Nach 15 Minuten konnte nach einem
Steilpass Tim Erfen nur per Foul gestoppt werden.
Wie schon in der Vorwoche war sich Guié-Mien
seiner Sache sicher und verwandelte den Strafstoß
zum 1:0. Zu diesem Zeitpunkt waren die Erfurter nur
selten mit eigenen Aktionen beschäftigt, so dass
die Führung in Ordnung ging.
Danach verflachte zunächst das Spiel, da die
Essener nun das Tempo verringerten. Nach mehreren
Versuchen, steil in die Spitzen zu spielen, gelang
endlich ein Pass und erneut war es Guié-Mien,
der den Ball aus gut 18 Metern ins Netz zirkelte.
Wer nun eine Essener Elf erwartete, die Ergebnishalten
versuche, sah sich enttäuscht. Wie immer in dieser
Saison setzten die Essener nach der Führung den
Gegner weiterhin unter Druck. Eine Tatsache, die man
gerne auch einmal in Spielen sehen würde, in
denen RWE in Rückstand gerät.
Vier Minuten nach dem 2:0 konnte sich der überaus
mannschaftsdienliche und zweikampfstarke Markus Kurth
genial durchsetzen und übersah den in der Mitte
freigelaufenen zweifachen Torschützen nicht.
Das 3:0, per Kopf, bedeutete den fünften Treffer
von Guié-Mien in dieser Saison und einen lupenreinen
Hattrick.
Endlich
hochzufrieden und per Applaus ging es in die Kabine.
In der zweiten Hälfte präsentierten sich
die beiden Mannschaften optisch unverändert.
Essen spielte mit angezogener Handbremse und Erfurt
wirkte verkrampft sowie ein wenig beeindruckt ob der
ersten Halbzeit. In dieser Phase verpassten es die
Essener viele eingeleitete Konter auszuspielen, um
den Erfurtern endgültig den Siegeswillen zu rauben.
Oft beendeten Abseitspositionen gute Kontermöglichkeiten
oder das Aluminium verhinderte eine höhere Führung.
Eben dieses eröffnete plötzlich eine neue
Spielsituation, denn auch Erfurt war Mitte der zweiten
Hälfte im Pech. Doch sie saugten aus dem Lattentreffer
vom starken da Silva neuen Mut und spielten nun öfter
und gefährlicher nach vorne. In der 74. Minute
nutzten sie einen Abstimmungsfehler in der Essener
Hintermannschaft aus und verkürzten durch Torjäger
Kumbela auf 1:3. Erinnerungen wurden plötzlich
wach, auch weil die Essener es nun nicht verstanden,
die Räume in der gegnerischen Hälfte auszunutzen.
Nein - nun drückten die Erfurter und erspielten
sich weitere Offensivszenen. Nur fünf Minuten
nach dem Anschlusstreffer war es Czyszczon, der einen
Ball in der Innenverteidigung falsch einschätzte.
Der nun völlig freistehende Torschütze Kumbela
ließ sich diese Chance nicht entgehen und traf
erneut.
Unnötigerweise begann nun das große Zittern.
Erfahrungsgemäß wird in Essen, egal welche
Mannschaft hier spielt, so ein Spiel schlussendlich
ganz abgegeben. Und beinahe wäre es auch in dieser
Partie so weit gewesen, als der eingewechselte Christian
Beck freistehend vor Torhüter Masuch eine große
Chance vergab. Auch der bis dahin gut pfeiffende Schiedsrichter
Kuhl verlor nun, wie die Essener Abwehr, ein wenig
die Übersicht und endschied mehrmals kleinlich
in Strafraumnähe auf Freistoß. Doch glücklicherweise
konnten die Gäste keine weitere Großchance
mehr erspielen und mussten sich am Ende geschlagen
geben.
Für RWE bedeutete es den dritten Sieg im vierten
Spiel und eine Ausbeute von zehn Punkten. Dank dieser
kleinen Serie dürfte es sich nun ein wenig entspannter
trainieren und leben. Außerdem zeigten die vergangenen
Spiele, welche Stammspieler sich aus dem Team herauskristallisieren
und in Zukunft das Spiel gestalten werden. Ebenfalls
sehr positiv waren die ersten Einsatzminuten von Hoffnungsträger
Haeldermans, der allerdings keine Akzente setzen konnte.
Mit Stefan Lorenz meldete sich ein weiterer Spieler
aus dem vergangenen Zweitligakader zurück. Anders
als bei Haeldermans, reichte es bei ihm noch nicht
für Spielminuten.
Die Leistung aus diesem Spiel macht Mut. Sie darf
nicht verleiten mehr zu erwarten als den Klassenerhalt.
Doch sie macht Hoffnung und Spaß auf weitere
Partien an der heimischen Hafenstraße. Ein Erfolg,
der hart erarbeitet wurde und nun in Berlin vergoldet
werden könnte.
(tp)
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Czyszczon, Sereinig, Andersen (72. Haeldermans)
- Erfen (54. Kiskanc), Gorschlüter, M. Lorenz,
Brandy - Guie-Mien, Kurth (65. Stoppelkamp) - Güvenisik
Rot-Weiß Erfurt
Maczkowiak - Schnetzler, Nowak, Holst, Kohlmann (85.
Beck) - Wolf (55. Hauswald), Peßolat, Brückner
(67. Cornelius), Rockenbach da Silva - Bunjaku, Kumbela
Tore
1:0 Guie-Mien (15., Foulelfmeter), 2:0 Guie-Mien (36.),
3:0 Guie-Mien (40.), 3:1 Kumbela (74.), 3:2 Kumbela
(79.)
Zuschauer
8.217
Schiedsrichter
Kuhl (Köln)
Gelbe Karten
Czyszczon, Brandy, Gorschlüter - Holst, Schnetzler,
Nowak, Hauswald, Kohlmann
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3
|
Czyszczon |
4+
|
Andersen |
2-
|
Sereinig |
3
|
Erfen |
3+
|
Gorschlüter |
2
|
M. Lorenz |
3+
|
Brandy |
2
|
Guié-Mien |
1
|
Kurth |
2
|
Güvenisik |
2
|
Kiskanc |
4+ |
|