Einstand misslungen
Das Gefühl der Niederlage war Michael Kulm
schon abhanden gekommen. Mit der höchsten Saisonniederlage
zeigte seine neue Mannschaft
dem Übungsleiter die rot-weiße Realität
in dieser Spielzeit. Er musste zusammen mit den mitgereisten
Fans mit ansehen, wie sich RWE mit 0:4 in Erfurt abschießen
ließ.
Ein viel diskutiertes Geheimnis wurde eine halbe Stunde
vor Spielbeginn gelüftet. Die Mannschaftsaufstellung
von Michael Kulm war wenig überraschend. Sercan
Güvenisik durfte erstmals seit seiner Verletzung
von Anfang an spielen. Durch den Ausfall von Jozef
Kotula rückte Joseph-Augustin auf die rechte
Abwehrseite. Außerdem feierte Benjamin Baltes
sein Debüt in der Startelf seines neuen Arbeitgebers.
Bereits nach fünf Minuten gab es den ersten Schockmoment
für die Essener. Mitja Schäfer, der in seiner
kurzen Einsatzzeit eine gute Leistung zeigte, stieß
bei einer Abwehraktion unglücklich mit Erfurts
Samil Cinaz zusammen und trug eine Kopfverletzung
davon. Er kam mit einem Turban noch einmal auf das
Spielfeld zurück, musste aber in der 30. Minute
ausgewechselt werden. Nun hatte Niklas Andersen die
Chance, seinen Stammplatz zurück zu erobern.
Die ersten zwanzig Minuten dominierte Rot-Weiß
Erfurt das Spiel, konnte seine Chancen aber nicht
nutzen. In der 25. Minute trat RWE das erste Mal gefährlich
vor dem Kasten des Essener Aufstiegkeepers André
Maczkowiak auf. Sören Brandy wurde von Michael
Lorenz bestens bedient, kam seinem Gegenspieler zuvor
und tauchte völlig frei vor dem Erfurter Kasten
auf. Sein Versuch, den Ball in die rechte Ecke zu
spitzeln, verfehlte das Tor nur knapp. Kurze Zeit
später machten es die Gastgeber besser. Benjamin
Baltes versuchte in der eigenen Hälfte zu dribbeln
und verlor den Ball an die Erfurter. Jetzt ging es
schnell. Der hohe Pass erreichte Erfurts Kapitän
Brückner auf der linken Seite. Er setzte sich
gegen Jo und Torwart Masuch durch und passte den Ball
flach vor das verwaiste Tor der Essener. Bunjaku,
der Toptorschütze bei
den Thüringern, verpasste den Ball aber. Rechts
vom Tor stand Matthias Peßolat, dieser spielte
im Fünfmeterraum Niklas Andersen aus und traf
das leere Tor aus einem Meter Entfernung.
Essen benötigte fast zehn Minuten, um sich von
dem Gegentreffer zu erholen. Erst dann setzte sich
Güvenisik auf der rechten Seite durch und flankte
in den Strafraum. Er fand den Kopf von Rolf-Christel
Guie-Mien. Dieser legte ab auf Markus Kurth. Die Direktabnahme
landete an der Latte. Maczkowiak hätte keine
Chance gehabt an den Ball heranzukommen. Wieder einmal
kassierten die Gäste einen Treffer, als man
gerade dachte, dass sie sich wieder ins Spiel kämpfen.
Ein verunglückter Befreiungsschlag landete beim
Mittelfeldspieler Samil Cinaz. Dieser schlug den Ball
hoch in den Strafraum. Daniel Masuch bekam den Ball
nicht zu fassen, so dass der hinter ihm postierte
Martin Hauswald eine schöne Kopfballvorlage auf
den Elfmeterpunkt geben konnte. Der ehemalige Bremer
Thiago Rockenbach da Silva fackelte nicht lange und
schloss zum 2:0 ab. Die Messe schien schon beim Halbzeitpfiff
gelesen zu sein. Nur eine deutliche Leistungssteigerung
hätte RWE wieder auf Kurs bringen können.
Essen konnte zu diesem Zeitpunkt froh sein, „nur“
0:2 im Rückstand zu liegen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff
machte sich Bunjaku mutterseelenallein auf den Weg
zum Essener Gehäuse. Er spielte Daniel Masuch
gekonnt aus, schob den Ball in Richtung Torlinie und
scheiterte nur am mit zurückgeeilten David Czyszczon.
Die Halbzeitansprache Kulms schien gefruchtet zu haben.
Denn mit Wiederbeginn des Spiels nahm die Essener
Mannschaft das Zepter in die Hand. Eine Torchance
ließ nicht lange auf sich warten. Guie-Mien
spielte einen tödlichen Pass auf Güvenisik.
Dieser scheiterte mit seinem Schuss am überragenden
Maczkowiak. Erfurt fand danach auch wieder ins Spiel
zurück. Der Abwehrspieler Martin Pohl schloss
eine hohe Vorlage von Rockenbach ab. Daniel Sereinig
konnte für den geschlagenen Torwart klären.
Essen ließ sich davon nicht beirren und spielte
weiter nach vorne. Als Willy Fondja das Kunststück
fertig brachte sein Bein auf eine Höhe von 1,94
zu strecken und damit David Czyszczon ins Gesicht
trat, blieb Schiedsrichter Perl
keine andere Wahl als Elfmeter zu geben. Die Fans
wähnten schon den Anschluss. Guie-Mien vergab
die Riesenmöglichkeit jedoch kläglich. Spätestens
jetzt war Maczkowiak der Matchwinner auf Erfurter
Seite.
