Big Points
Der Jubel an der Lohmühle fiel sehr ausgelassen
aus, als der Schiedsrichter eine sehr kampfbetonte
Partie abpfiff. Rot-Weiss Essen hatte nach einer starken
Leistung sehr verdient drei Punkte aus
Lübeck entführt. Die Fans mussten allerdings
bis zum Schluss auf den Siegtreffer warten.
Vor dem Spiel kam die Erinnerung an die Nullnummer
beim letzten Aufeinandertreffen in der Lohmühle
hoch. Die Vorzeichen standen ungleich schlechter als
damals. War es vor zwei Jahren noch ein Spitzenspiel
der Regionalliga, so reiste Essen nur noch mit einer
Rumpfmannschaft an und Lübeck dümpelt bekanntlich
in den Niederungen der Tabelle herum. Die Erleichterung
war groß, als die Mannschaftsaufstellung vorgelesen
wurde. Sören Brandy und Michael Lorenz standen
wider Erwarten in der Startaufstellung. Mario Klinger
wurde für seinen starken Einsatz belohnt und
spielte erneut von Beginn an.
Brandy zeigte von Beginn an außerordentliche
Nehmerqualitäten, denn er sorgte nach seiner
Verletzung für die gefährlichsten Angriffe
von RWE. Schon nach wenigen Minuten prüfte er
Torwart Frech mit einem Schuss aus fünfzehn Metern.
Er benutzte allerdings seinen schwächeren Fuß,
sodass der Lübecker Schlussmann kein Problem
hatte, diesen zu halten. Brandy prüfte noch ein
weiteres Mal den Schlussmann des VfB, doch auf Höhe
des Elfmeterpunkts schaffte er es nicht, ihn auszuspielen.
Nun meldeten sich die Lübecker zu Wort. Daniel
Masuch erahnte, dass Claudius Weber sich im Laufduell
durchsetzen würde, eilte aus dem Strafraum und
stibitzte ihm den Ball gekonnt vom Fuß.
Die dickste Möglichkeit hatte in der 35. Minute
der stark aufspielende Niklas Andersen. Kazior schlug
eine Flanke aus dem Halbfeld auf die linke Außenbahn.
Andersen nahm den Ball und fackelte nicht lange. Die
Latte sorgte dafür, dass Andersens Hammer in
der Auswahl zum Tor der Woche fehlen wird. Für
Aufruhr sorgte danach Rafael Kazior. Seine Zweikampftechnik
sorgte schon oftmals für Schrecken auf den Gesichtern
der Gegner, weil er es vorzieht, mit zwei gestreckten
Beinen in den Gegner zu rutschen. Auch gegen Lübeck
ging er wieder mit einer solchen Aktionen auf den
Gegner. Der Ball war allerdings weit weg und es bestand
in der Hälfte der Lübecker keine Gefahr
für RWE. Es war also ein Foul der übleren
Sorte und es kam zu einem Gerangel, in dem der Lübecker
Kapitän Hirsch das erste Mal eine starke schauspielerische
Leistung zeigte, als er gekonnt im Getümmel zu
Boden ging. Da es ohne Fremdeinwirkung passierte,
beachtete der Schiedsrichter das nicht weiter und
beließ es bei Gelb für Kazior.
Bis zur Halbzeit passierte nichts mehr, aber Essen
war Lübeck in allen Belangen überlegen.
RWE machte das Spiel und Lübeck hatte Probleme,
sich der kreativen Angriffe der Essener zu widersetzen.
Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann
das Tor für Essen fallen sollte. Heiko Bonan
tauschte in der Offensive und ließ Kazior, nach
wiederholt schwacher Leistung, auf der Bank und schickte
Lindbaek auf den Platz. Das so stark erhoffte Tor
ließ dann auch nur wenige Augenblicke auf sich
warten. In der 49. Minute kam eine der berüchtigten
Einwurfflanken von Tim Erfen in den Strafraum. Im
Getümmel fand der Ball den Weg zu Guié-Mien,
der mit dem Kopf sein siebtes Saisontor erzielte.
