Pokalsensation
Zum dritten Mal präsentierte sich in der
ersten Pokalrunde FC Energie Cottbus an der Hafenstraße
und zum zweiten Mal waren es die Essener, die am Ende
jubeln durften. Den packenden Krimi sahen allerdings
mit 8.600 nur wenige Zuschauer. Diese kamen jedoch
voll auf ihre Kosten.
Schon vor dem Spiel wurde die Mannschaft stark verändert.
Die verletzten Stefan Lorenz und Stijn Haeldermans
fielen weiterhin aus. Überraschend flog der starke
Tim Erfen aus der Startelf und für ihn spielte
Jozef Kotula. Darüber hinaus bekamen Rafael Kazior
und Mitja Schäfer die Möglichkeit, sich
zu präsentieren. Dafür mussten
Mario Klinger und Rolf-Christel Guié Mien weichen.
Der Wechsel im Tor war schon vor dem Spiel gegen Oberhausen
angekündigt worden und somit war folgerichtig
Daniel Masuch im Tor, der auch ohne das Elfmeterschießen
eine starke Partie spielte und sich den Stammplatz
zwischen den Pfosten gesichert haben dürfte.
Der Start wurde den Essenern gründlich verdorben,
da Cottbus schon nach neun Minuten das erste Mal traf.
Es war der Ex-Essener Kioyo, der den Ball in Masuchs
Tor nach einem kapitalen Abwehrfehler unterbrachte.
Unsportlich bedachte er das Essener Publikum mit verächtlichen
Gesten, die im Falle Marc van Bommels schon Spiele
auf Bewährung nach sich zogen. Kioyo zeigte einmal
mehr, dass er die Schmähgesänge, die seine
Auftritte an der Hafenstraße zu einem Spießrutenlauf
verkommen lassen, verdient hat. Allerdings wäre
jedes weitere Wort über seinen Auftritt zuviel
und daher soll die letzte Notiz sein, dass er nach
seinem Treffer völlig abtauchte und bis auf den
verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit nichts
mehr Konstruktives zum Spiel beitragen konnte.
Das Spiel der Essener wirkte zerfahren und unkontrolliert,
die Abwehr stand immer wieder schlecht. Die Fans befürchteten
schon eine Niederlage in einem ähnlichen Ausmaß
wie in der vergangenen Woche. Der Halbzeitstand von
0:1 war dennoch verdient, auch wenn RWE nach Betrachtung
der Fernsehbilder einen Elfmeter in der 21. Minute
hätte bekommen müssen. Nach der Pause schien
es, als sei eine komplett andere Mannschaft auf dem
Platz. Kazior, der in der ersten Halbzeit unglücklich
agierte, schloss nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff
gekonnt zum 1:1 ab. Wer jetzt einen Sturmlauf der
Cottbusser erwartete, der irrte. Energie wirkte saft-
und kraftlos und die Essener berannten das Tor von
Gerhard Tremmel. Vincent Wagner wurde nach 70 Minuten
für Ferhat Kiskanc eingewechselt und hatte die
Riesenmöglichkeit auf dem Fuß. Kurz vor
Schluss wurde er völlig freistehend an der Strafraumlinie
angespielt, zögerte einen Moment zu lang und
verfehlte den Kasten.
Schiri Kempter pfiff pünktlich ab und bat zur
Verlängerung. Auch jetzt änderte sich nichts
daran, dass Essen den Takt angab und die Cottbusser
Angriffsbemühungen beinahe hilflos wirkten. In
der Verlängerung drehte insbesondere Sercan Güvenisik
auf, der nun von keinem Gegenspieler mehr zu bändigen
war. Kurz vor dem Seitenwechsel eroberte er den Ball,
spielte einen Gegenspieler aus und zog den Ball stramm
in den Winkel. Für Torhüter Tremmel gab
es nichts zu halten. In der Folge verstärkte
Cottbus seine Angriffsbemühungen und schaffte
noch den Ausgleich durch Neuzugang Rangelov. Der Platzverweis
von Rivic kurz vor Ende der Partie ist nur noch eine
Randnotiz, da die Zeit zu kurz war, als dass sich
diese Entscheidung auf das Spiel hätte auswirken
können.
