23.08.2007

RWE - Kickers Emden

 

Bringt ein Sieg den Verein wieder auf Kurs?

Wenn am Freitagabend die Kicker von RWE und Emden das Spielfeld des Georg-Melches-Stadions betreten, steht für unsere Rot-Weißen ein richtungweisendes Spiel unmittelbar bevor – mal wieder. Denn auch die Spiele gegen Ahlen und Dortmund II trugen bereits dieses Attribut, die Richtung änderte sich bekanntlich jedoch nicht. Die Luft für den Tabellenachtzehnten, insbesondere für Heiko Bonan, wird dünner. Will man nicht für längere Zeit in den dunkelsten Tabellenregionen verweilen, muss ein Dreier endlich für eine Richtungsänderung sorgen.

Emden wird dies freilich verhindern wollen. Die Vorzeichen dafür stehen gar nicht schlecht, ist Emden doch auch für viele Experten überraschend gut aus den Startlöchern gekommen; neun Punkte nach vier Spielen stehen bereits auf dem Konto der Küstenstädter, obwohl der Kader nach der starken vergangenen Saison, an deren letzten Spieltag man noch für wenige Minuten auf einem Aufstiegsrang stand, einen großen Aderlass zu verkraften hatte. Mit Grgic, Gundelach, Hoffmeister, Altin und Tornieporth verließen den Club gleich fünf Stammspieler und Leistungsträger, die nur wenig namhaft ersetzt wurden. Die noch bekanntesten Neuzugänge sind der ehemalige Saarbrücker Nehrbauer und der bundesligaerfahrene Rauw (Bielefeld). Beide schafften direkt den Sprung in die Stammelf, genauso wie der vom neuen Coach Stefan Emmerling aus Aachens Oberligatruppe mitgebrachte Mittelfeldspieler Moosmayer (erzielte das Siegtor in Braunschweig) und der linke Verteidiger Krük, der in Mönchengladbachs Jugend groß wurde und in der abgelaufenen Saison erstmals ein wenig Regionalligaluft schnuppern durfte. Die Neuzugänge erfüllen bisher alle Erwartungen. Im Gegensatz zu Essen scheint Emden ein besseres Auge für brauchbare und auch mit kleinem Geldbeutel finanzierbare Neuzugänge zu haben. Dieser Eindruck wird sich hoffentlich im Laufe der Saison noch relativieren.

Von mehr als Platz 10 spricht in Emden trotz der gelungenen Integration der Neuen niemand. Ein Aufstieg in die Zweite Liga wäre der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Nachdem Emden in den Nachkriegsjahren noch in der Oberliga Nord, die damals eine zweitklassige Amateurliga war, gespielt hatte, pendelte man anschließend zwischen der Dritt- und Viertklassigkeit. Lediglich 1994 klopfte Emden einmal ernsthaft an das Tor zum Profifußball, als man als Meister der Oberliga Nord an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnahm. Dort war man gegen den FSV Frankfurt, SSV Ulm und Eintracht Trier jedoch chancenlos. Fünf Jahre hielt man sich anschließend in der neu gegründeten Regionalliga, bis 1999 der Absturz in die viertklassige Oberliga Niedersachsen folgte. Zweimal wurde Emden anschließend in dieser Liga Meister (2000, 2003) – zweimal verpasste man trotzdem in der Relegation den Wiederaufstieg (gegen Lüneburg und Neumünster). Erst nach der Zusammenlegung der Oberligen Niedersachsen und Schleswig-Holstein gelang 2005 als Meister der Oberliga Nord die (zum Emder Glück nun relegationsfreie) Rückkehr in die Drittklassigkeit. Bereits im ersten Jahr konnte der Neuling trotz eines Fehlstarts (0:3 gegen RWE - Mensch, waren das torreiche Zeiten!) in der Liga schnell Fuß fassen und die Saison mit einem beachtlichen neunten Platz abschließen – und zwar vor dem VfL Osnabrück, was man in Emden gerne betont.

Emden hat keine Ausfälle zu beklagen, es ist daher zu erwarten, dass die bislang erfolgreiche Stammelf auch in Essen auflaufen wird. Emmerling lässt ein klassisches 4-4-2 spielen, je nach Gegner mal defensiver, mal offensiver ausgerichtet. In der Viererkette spielen neben den schon erwähnten Rauw und Krük der rechte Verteidiger Nägelein (kehrte schon zur vergangenen Saison nach einem kurzen, weniger erfolgreichen Burghausen-Abstecher wieder nach Emden zurück) und der Bosnier Spahic, der bereits in seine dritte Saison bei den Kickers geht und auf den zarten Vornamen Jasmin hört.

Das Mittelfeld bilden neben Mossmayer und Nehrbauer der auch in Essen bekannte Routinier Rudolf Zedi sowie der torgefährliche Celikovic, der in der vergangenen Saison für einen Mittelfeldspieler beachtliche sieben Tore bei 14 Einsätzen erzielte. Im Sturm spielen der bislang dreifache Torschütze Vujanovic (zwölf Treffer in der vergangenen Saison) und der aus Lübeck gekommene Neitzel. Im Tor steht der nach dem Abgang von Torwart Hoffmeister zur neuen Nummer 1 aufgestiegene Rickert.

Eine Aufstellungsprognose erscheint dagegen bei RWE nicht sehr sinnvoll, wechselt Bonan doch gerne wöchentlich Spieler und Positionen. Sicher ist nur, dass die Achse Masuch, Czyszczchon, Michael Lorenz und Güvenisik spielen wird – auf welchen Positionen auch immer. Dass die bislang enttäuschenden und in Dortmund nicht berücksichtigten Lindbaek und Sereinig wieder in die Mannschaft zurückkehren, erscheint unwahrscheinlich. Ausfallen werden nach wie vor Stefan Lorenz und Stijn Haeldermans. Letzterer wird nächste Woche wieder in das Mannschaftstraining einsteigen können, so dass er vielleicht in Wolfsburg zumindest wieder auf der Bank Platz nehmen können wird.

Es wird – und das ist sicher keine überraschende Erkenntnis – ein hartes Stück Arbeit gegen eine Mannschaft, die sich bereits gefunden hat. Unsere Abwehr muss ihre Fehlerquote mindestens so gering wie in Dortmund halten, denn die torgefährliche Offensive der Gäste braucht sicher nicht viele Einladungen, bis der Ball im Netz zappelt.

Gespannt darf man auf die Stimmung im Stadion sein. Nach den letzten Misserfolgen droht die geringste Besucherzahl seit dem 10.04.2003 (damals 6400 gegen den HSVII). Aber vielleicht nimmt das ja der Mannschaft den Druck…


(mj)


Bilder: Regionalliga Nord 2005/06 Rot-Weiss Essen - Kickers Emden 3:1


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Bilanz gegen Emden



Regionalliga-Nord
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Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
0
0
1
Auswärts
1
0
0
1
Gesamt
2
0
0
2