02.08.2007

RWE - Energie Cottbus

 

Und jährlich grüßt die Energie!

Stell dir vor, du sitzt im Sessel. Im Flimmerkasten vor dir laufen bunte Bilder. Eben zieht eine Glücksfee weiße Kugeln abwechselnd aus zwei Töpfen. Die Atmosphäre ist spannungsgeladen, obwohl es bereits nach 23 Uhr ist. Müdigkeit erfüllt dich, aber diesen Moment willst du unbedingt noch mitbekommen. Das Bett muss warten. Um diese eine Kugel geht es dir. Wann kommt sie endlich? Mühsam wird jede Kugel geöffnet. Darin befindet sich ein Zettel mit einem Namen. Immer wenn eine Kugel geöffnet wurde, wird der Name laut vorgelesen.

Wieder zieht die Glücksfee eine Kugel. Wieder nichts. Kann doch gar nicht sein. Dann endlich ist es soweit: Laut wird verkündet:

„Rot-Weiss Essen“

Jetzt! Endlich! Mit einem Mal bist du hellwach. Du zitterst. Du überlegst, welche Namen noch alles in dem anderen Topf sind, aus dem nun die nächste Kugel gezogen wird. Schalke ist noch drin! Und die Bayern! Die Kugel wird geöffnet. Du greifst mit zittrigen Händen zum Bier, bereit zum großen Jubelschrei. Da ist der Zettel. Was steht drauf? Dreh das Ding doch endlich um, machs nicht so spannend!

„Energie Cottbus“

Ringringringringringring. Der Wecker klingelt. Du wachst auf. Welches Jahr ist heute? 2007? 2006? Oder 2005? Oder von allem ein bisschen?

War das alles nur ein Traum? Du blickst verwirrt im Zimmer umher. Das Bier in der Hand, der gleiche Sessel auf dem du eben schon gesessen hast. Der Schleier vor deinen Augen legt sich und du realisierst: Nein, nicht schon wieder Cottbus!

Es gibt so Dinge und Personen, die wird man einfach nicht los. Cottbus und auch Francis Kioyo gehören dazu. Offensichtlich hat es ihm in Essen doch ganz gut gefallen, sonst würde er nicht Jahr für Jahr an seine ehemalige Wirkungsstätte zurückkehren. Klar, die Hafenstraße wird ja auch wieder brennen, die Emotionen überkochen. Vor solch einer Kulisse spielt man doch immer wieder gerne.

Aber, seien wir ehrlich, nicht Kioyo alleine war schuld für das Desaster vor ein paar Jahren. Als er damals – bei 1860 München aufgrund des verschossenen Elfmeters bei den Fans in Ungnade gefallen – an der Hafenstraße auf seinen Ex-Verein traf, gab es eine große Geste der Gästefans. Auf einem Plakat stand: Kioyo – NOT guilty! Eine Geste, die ich für nachahmenswert halte. Vielleicht nicht in der gleichen Form, doch würde ich mich freuen, wenn man ihm den Respekt entgegen bringt, den er als Fußballer verdient hat. Es geht nicht darum, einzelne Energie-Spieler niederzumachen, sondern das eigene Team nach vorne zu puschen.

Doch genug der Moralpredigt! Samstag ist Pokalzeit. Und der Tag der endgültigen Entscheidung. 1:1 steht es im Duell Rot-Weiss Essen gegen Energie Cottbus. Die Zeit ist gekommen, den wahren Sieger zu küren. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Sieger aus dem Ruhrpott kommt. Schon 2005 musste erst ein Elfmeterschießen herhalten. Damals kam der Glücklichere weiter, Cottbus. 2006 dann war RWE überlegen, zog verdient durch einen Flugkopfball von Stefan Lorenz zwei Minuten nach seiner Einwechslung in die zweite Runde ein. Ein Klassenunterschied war in beiden Partien nicht zu sehen. Warum sollte es dieses Jahr anders sein?

Gut, Cottbus möchte sich für die schwache Vorstellung revanchieren, aber das alleine wird nicht reichen. Zumal sie personell angeschlagen sind. Neben Kapitän Timo Rost, der gesperrt ist, wird auch Ervin Skela ausfallen. Zwei wichtige Spieler der Energie. Dazu muss Cottbus erst noch beweisen, ob sie die Abgänge der torgefährlichsten Spieler der letzten Saison – Radu und Munteanu – ansatzweise gleichwertig ersetzt haben. Kioyo als gesetzte Sturmspitze spricht eher nicht dafür.

Aber auch RWE hat mit Ausfällen zu kämpfen. Neben Stefan Lorenz, der einen Rückschlag erlitt, wird weiterhin Stijn Haeldermans ausfallen. Damit fehlen auch RWE zwei wichtige Stützen. Unentschieden eben. Das Tor wird wie angekündigt Daniel Masuch hüten. Erst nach dem Pokalspiel will Heiko Bonan sich auf seine neue Nummer eins festlegen. Im Sturm wird wohl Neuzugang Andre Schei Lindbaek sein Debüt geben, er wird jedoch zunächst nur auf der Bank Platz nehmen. Mitja Schäfer könnte eine Alternative im Mittelfeld sein, die Abwehr des Oberhausen-Spiels wird wohl eine zweite Chance bekommen.

Alles spricht für eine ausgeglichene Partie, die Chancen stehen 50:50. Da kann es schon entscheidend sein, dass aus Cottbus mal wieder nicht viele Fans anreisen werden. 10.500 Zuschauer waren es 2005, fast 11.500 in 2006. Und auch wenn es dem einen oder anderen nach dem 1:4-Debakel gegen Oberhausen schwer fallen wird, mit der nötigen Unterstützung wird es wieder ein klasse Pokalnachmittag mit einem schönen rot-weißen Ende. Und wir alle kennen dann auch schon den Gegner in der zweiten Runde. Wollen wir wetten?

Voraussichtliche Aufstellungen:

Rot-Weiss Essen: Masuch – Erfen, Sereinig, Czyszczon – M. Lorenz, Klinger, Gorschlüter, M. Schäfer – Guie-Mien, Güvenisik – Wagner

Energie Cottbus: Piplica – Szelesi, da Silva, Mitreski, Cvitanovic – Bassila, Kukielka – Rivic, D. Sörensen, Aloneftis – Kioyo

Schiedsrichter: Michael Kempter (Sauldorf)


(tj)


Bilder: DFB-Pokal 1. Hauptrunde Saison 2006/07 Rot-Weiss Essen - Energie Cottbus 1:0


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Bilanz gegen Cottbus



DFB-Pokal
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
0
1
2
Auswärts
0
0
0
0
Gesamt
1
0
1
2

2. Bundesliga
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
0
0
1
Auswärts
0
1
0
1
Gesamt
1
1
0
2

Gesamt
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
2
0
1
3
Auswärts
0
1
0
1
Gesamt
2
1
1
4


Quelle: Fussballdaten.de