Liebliches Lübeck
Die Stadt Lübeck blickt auf eine noch längere
und ungleich bedeutendere Geschichte zurück als
Essen. Bereits im Übergang vom achten
zum neunten Jahrhundert wird der Ort Liubice, was
so viel heißt wie die Liebliche, gegründet.
Wegen ihrer guten Lage siedeln sich Kaufleute an und
machen aus Lübeck eine wichtige Handelsstadt.
Noch heute zeugt das Autokennzeichen HL (Hansestadt
Lübeck) von früherem Reichtum.
Heinrich der Löwe kämpfte im zwölften
Jahrhundert darum, dass Adolf von Schauenburg und
Holstein ihm diese wichtige Stadt übergeben sollte.
In den folgenden Jahren errangen die Einwohner Lübecks
viele Bürgerrechte und schufen schon in dieser
Frühphase der städtischen Entwicklung eine
Ratsordnung, die den Bürgern Mitbestimmung an
der Stadtpolitik gewährte.
Viele Jahrhunderte später wird es in Lübeck
immer noch nicht ruhig. Der VfB, viele Jahrhunderte
später gegründet, kränkelt, ähnlich
wie Hans Castorp, eine Figur von Lübecks berühmtestem
Sohn, Thomas Mann. Schon vor Beginn der Saison hielten
sich hartnäckig Gerüchte, dass der VfB am
Lizenzverfahren scheitern könnte. Der DFB erteilte
allen Vereinen, die sich für die Regionalliga
sportlich qualifizierten die nötige Spielgenehmigung
und strafte alle Gerüchte somit Lügen. Bekannte
Neuzugänge waren allerdings an der Lohmühle
Mangelware. Tobias Schweinsteiger kehrte aus Braunschweig
zurück und Giuseppe Canale (163 Regionalligaspiele,
22 Tore) wurde aus Düsseldorf verpflichtet.
Der Saisonstart glückte dennoch und Lübeck
stand nach fünf Spielen mit acht Punkten auf
dem sechsten Platz. Nach weiteren neun Spielen erreichte
Lübeck nur noch neun weitere Punkte und steht
nun auf dem drittletzten Platz vor den Zweitvertretungen
von Wolfsburg und Cottbus. Das rettende Ufer
ist mit neun Punkten nicht unerreichbar, aber Grund
für panische Stimmung in der Hansestadt. Trainer
Uwe Erkenbrecher musste nach einer Niederlage gegen
Borussia Dortmund II nach nur sieben Monaten gehen.
Seit dem 24. Oktober leitet nun Uwe Fuchs, der zuletzt
den Wuppertaler SV Borussia trainierte, die erste
Mannschaft des VfB Lübeck. Der erhoffte Erfolg
dieser Maßnahme blieb aber weitestgehend aus.
Lübeck holte aus vier Spielen nur einen Punkt.
Die
Zeichen stehen beim VfB Lübeck auf Abstiegskampf
und diesem muss das Team von RWE mit einer geschlossenen
Mannschaftsleistung entgegentreten. An der Hafenstraße
zwingt eine selten erlebte Verletztenmisere Trainer
Heiko Bonan zur Improvisation. Neben den ohnehin bekannten
Langzeitverletzten Schäfer, Güvenisik, Lorenz,
Kiskanc und Haeldermans, ist der Einsatz von Markus
Kurth (Muskelfaserriss), Sören Brandy (Fußprellung),
Michael Lorenz (Hexenschuss) und Jozef Kotula (Rückenprobleme)
gefährdet.
Aber es gibt auch Positives zu vermelden. André
Schei Lindbaek nutzte seine Chance und erzielte ein
wichtiges Tor gegen Magdeburg und auch Mario Klinger
lieferte ein eindrucksvolles Spiel ab. Der erweiterte
Kader will sich für einen Stammplatz aufdrängen
und diese Situation setzt Kräfte frei, die gegen
Lübeck eingesetzt werden müssen. Das Stadion
an der Lohmühle ist zwar eng, aber aufgrund der
schwachen sportlichen Situation des VfB schlecht besucht.
Die Reiselust des Essener Anhangs ist in dieser Entfernung
und Jahreszeit auch begrenzt, sodass die Mannschaft
befreit aufspielen kann. Die drei Punkte werden dringend
benötigt, um den Vorsprung vor dem elften Platz
auszubauen und in Sichtweite der Aufstiegsränge
zu bleiben. Sollte ein Sieg gelingen, können
die RWE-Anhänger wieder zahlreich und beruhigt
nach Oberhausen fahren.
(hs)
Bilder: Regionalliga Saison 2005/06 - 09.12.2005 -
VfB Lübeck - Rot-Weiss Essen - 0:0
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