25.11.2007

VfB Lübeck - RWE

 

Big Points

Der Jubel an der Lohmühle fiel sehr ausgelassen aus, als der Schiedsrichter eine sehr kampfbetonte Partie abpfiff. Rot-Weiss Essen hatte nach einer starken Leistung sehr verdient drei Punkte aus Lübeck entführt. Die Fans mussten allerdings bis zum Schluss auf den Siegtreffer warten.

Vor dem Spiel kam die Erinnerung an die Nullnummer beim letzten Aufeinandertreffen in der Lohmühle hoch. Die Vorzeichen standen ungleich schlechter als damals. War es vor zwei Jahren noch ein Spitzenspiel der Regionalliga, so reiste Essen nur noch mit einer Rumpfmannschaft an und Lübeck dümpelt bekanntlich in den Niederungen der Tabelle herum. Die Erleichterung war groß, als die Mannschaftsaufstellung vorgelesen wurde. Sören Brandy und Michael Lorenz standen wider Erwarten in der Startaufstellung. Mario Klinger wurde für seinen starken Einsatz belohnt und spielte erneut von Beginn an.

Brandy zeigte von Beginn an außerordentliche Nehmerqualitäten, denn er sorgte nach seiner Verletzung für die gefährlichsten Angriffe von RWE. Schon nach wenigen Minuten prüfte er Torwart Frech mit einem Schuss aus fünfzehn Metern. Er benutzte allerdings seinen schwächeren Fuß, sodass der Lübecker Schlussmann kein Problem hatte, diesen zu halten. Brandy prüfte noch ein weiteres Mal den Schlussmann des VfB, doch auf Höhe des Elfmeterpunkts schaffte er es nicht, ihn auszuspielen. Nun meldeten sich die Lübecker zu Wort. Daniel Masuch erahnte, dass Claudius Weber sich im Laufduell durchsetzen würde, eilte aus dem Strafraum und stibitzte ihm den Ball gekonnt vom Fuß.

Die dickste Möglichkeit hatte in der 35. Minute der stark aufspielende Niklas Andersen. Kazior schlug eine Flanke aus dem Halbfeld auf die linke Außenbahn. Andersen nahm den Ball und fackelte nicht lange. Die Latte sorgte dafür, dass Andersens Hammer in der Auswahl zum Tor der Woche fehlen wird. Für Aufruhr sorgte danach Rafael Kazior. Seine Zweikampftechnik sorgte schon oftmals für Schrecken auf den Gesichtern der Gegner, weil er es vorzieht, mit zwei gestreckten Beinen in den Gegner zu rutschen. Auch gegen Lübeck ging er wieder mit einer solchen Aktionen auf den Gegner. Der Ball war allerdings weit weg und es bestand in der Hälfte der Lübecker keine Gefahr für RWE. Es war also ein Foul der übleren Sorte und es kam zu einem Gerangel, in dem der Lübecker Kapitän Hirsch das erste Mal eine starke schauspielerische Leistung zeigte, als er gekonnt im Getümmel zu Boden ging. Da es ohne Fremdeinwirkung passierte, beachtete der Schiedsrichter das nicht weiter und beließ es bei Gelb für Kazior.

Bis zur Halbzeit passierte nichts mehr, aber Essen war Lübeck in allen Belangen überlegen. RWE machte das Spiel und Lübeck hatte Probleme, sich der kreativen Angriffe der Essener zu widersetzen. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann das Tor für Essen fallen sollte. Heiko Bonan tauschte in der Offensive und ließ Kazior, nach wiederholt schwacher Leistung, auf der Bank und schickte Lindbaek auf den Platz. Das so stark erhoffte Tor ließ dann auch nur wenige Augenblicke auf sich warten. In der 49. Minute kam eine der berüchtigten Einwurfflanken von Tim Erfen in den Strafraum. Im Getümmel fand der Ball den Weg zu Guié-Mien, der mit dem Kopf sein siebtes Saisontor erzielte.