Es kam zum Elfmeterschießen und Erinnerungen
an das Jahr 2005 wurden wach, wo Essen nach großem
Kampf im Elfmeterschießen ausschied. Und als
Sören Brandy den dritten Elfer verschoss rechneten
die Fans wohl schon mit der erneuten Niederlage. Doch
Daniel Masuch parierte den vermeintlich entscheidenden
Strafstoß der Cottbusser und RWE war wieder
im Spiel. Die jeweiligen Schützen beider Teams,
die nach den fünf ersten Spielern antraten, trafen.
Nun ging der starke Kukielka zum Punkt, Masuch erahnte
die Ecke und hielt den Ball. Die Tribünen explodierten.
Man wähnte sich so nah an einem Erfolg, doch
auch Essen musste seinen Elfmeter noch verwandeln.
Der junge Vincent Wagner übernahm die Verantwortung
und nahm sich den Ball. Jeder fragte sich, ob dieser
junge Mann diesem Druck gewachsen
sein könnte. Er war es. Souverän schob er
den Ball in die Maschen und die reine Glückseligkeit
entlud sich auf den Rängen.
Nun spürte die junge Truppe, was es heißt
an der Hafenstraße gefeiert zu werden und es
bleibt zu hoffen, dass sie dieses Gefühl noch
sehr oft in dieser Saison erleben dürfen. Die
kämpferische Einstellung passte dieses Mal und
das wurde nicht nur mit der Gunst der Zuschauer, sondern
auch mit dem Sieg honoriert. Nun muss die Mannschaft
sehen, dass sie einen Schub aus diesem Spiel für
das schwere Spiel in Düsseldorf am kommenden
Dienstag mitnimmt. Der Alltag holt Rot-Weiss mit einer
englischen Woche ein. Wichtige Punkte müssen
dringend eingefahren werden, um nicht frühzeitig
den Anschluss an die erste Tabellenhälfte zu
verlieren. Am kommenden Sonntag wird dann der nächste
Pokalgegner für RWE ausgelost. Der Pokal ist
schließlich nur die Kür, die Spieler und
Fans kurz genießen dürfen.
(hs)
.
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Czyszczon, Sereinig, Schäfer (81. Erfen)
- Kotula, M. Lorenz, Gorschlüter, Kiskanc (70.
Wagner) - Güvenisik, Brandy – Kazior (61.
Lindbaek)
FC Energie Cottbus
Tremmel - Szelesi, Bassila, Mitreski, Cvitanovic –
Bandrowski (60. Rangelov), Kukielka - Rivic, Sörensen,
Aloneftis (71. Baumgart) - Kioyo
Tore
0:1 Kioyo (9.), 1:1 Kazior (47.), 2:1 Güvenisik
(103.), 2:2 Rangelov (112.)
Im Elfmeterschießen:
2:3 Rangelov, 3:3 M. Lorenz, 3:4 Mitreski, 4:4 Sereinig,
4:5 Sörensen, Brandy scheitert an Tremmel, 4:6
Baumgart, 5:6 Erfen, Kukielka scheitert an Masuch,
6:6 Güvenisik, 6:7 Kioyo, 7:7 Lindbaek, Szelesi
scheitert an Masuch, 8:7 Wagner.
Zuschauer
8.429
Schiedsrichter
M. Kempter (Sauldorf)
Gelbe Karten
Brandy – Mitreski, Kukielka
Gelb-Rote Karten
Rivic (Cottbus) wegen wiederholten Foulspiels (119.)
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
2-
|
Czyszczon |
3+
|
Sereinig |
4-
|
Erfen |
3
|
Kotula |
2
|
Kiskanc |
4+
|
Schäfer |
3
|
Gorschlüter |
2
|
Brandy |
2-
|
M. Lorenz |
3+
|
Güvenisik |
2+
|
Lindbaek |
4+ |
Kazior |
3 |
Wagner |
3 |
|