Nun ging es munter hin und her. Paul Jans offenbarte
einmal mehr seine Kopfballschwäche bei einer
Körperlänge von 1,93m. Nach einer Flanke
von Guie-Mien konnte er sich nur mit Hilfe unfairer
Mittel im Kopfballduell durchsetzen. Müßig
zu erwähnen ist, dass der Ball nicht den Weg
ins Tor fand. Der Treffer hätte aber ohnehin
nicht gezählt, da Schiri Perl das Foul erkannte
und Freistoß für Erfurt gab. In der Essener
Hälfte gab es erneut Freistoß für
die Thüringer und nur der Pfosten rettete Essen
vor einem 0:3 Rückstand. Martin Pohl schraubte
sich im Strafraum hoch und setzte den Ball zu platziert
ans Aluminium.
Ab jetzt kam es für Essen knüppeldicke.
Rockenbach konnte in der 70. Minute frei auf das Essener
Tor zu laufen. Dem herbeigeeilten Andersen fiel nichts
besseres ein, als den Stürmer durch einen beherzten
Tritt in die Beine zu stoppen. Die rote Karte für
diese Notbremse war eine klare Sache. Den Ball hatte
Andersen keinesfalls gespielt.
Ein weiteres Tor der Gastgeber ließ nicht nun
lange auf sich warten. Das Schüsschen, das Paul
Jans zwischenzeitlich aus aussichtsreicher Position
auf Keeper Maczkowiak abgab, ist nicht wirklich erwähnenswert.
Daniel Brückner setzte sich schön auf der
linken Seite durch und bediente Bunjaku. Dieser kam
wieder einmal nicht zum Abschluss. Die indisponierte
Abwehr war aber nicht in der Lage, den Ball aus dem
Strafraum zu befördern. So bedankte sich Kevin
Hampf, der mittlerweile für Rockenbach in der
Partie war und erhöhte auf 3:0. Kurz vor Schluss
setzte sich wieder einmal Brückner durch und
beförderte den Ball in Richtung Tor. Auf der
Linie rettete einmal mehr David Czyszczon. Man hatte
das Gefühl, der Abwehrspieler sei allgegenwärtig.
Er untermauerte in diesem Spiel, dass Michael Kulm
auch in Zukunft
nicht daran vorbei kommen wird, ihn der Startelf aufzustellen.
Ein Ende war aber leider immer noch nicht erreicht.
Ausgerechnet Essens Kapitän unterlief ein Patzer,
der allerdings nicht wirklich schwerwiegend war, sondern
das ohnehin hohe Ergebnis um noch ein Tor erhöhte.
Er wähnte hinter sich einen Abwehrspieler
und passte den Ball blind in Richtung des eigenen
Kastens. Es lauerte aber kein gelb-blauer, sondern
Bunjaku auf den Ball. Nachdem der Torjäger sich
so viele Einschussmöglichkeiten entgehen ließ,
kam auch er noch dazu, sein Torkonto zu erhöhen.
Das 4:0 war dann gleichzeitig der Endstand.
Es ist traurig, zuschauen zu müssen, wie die
Mannschaft weiter an Boden verliert. Eine derart desolate
Leistung ist aber nicht zu erklären oder gar
zu entschuldigen. Es gab gute Einschussmöglichkeiten.
Wenn man sich aber ohnehin nur wenige Chancen erarbeitet,
sollte man diese nutzen, sonst verliert man. Diese
Erkenntnis ist mittlerweile so alt wie die Saison.
Die Abwehr hingegen präsentierte sich selten
so schwach wie in diesem Spiel. Katastrophale Fehler
im Spielaufbau sorgten für drei von vier Gegentreffern.
Bei all den Unzulänglichkeiten, die diese Mannschaft
im Moment zeigt, ist der Trainer um seinen Job nicht
zu beneiden. Die Mannschaft wurde durch den Trainerwechsel
in die Pflicht genommen und versagte auf ganzer Linie.
Ein ähnlicher Auftritt an der Hafenstraße
und Ex-Trainer Uwe Neuhaus sind weitere drei Punkte
gewiss.
(hs)
|
Rot-Weiß Erfurt
Maczkowiak - Stenzel (85. Schubert), Pohl, Fondja,
Kohlmann - Hauswald, Cinaz, Peßolat, Brückner
- Rockenbach da Silva (74. Hampf) - Bunjaku
Rot-Weiss Essen
Masuch - Joseph-Augustin, Czyszczon, Sereinig, Schäfer
(29. Andersen) - Baltes (46. Erfen), Guie-Mien, M.
Lorenz, Brandy (64. Jans) - Güvenisik, Kurth
Tore
1:0 Peßolat (31.), 2:0 Rockenbach da Silva (41.),
3:0 Hampf (75.), 4:0 Bunjaku (88.).
Zuschauer
7.192
Schiedsrichter
Perl (München)
Gelbe Karten
Stenzel, Peßolat - M. Lorenz
Rote Karte
Andersen (Essen) wegen "Notbremse" (70.).
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
4-
|
Andersen |
4
|
Sereinig |
4
|
Joseph-Augustin |
5+
|
Czyszczon |
3 |
Erfen |
3
|
Schäfer |
3
|
Baltes |
5+
|
Brandy |
4
|
M. Lorenz |
4
|
Kurth |
4
|
Guie-Mien |
3- |
Güvenisik |
4+ |
|