Klangvolle Namen, holperige Saison….
Ein Duell zweier für Regionalligaverhältnisse
großer Namen steht am kommenden Samstag an der
Essener Hafenstraße ins Haus. Die Rot-Weissen
aus Essen treffen auf den großen Kultverein
des Ostens, Dynamo Dresden. Bislang verlief die Saison
für beide Teams nicht immer wunschgemäß.
In Bezug auf den Aufstieg hoch gehandelt, geht es
in erster Linie darum, den Abstand nach oben zu verringern
und das Polster auf den Nichtqualifikationsrang 11
zu vergrößern. Wobei anzumerken ist, dass
Dynamo derzeit dieses
Polster gar nicht besitzt, denn mit 19 Punkten liegen
die Elbflorenzer auf eben diesem Platz 11, was eine
arge Enttäuschung darstellt. Mit fünf Siegen,
vier Remis, aber auch fünf Niederlagen stellt
der Klub aus Sachsens Hauptstadt aktuell biederstes
Mittelmaß dar.
RWE hat drei Punkte mehr auf dem Konto und Platz 7
inne. Nach dem desaströsen Saisonstart schien
die Bonan-Truppe immer besser in die Spur gefunden
zu haben, bis das katastrophale 0:1 gegen die Zweitvertretung
von Energie Cottbus erneut für tiefe Sorgenfalten
sorgte. Immerhin, zuletzt in Hamburg, beim kleinen
HSV, trumpften die Essener wie so oft auswärts
auf und siegten souverän mit 3:0. Auf des Gegners
Platz läuft es recht gut für RWE. Nun aber
sieht man sich wieder in der Situation, vor heimischem
Publikum ein Spiel gestalten zu müssen. In bislang
sieben Heimauftritten gelangen dabei gerade mal zwei
Siege, einmal trennte man sich unentschieden, aber
satte viermal bekam unsere Mannschaft dabei einen
auf die Mütze. Hoffnung gibt aber, dass die beiden
Erfolge aus Spielen gegen Erfurt und Wuppertal resultierten,
also beide Male gegen eher hochgewettete Teams. Ein
solches ist auch, trotz des Tabellenstandes, Dynamo
Dresden.
Im Jahr des Essener Pokalsieges 1953 gegründet,
heimsten die Schwarz-Gelben in den folgenden gut vier
Jahrzehnten des DDR-Fußballs 15 nationale Titel
ein, verteilt auf acht Meisterschaften und sieben
Pokalsiege. Nach der Wende schien Dynamo zunächst
als einziger DDR-Verein in der Lage zu sein, in der
von den West-Klubs dominierten Bundesliga Fuß
zu fassen, obwohl man Klassespieler von internationalem
Format wie Goalgetter Ulf Kirsten oder Chefstratege
Matthias Sammer, um nur zwei der illustren Namen zu
nennen, unmittelbar an die zahlungskräftigere
Konkurrenz verlor. Doch nach fünf Jahren Eliteliga
gingen bei Dynamo die Lichter
aus. Aus Gründen, die man in Essen nur allzu
gut kennt. Aufgrund von finanzieller Misswirtschaft
wurde DD 1995 die Lizenz entzogen und es ging direkt
hinab in die Regionalliga. Ein Jahr zuvor hätten
sich RWE – damals ebenfalls lizenzlos –
und Dynamo beinahe im Berliner Pokalfinale getroffen.
Trotz der Sympathien für Werder Bremen, Dresdens
Halbfinalgegner, hoffte man an der Ruhr auf einen
Sieg der Dynamos, denn das hätte RWE den Einzug
in die erste Hauptrunde des Europapokals der Pokalsieger
garantiert. Denn für internationale Spiele waren
die Dresdener damals, aufgrund von Vorfällen
aus einem Euro-Cup-Match gegen Roter Stern Belgrad
gesperrt. Mit der wirtschaftlichen Konsolidierung
und dem Trainer Christoph Franke kam ab 2002 auch
wieder der sportliche Erfolg nach Dresden zurück.
Nach zwei Aufstiegen in drei Jahren spielte Dynamo
Dresden von 2004 bis 2006 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte
in der 2. Bundesliga. Damals kehrte man zusammen mit
RWE in das Profilager zurück. Allerdings ging
es dann wieder zurück in die dritte Spielklasse,
in der Dynamo der direkte Wiederaufstieg versagt blieb.
In dieser Saison steht man sich erneut in derselben
Spielklasse gegenüber und die Ziele beider Vereine
könnten identischer nicht sein. Die Vorgaben
lauten: erstmal Platz Zehn sichern und schauen, ob
am Ende vielleicht noch ein wenig mehr rausspringt.
Dynamos Urgestein, Eduard Geyer, ist seit dem 25.
September wieder der federführende Mann an der
Seitenlinie und löste den glücklosen Norbert
Meier ab. Zu den prominenten Neuzugängen Dresdens
zählen unter anderem Publikumsliebling Marek
Penksa, Stürmer Pavel Dobry (schon acht Saisontreffer)
oder auch Ex-Bundesligaprofi Maik Wagefeld. Trotz
namhafter Spielerverpflichtungen rennt Dynamo zur
Zeit dem auserkorenen Saisonziel hinterher.
Eduard Geyer hofft im Spiel gegen RWE darauf, dass
die Essener vielleicht „einige Körner gelassen“
haben – und spielt somit auf den möglichen
Kräfteverschleiß an, den eine englische
Woche nach sich zieht. Aber auch Dynamo spielte am
vergangenen Mittwoch im Pokal. Auf Verbandebene
gab es einen 2:1-Sieg bei der Reserve von Sachsen
Leipzig. Geyer verzichtete dabei nicht auf Stammkräfte
und so dürfte seine Truppe ebenso geschlaucht
sein wie der Gastgeber. Ein Essener Vorteil könnte
sein, dass nach dem Pokalspiel bei Top-Scorer Dobry
sein lädiertes Knie wieder Schmerzen bereitete
und er nicht an der Hafenstraße auflaufen wird.
Auch Sebastian Pelzer (Bronchitis) und Rene Beuchel
(Wadenverhärtung) werden fehlen. Kapitän
Martin Stocklasa trifft deutliche Worte: „Wir
sind in Essen klarer Außenseiter!“
Welchem von beiden Teams die Pokalwoche am meisten
zugesetzt hat, wird sich am Samstag zeigen. Gute Nachrichten
– besser gesagt keine Nachrichten – gibt
es von der Hafenstraße. Alle Akteure haben das
Match gegen Kaiserslautern ohne Blessuren überstanden.
Coach Heiko Bonan kann somit aus dem Vollen schöpfen.
Für RWE kann es daher nur heißen, die eigene
Heimbilanz aufzupolieren. Auch wenn mit Dynamo Dresden
ein schwieriger Gegner in Essen gastiert, sind drei
Punkte machbar und wertvoll um weiterhin Anschluss
an die Aufstiegsränge zu halten. Stimmen Grundordnung
und Disziplin gegen Dresden mit der gezeigten Leistung
gegen Kaiserslautern überein, wird am Samstag
das nächste große Fußballfest im
Georg-Melches-Stadion stattfinden. Vorher gilt jedoch:
Dynamo den Saft abdrehen!
(sm)
Bilder: 2. Bundesliga Saison 2004/05 Rot-Weiss
Essen - Dymano Dresden 2:1
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