Spiel Eins nach Heiko Bonan
Es läuft wirklich gut für die Rot-Weißen.
Fünf Punkte Vorsprung auf den elften Platz
bedeuten einen sicheren Platz im Mittelfeld und man
ist noch in Schlagdistanz
zu den beiden Aufstiegsrängen. 50 erzielte Tore
sind Ligaspitze und mit +21 Toren verfügt man
über die beste Tordifferenz. Zudem ist
ein Torjäger in den eigenen Reihen, der zu den
besten der Liga zählt. Eine wirklich erfreuliche
Lage für RWE. Doch leider ist der beschriebene
Fußballverein nicht etwa Rot-Weiss Essen, sondern
Rot-Weiß Erfurt. Bei dem Erfurter Namensvetter
aus dem Ruhrgebiet ist die Lage nämlich alles
andere als erfreulich!
Mit dem Namen Erfurt verbindet so mancher Fan noch
bessere Zeiten dieser Saison. Am 15. September 2007
schlug die Essener Mannschaft den Gast aus Thüringen,
und die erste Halbzeit war die wohl beste, die man
in dieser Saison an der Hafenstraße bewundern
durfte. Nach der 3:0 Halbzeitführung mussten
die Essener noch mal zittern, denn Erfurt konnte auf
3:2 verkürzen. Schließlich wurde der Vorsprung
aber über die Zeit gerettet und der erste Heimsieg
der Saison war perfekt. Gleichzeitig war es die erste
Erfurter Saisonniederlage, nachdem man in den ersten
sieben Spielen bereits 15 Punkte geholt hatte.
Während Essen seit diesem Spiel nur noch selten
Gelegenheit zum Jubeln hatte, hat sich Erfurt in der
oberen Tabellenhälfte etabliert. Obwohl man in
den letzten neun Spielen nur zweimal dreifach punkten
konnte, hat die Mannschaft von Trainer Karsten Baumann,
der Heiko Nowak ablöste, nur fünf Punkte
Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Nach oben
ist also noch alles offen – nach unten allerdings
auch. Fünf Punkte Vorsprung bei noch elf ausstehenden
Begegnungen sind kein
Polster, auf dem man sich ausruhen darf.
Die wenigen verbliebenen Essener Kicker aus der letzten
Saison dürfen sich auf einen alten Mannschaftskameraden
freuen. André Maczkowiak bestritt in dieser
Saison die ersten 19 Saisonspiele, wurde aber unter
Karsten Baumann von Dirk Orlishausen im Tor abgelöst.
Martin Hauswald dürfte einigen Rot-Weiss Fans
auch noch ein Begriff sein, allerdings konnte er sich
in seinen 18 Monaten in Essen nicht wirklich durchsetzen
und wechselte daher Anfang 2004 nach Münster.
Mit Abstand erfolgreichster Erfurter Torschütze
ist Albert Bunjaku. 15 Tore konnte der 24-jährige
Schweizer bereits erzielen. Sein ehemalige Sturmparter
Dominik Kumbela, der im Hinspiel in Essen zweimal
erfolgreich war, wechselte in der Winterpause nach
Braunschweig, nachdem er in Thüringen aus disziplinarischen
Gründen suspendiert worden war. Die 50 geschossen
Tore der Erfurter bedeuten Ligahöchstwert. Vor
dieser Offensive sollte die Essener Mannschaft also
gewarnt sein.
In Essen gab es nach dem letzten Spiel einige Veränderungen.
Nach der deprimierenden Heimniederlage gegen Babelsberg
wurden am Sonntag Trainer Heiko Bonan und der Sportliche
Leiter Olaf Janßen entlassen. Als neuer Trainer
wurde Michael Kulm, der bisherige Trainer der zweiten
Mannschaft, vorgestellt. Ob der unerfahrene, aber
bisher in der Verbandsliga überaus erfolgreiche
Kulm den Essenern weiterhelfen kann, wird sich erst
in den nächsten Spielen zeigen. Der Rausschmiss
von Bonan war allerdings überfällig. Von
den letzten acht Begegnungen wurde nur eine gewonnen
und das Auftreten der Mannschaft war zuletzt einfach
nur inakzeptabel. Als Spieler war er an der Hafenstraße
ein Großer, als Trainer war er der Herausforderung
letztendlich nicht gewachsen.
So kann es sein, dass wir am Samstag im Steigerwaldstadion
eine stark veränderte Essener Mannschaft
sehen. Kulm wird wohl, wie auch bei seiner alten Mannschaft,
mit Viererkette spielen lassen. Außerdem dürften
es in der zuletzt erschreckend harmlosen Offensive
einige Änderungen geben. Möglicherweise
werden auch Spieler aus der zweiten Mannschaft, der
bisherigen Mannschaft des Neutrainers, im Kader stehen
und eine Chance erhalten.
Die Hoffnung der Fans, dass mit dem neuen Trainer
auch ein Ruck durch die Mannschaft geht und endlich
wieder Siege eingefahren werden, ist groß. Gleichzeitig
wäre eine Niederlage der nächste Schlag
mitten ins Essener Gesicht, und bei den möglichen
sieben Punkten Rückstand bei einer Niederlage
wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis der
Traditionsverein endgültig k.o. ist. An das,
was danach kommt, mag die treue rot-weiße Fußballseele
gar nicht denken. Vorerst zählt allerdings die
Gegenwart, und da wären drei Punkte von ungemeiner
Wichtigkeit.
Auf geht’s Jungs, zeigt den Erfurtern, wer der
wahre RWE ist!
(fj)
Bilder: Regionalliga-Nord Saison
2005/06 - Rot-Weiß Erfurt - Rot-Weiss Essen
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