Wahre Freundschaft
Einem
Freund in Not muss man helfen! Das haben sich die
Bremer Spieler am gestrigen Freitag wohl auch richtig
zu Herzen genommen und RWE entsprechend die Punkte
ohne größere Gegenwehr abgegeben. Wie schon
beim 4:0 im Hinspiel hinderte die junge Bremer Mannschaft
die Essener nicht am Tore schießen und zeigte
nur sporadische Gegenwehr. Die von Beginn an hellwachen
und hochmotiverten Essener ließen die Werderaner
allerdings auch nicht ins Spiel kommen und zeigten
eine klasse Leistung.
Vor dem Spiel wurde verkündet, dass RWE die Lizenz
für die Dritte Liga erhalten hat, aber von den
7.514 Zuschauer glaubten nur die größten
Optimisten noch daran, dass man in der nächsten
Saison in dieser Liga antreten wird. Die Lizenz für
die Vierte Liga ist noch nicht unter Dach und Fach.
Außerdem wurde bekannt gegeben, dass der Stadionsprecher
bis zum Saisonende aus „persönlichen Gründen“
ausfällt, was von den meisten Fans aber eher
positiv aufgenommen wurde.
Personell gab es keine Veränderungen im Vergleich
zum Spiel in Wuppertal. Kapitän Michael Lorenz,
unter der Woche noch angeschlagen, lief erneut in
der Innenverteidigung auf. Guié-Mien, der beste
Essener Torschütze, bekam erneut kein grünes
Licht für einen Einsatz. Bei den Grün-Weißen
aus Bremen spielte Martin Harnik, der Österreichische
Nationalspieler, von Beginn.
Pünktlich und bei bestem Wetter wurde die Partie
von Schiri Wolfgang Walz angepfiffen. Und direkt nach
drei Minuten rutschte dem Essener Anhang das Herz
in die Hose. Nach einem Stellungsfehler in der Abwehr
tauchte plötzlich Harnik auf der linken Seite
alleine vor Masuch auf, schoss aufs Tor und der Ball
zappelte scheinbar im Netz. Für einige Augenblicke
war es totenstill auf der Tribüne, dann aber
folgte das kollektive Aufatmen. Der Ball war vorbei
gegangen und hatte nur von hinten das Netz gestreift.
In
der Folgezeit übernahmen dann aber die Rot-Weißen
mehr und mehr das Spiel und kamen folgerichtig zu
ersten Chancen. In der 22. Minute fiel dann endlich
der erlösende Treffer. Nach einem tollen Pass
von Güvenisik stand der aufgerückte Sereinig
alleine vor dem Bremer Tor und versenkte den Ball
im Netz. Man spürte richtig, welche befreiende
Wirkung der Treffer für das Essener Spiel hatte.
Alle elf Mann spielten plötzlich Fußball.
„Warum nicht immer so?“ war die wohl meistgestellte
Frage des Freitagabends.
Nur neun Minuten nach dem Führungstreffer erreichte
Güvenisik einen weiten Pass von Haeldermanns,
und ließ sich trotz eines Fouls seines Gegenspielers
nicht fallen und schoss den Ball am Bremer Torwart
Mielitz vorbei an die Latte. Der Bremer Innenverteidiger
Mohr bekam im Nachhinein für diese Aktion noch
die gelbe Karte – eine Karte mit Folgen, denn
nur vier Minuten später setzte sich Sören
Brandy auf der linken Seit schön durch und wurde
an der Strafraumgrenze durch Mohr gelegt. Gelb-Rote
Karte, eine klare Sache. Der anschließende Freistoß
sorgte für das 2:0. Kazior legte den Ball auf
Haeldermanns zurück, der flankt aufs Tor, und
die Kopfballverlängerung von Michael Lorenz muss
Mitja Schäfer nur noch über die Linie köpfen.
In der Folgezeit ließen sich die Essener allerdings
von zehn Bremern das Spiel aus der Hand nehmen und
hatten Glück bei einem Schuss, kurz vor der Halbzeit,
der knapp über das Gehäuse von Daniel Masuch
strich. Trotzdem wurde die Mannschaft mit großem
Applaus in die Kabine verabschiedet. Werder-Trainer
Thomas Wolter reagierte und brachte mit Gänge
und Marc Heider, der bereits neun Saisontore erzielt
hatte, zwei neue Kräfte.