In der Folgezeit verflachte das Spiel, aber man hatte nie den Eindruck, dass Lübeck den starken Dreierverbund in der Abwehr ausspielen könnte. Tim Erfen hatte anscheinend Mitleid mit den gebeutelten Holsteinern und spielte aus dreißig Metern einen mustergültigen Pass auf Kadah. Der umspielte Torwart Daniel Masuch und glich aus. Dies war schon der dritte Patzer dieser Art von Erfen, der sich nach der starken Leistung von Mario Klinger nach Rückkehr von Kotula wohl auf der Bank wieder finden wird.

Fünf Minuten nach dem Tor überschlugen sich die Ereignisse. Guié-Mien drehte sich und touchierte mit seiner Hand Dietmar Hirsch. Dieser nutzte die Gelegenheit ein weiteres Mal zu zeigen, dass ein gestandener Mann schon bei der winzigsten Berührung fallen kann. Als Essens Deutsch-Kongolese sich entschuldigen wollte, schlug Hirsch wie wild aus. Schiedsrichter Helwig verwies den Lübecker Spielführer vom Platz und Trainer Fuchs ebenso, nachdem dieser den Assistenten beleidigte.

Der VfB igelte sich nun in der eigenen Hälfte ein und Essen versuchte, mit hohen Bällen auf Lindbaek die Abwehr auszuhebeln. In der 89. Minute bekam der Norweger einen Freistoß zugesprochen. Der gefoulte zog selbst aus zwanzig Metern ab und der Ball schlug eine Minute vor Spielende im Kasten von Lübeck ein. Der Last-Minute-Treffer ermöglichte den verdienten Sieg der Essener. Nach Spielende meinte Trainer Fuchs noch auf den Schiedsrichter losgehen zu müssen. Der Ordnungsdienst versuchte den rasenden Übungsleiter zu bändigen und musste nun selbst physische Angriffe einstecken. Dieses Verhalten war eines Vereinsoffiziellen unwürdig.

Die Fahrt nach Lübeck hat sich nach diesem Essener Auftritt vollends gelohnt . Der Abstand zu Platz elf ist zwar gleich geblieben, aber RWE rückt nach der Niederlage von Wuppertal auf nur drei Zähler an die Aufstiegsplätze ran. Das Spiel in Lübeck zeigte, dass die Alternativen auf der Bank durchaus in der Lage sind, in der Liga zu bestehen, was Mut für die schweren Aufgaben gegen Oberhausen und Düsseldorf macht. Sollten bei diesen Partien noch Punkte herausspringen, hätte RWE eine Saison, die mit viel Elend begann, für dieses Jahr noch im Guten beendet.


(hs)




VfB Lübeck

Frech - Rump, S. Müller, Hirsch, Caruso (63. Cartus) - Baltes, Schefer, Kadah (68. Hüs. Dogan), Türkmen - T. Schweinsteiger (87. Imaya), Weber


Rot-Weiss Essen

Masuch - Czyszczon, Sereinig, M. Lorenz - Erfen (66. Stoppelkamp), Klinger, Gorschlüter (71. Cakiroglu), Andersen - Kazior (46. Lindbaek), Brandy - Guie-Mien


Tore

0:1 Guie-Mien (49.), 1:1 Kadah (60.), 1:2 Lindbaek (89.)


Zuschauer

4.200


Schiedsrichter

Helwig (Hamburg)


Gelbe Karten

Baltes, Kadah, Hüs. Dogan - Czyszczon, Gorschlüter, Kazior


Rote Karte

Hirsch (Lübeck) wegen Tätlichkeit (64.)








.....

 

Spieler des Spiels

Sören Brandy

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
2-
Czyszczon
3+
Andersen
2
Sereinig
2+
Erfen
6+
Klinger
2
Gorschlüter
2
Brandy
2
M. Lorenz
3
Guie-Mien
2
Kazior 5
Lindbaek 2