Gefährliche Gleichgültigkeit
Es wird hier und da noch diskutiert. Gepfiffen
wird auch noch, gemeckert schon lange nicht mehr.
Der RWE-Fan ist vieles ge- und wurde leider in den
vergangenen Jahren nur selten verwöhnt. Von "Krönung"
zu sprechen ist vielleicht zu superlativ. Doch was
gestern, den immerhin über 10.000 Zuschauern
im Georg-Melches Stadion geboten wurde war der Gipfel
der "Unsportlichkeit".
Besser als es ein User im Internetforum der reviersport.de
beschrieb, kann man die dargebotene Nichtleistung
der beiden ehemaligen Proficlubs nicht mehr beschreiben.
"Das Spiel, welches gefühlte 270 Minuten
dauerte" endete gerecht 0:0, weil beide Mannschaften
ihrem Status als "Herrscher der Liga" nicht
gerecht wurden. Was haben die Trainer dieser Regionalliga
nicht alles in die Kader der beiden Mannschaften hinein
interpretiert? Klare Favoriten mit guten Spielern
und höchsten Etats wurden sie getauft. Zusammen
kommen die Zweitligaabsteiger der vergangenen Saison
auf ganze acht Punkte, was nicht einmal die Hälfte
von dem widerspiegelt, die Spitzenreiter Düsseldorf
bis dato gesammelt hat.
Es müssen Fragen gestellt werden. Eine dieser
Fragen ist die "Systemfrage", die mittlerweile
die "Qualitätsfrage" in ihrer Zitathäufigkeit
in den Medien überholt hat. Jede Woche wird gewechselt
und jede Woche präsentiert sich das Team in einer
anderen Aufstellung. Gerade nach dem Auswärtssieg
bei den regionalligauntauglichen Wolfsburgern hätte
der rot-weiße Fan eine Mannschaftsaufstellung
erwartet, die sich nicht von der siegreichen unterscheidet.
Zur Überraschung fand sich, der in dieser Saison
gut spielende Güvenisik auf der Bank wieder.
Für ihn spielte der bis heute glück-, kraft-
und ideenlose Kazior. Erstmalig trat auch Markus Kurth
in Erscheinung - die personifizierte Hoffnung aller
RWE-Fans. Doch einmal mehr wurde deutlich, dass es
gerade nicht der Sturm ist, der in dieser Liga nicht
anzukommen scheint, sondern vielmehr das Gesamtbild
nicht stimmt.
Kaum verwunderlich ist die gefühlte Statistik,
dass mit Czyszczon und Sereinig zwei Verteidiger die
meisten Ballkontakte verzeichneten. In 90 Minuten
wurden kaum mehr als fünf weite Abschläge
von Torhüter Masuch gespielt. Ansonsten beschränkten
sich die Essener Angriffsbemühungen hauptsächlich
auf das Abspielen des Keepers auf die beiden angesprochenen
Abwehrspieler, die wiederum entweder überfordert
den Ball ins Nirvana schossen oder im schlimmsten
Fall sogar einen Konter einleiteten. Ebenfalls nicht
unbeteiligt war der erstmalige Total-Aussetzer von
Tim Erfen, der kaum einen Zweikampf gewann und seine
Außenlinie nur selten verließ. Ein Glück,
dass auch die Braunschweiger in Phasen der Fehlpassserie
nicht in der Lage waren, Kapital aus diesen zu schlagen.
Es wäre nicht fair, hier einzelne Spieler anzuprangern.
Es ist, wie beschrieben, ein krummes Gesamtbild. Die
Eckenstatistik dürfte nicht mehr als drei Ecken
im Spiel gezählt haben und die ausgestrahlte
Gefahr bei sonstigen Standards ist nicht erwähnenswert.
Gänzlich vom Spiel ausgeschlossen wurden die
beiden "Kreativen" im Essener Team. Wie
sollen die beiden Mittelfeldstrategen Stoppelkamp
und Gorschlüter das Team leiten, wenn Bälle
über das Mittelfeld emotions- und empfängerlos
in den Sturm gespielt werden? Eine Frage, die es zu
beantworten gilt!
Zusammengefasst passierte in der ersten Halbzeit nichts.
Auch die zweite Hälfte war von Fehlpässen
und Verunsicherung auf beiden Seiten gezeichnet. Weiterhin
vermisste das Essener Spiel eine Art Pressing, welches
den Gegner vielleicht einmal unter Druck hätte
setzen können. Auch in Halbzeit zwei sah der
Auftritt der Mannschaft nicht selbstbewusst aus. Folgerichtig
blieb es bei einem 0:0. Selten war ein Ergebnis so
aussagekräftig wie an diesem Abend.
Rot-Weiss muss sich etwas einfallen lassen. Es ist
kaum rational zu erklären, wie ein RWE-Fan, der
noch vor wenigen Monaten in Köln ein Spiel vor
über 40.000 Zuschauer gesehen hat, nun nach Wolfsburg
fährt, um dort mit 250 Leidensgenossen ein Spiel
zu sehen. Es werden auch keine 10.000 Zuschauer mehr
ins heimische Stadion pilgern, um sich - sportlich
gesehen - zu langweilen. Denn wen ärgert es mittlerweile
noch richtig, dass jede Woche aufs Neue nichts passiert?
(tp)
.
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Erfen (66. Guie-Mien), Czyszczon, Sereinig,
Andersen - Stoppelkamp, Kotula, Gorschlüter,
Kiskanc (71. Brandy) - Kurth, Kazior (54. Güvenisik)
Eintracht Braunschweig
Fejzic - Gundelach, Henn, Horacek, Dogan - Brinkmann,
Lenze (82. Schembri) - Wehlage, Danneberg (71. Koitka),
L. Fuchs (46. Oehrl) – Ristic
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
10.220
Schiedsrichter
Anklam (Buchholz)
Gelbe Karten
Kurth - L. Fuchs
|
..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3
|
Czyszczon |
4
|
Andersen |
4-
|
Sereinig |
5+
|
Erfen |
5
|
Kotula |
5+
|
Kiskanc |
5+
|
Gorschlüter |
4-
|
Stoppelkamp |
4-
|
Güvensik |
4
|
Kazior |
5
|
Kurth |
4+ |
|