Die
Bremer Gegenwehr wurde allerdings auch in der zweiten
Halbzeit nicht stärker, und so kam RWE in Überzahl
zu mehreren guten Kontern. In der 51. Minute kam Güvenisik
in der Bremer Hälfte in Ballbesitz, war aber
zu egoistisch, und anstatt den Ball auf den mitgelaufenen
Kazior weiterzulegen, zog er alleine aufs Tor verfehlte
und schoss knapp vorbei. Wenige Minuten schaffte es
Güvenisik erneut nicht, den Ball im Tor unterzubringen,
nachdem er alleine vor Mielitz aufgetaucht war.
Nach toller Vorarbeit von Haeldermanns konnte der
Mann mit der Rückennummer Acht endlich sein Tor
erzielen. Das Spiel war endgültig entschieden,
und der eingewechselte Paul Jans vergab weitere Konterchancen
und wird seinen Status bei den Essener Fans auch in
diesem Spiel nicht verbessert haben. Michael Kulm
brachte Stoppelkamp und Andersen für Jo und Kurth,
die nach einer langen Verletzung bzw. nach einer Sperre
ihr Comeback geben durften.
So pünktlich wie er die Begegnung angepfiffen
hatte, pfiff der Schiedsrichter sie auch wieder ab
und der verdiente Essener Sieg war unter Dach und
Fach. Die Fans bejubelten ihre Mannschaft, die allerdings
in den nächsten Spielen gegen die Reserveteams
aus Cottbus und Hamburg nachlegen muss, um die Hoffnung
auf den Klassenerhalt am Leben zu erhalten. In Dresden
könnte es dann schon ein vorgezogenes Endspiel
geben
Das einzige negative Ereignis an diesem ansonsten
schönen Fußballabend war das Aufeinandertreffen
von Polizei und Fans. Nachdem ein Mitglied der Chaos
Boys einen Platzverweis erhalten hatte, verließen die
Ultras und die Bremer geschlossen das Stadion. Im
Anschluss daran gab es noch eine leichte Auseinandersetzung
mit der Polizei.
Es ist aber schön zu sehen, dass endlich ein
System vorhanden ist und die Handschrift von Michael
Kulm ist deutlich zu sehen. Die Umstellung auf die
Viererkette hat funktioniert, und nach den Klatschen
in Erfurt und gegen Union Berlin steht die Abwehrreihe
jetzt sicher. Es geht viel über die Flügel,
und die langen Pässe kommen endlich mal an und
gehen nicht ins Niemandsland. Sechs Spiele stehen
noch aus. Sechs Spiele, die über die weitere
Entwicklung von Rot-Weiss Essen entscheiden werden.
Wenn die Mannschaft in den noch ausstehenden Partien
gegen vermeintlich schwächere Gegner endlich
konstant eine gute Leistung abrufen kann, kann das
Unmögliche doch noch erreicht werden.
(fj)
.
|
Rot-Weiss Essen
Masuch - Joseph-Augustin (84. Stoppelkamp), M. Lorenz,
Sereinig, Schäfer - Gorschlüter, Haeldermans
- Kazior, Brandy (71. Jans) - Kurth (78. Andersen),
Güvenisik
Werder Bremen II
Mielitz - Diekmeier, Mohr, Stallbaum, Erdem - Peitz,
M. Kruse (46. Gänge) - Löning (78. Bargfrede),
Artmann - Harnik, K. Schindler (46. Heider)
Tore
1:0 Sereinig (21.), 2:0 Schäfer (36.), 3:0
Güvenisik (58.)
Zuschauer
7.514
Schiedsrichter
Walz (Pfedelbach)
Gelbe Karte
Peitz
Gelb-rote Karte
Mohr (Bremen) wegen wiederholten Foulspiels (35.).
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3+
|
Sereinig |
2
|
Schäfer |
2-
|
Joseph-Augustin |
2
|
Gorschlüter |
3+
|
Haeldermans |
2+
|
Brandy |
3+
|
M. Lorenz |
3 |
Güvenisik |
2- |
Kazior |
3 |
Kurth |
2- |
|