In der Folgezeit verflachte das Spiel, aber man hatte
nie den Eindruck, dass Lübeck den starken Dreierverbund
in der Abwehr ausspielen könnte. Tim Erfen hatte
anscheinend Mitleid mit den gebeutelten Holsteinern
und spielte aus dreißig Metern einen mustergültigen
Pass auf Kadah. Der umspielte Torwart Daniel Masuch
und glich aus. Dies war schon der dritte Patzer dieser
Art von Erfen, der sich nach der starken Leistung
von Mario Klinger nach Rückkehr von Kotula wohl
auf der Bank wieder finden wird.
Fünf Minuten nach dem Tor überschlugen sich
die Ereignisse. Guié-Mien drehte sich und touchierte
mit seiner Hand Dietmar Hirsch. Dieser nutzte die
Gelegenheit ein weiteres Mal zu zeigen, dass ein gestandener
Mann schon bei der winzigsten Berührung fallen
kann. Als Essens Deutsch-Kongolese sich entschuldigen
wollte,
schlug Hirsch wie wild aus. Schiedsrichter Helwig
verwies den Lübecker Spielführer vom Platz
und Trainer Fuchs ebenso, nachdem dieser den Assistenten
beleidigte.
Der VfB igelte sich nun in der eigenen Hälfte
ein und Essen versuchte, mit hohen Bällen auf
Lindbaek die Abwehr auszuhebeln. In der 89. Minute
bekam der Norweger einen Freistoß zugesprochen.
Der gefoulte zog selbst aus zwanzig Metern ab und
der Ball schlug eine Minute vor Spielende im Kasten
von Lübeck ein. Der Last-Minute-Treffer ermöglichte
den verdienten Sieg der Essener. Nach Spielende meinte
Trainer Fuchs noch auf den Schiedsrichter losgehen
zu müssen. Der Ordnungsdienst versuchte den rasenden
Übungsleiter zu bändigen und musste nun
selbst physische Angriffe einstecken. Dieses Verhalten
war eines Vereinsoffiziellen unwürdig.
Die Fahrt nach Lübeck hat sich nach diesem Essener
Auftritt vollends gelohnt . Der Abstand zu Platz elf
ist zwar gleich geblieben, aber RWE rückt nach
der Niederlage von Wuppertal auf nur drei Zähler
an die Aufstiegsplätze ran. Das Spiel in Lübeck
zeigte, dass die Alternativen auf der Bank durchaus
in der Lage sind, in der Liga zu bestehen, was Mut
für die schweren Aufgaben gegen Oberhausen und
Düsseldorf macht. Sollten bei diesen Partien
noch Punkte herausspringen, hätte RWE eine Saison,
die mit viel Elend begann, für dieses Jahr noch
im Guten beendet.
(hs)
|
VfB Lübeck
Frech - Rump, S. Müller, Hirsch, Caruso (63.
Cartus) - Baltes, Schefer, Kadah (68. Hüs. Dogan),
Türkmen - T. Schweinsteiger (87. Imaya), Weber
Rot-Weiss Essen
Masuch - Czyszczon, Sereinig, M. Lorenz - Erfen (66.
Stoppelkamp), Klinger, Gorschlüter (71. Cakiroglu),
Andersen - Kazior (46. Lindbaek), Brandy - Guie-Mien
Tore
0:1 Guie-Mien (49.), 1:1 Kadah (60.), 1:2 Lindbaek
(89.)
Zuschauer
4.200
Schiedsrichter
Helwig (Hamburg)
Gelbe Karten
Baltes, Kadah, Hüs. Dogan - Czyszczon, Gorschlüter,
Kazior
Rote Karte
Hirsch (Lübeck) wegen Tätlichkeit (64.)
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
2-
|
Czyszczon |
3+
|
Andersen |
2
|
Sereinig |
2+
|
Erfen |
6+
|
Klinger |
2
|
Gorschlüter |
2
|
Brandy |
2
|
M. Lorenz |
3
|
Guie-Mien |
2
|
Kazior |
5 |
Lindbaek |
2 |
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