19.03.2008

Kickers Emden - RWE

von Redaktion

Ob es nur an den schlechten Platzverhältnissen gelegen hat, dass sich die Essener nicht eine gute Torchance erspielten, bleibt Spekulation. Fakt ist, der Abstand auf Platz 10 hat sich vergrößert und jetzt wird es ganz eng.

 

Nullnummer in Emden

Emden - RWEMit der Überschrift ist alles, ja wirklich alles zu diesem Spiel gesagt. Eigentlich. Denn während man in Emden aus der Perspektive eines sicheren Qualifikationsplatzes kein Problem damit haben dürfte, dieses Spiel unter „War nix, Mund abwischen, weiter geht´s!“ einzuordnen, ist in Essen die Situation eine andere. Der Trend zeigt immer mehr, dass sich nach der Winterpause trotz eines quantitativ und qualitativ stärkeren Kaders nicht viel ändert: Starke Auftritte, die häufig trotzdem nicht gewonnen werden, und schwache Auftritte, bei denen es schon an Torchancen mangelt, alternieren wöchentlich. In Emden war wieder Alternative II an der Reihe. Die mutige Ausrichtung vom Braunschweig-Spiel wich einem massiven Abwehrbollwerk mit rudimentärem Angriffsspiel.

Bonan wirbelte die Mannschaft kräftig durcheinander: Für die angeschlagenen Sereinig und Brandy rückten Klinger und Jans ins Team, der gesperrte Erfen wurde durch Czyszczon ersetzt und überraschend musste auch Andersen seinen Platz für Schäfer räumen. Die Startfelf komplettierten Masuch, Joseph-Augustin, Gorschlüter, Kotula, Lorenz, Guie-Mien und Kurth. Was direkt auffiel: Mit sieben nominellen Defensivspielern war mit einer offensiven Ausrichtung wie in Braunschweig nicht zu rechnen. Zudem verzichtete Bonan gänzlich auf offensive Flügelspieler, Gorschlüter auf links und Klinger auf rechts versuchten auf ungewohnten Positionen mehr schlecht als recht, diese Lücke zu stopfen. Auch ohne Flügelspieler setzte Bonan dennoch auf zwei „Stoßstürmer“, vermutlich um mit hohen Bällen zu operieren. Güvenisik blieb zu Hause, offiziell, da die Emder Platzverhältnisse ihm nicht lägen. Inoffiziell berichtete Radio Essen von einer disziplinarischen Maßnahme nach abfälligen Bemerkungen Güvenisiks gegenüber Trainer und Mannschaft.

Wie nach Bekanntgabe der Aufstellung erwartet bzw. befürchtet fand bei RWE Flügelspiel in der ersten Halbzeit nicht statt, es fehlten allerdings auch hohe Bälle auf die Spitzen, so dass erst in der 45. Minute (!) der erste Torschuss in Richtung des frierenden Emder Keepers Rickert zu verzeichnen war – natürlich nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einem direkten Freistoß. Dieser flog über das Tor.
Emden zeigte den Versuch eines Flügelspiels gegen tief stehende Essener, hin und wieder konnte man sich  Nullnummer in Emdenvornehmlich über die rechte Abwehrseite auch durchsetzen, aber die sehr sicher stehende Innenverteidigung ließ nicht mehr als Halbchancen zu.
Eine von Kampf geprägte und spielerisch auf grausamen Niveau geführte erste Halbzeit hätte mit keinem anderen Ergebnis als 0:0 enden können.

Sicher, der Platz in Emden ist schwierig zu bespielen gewesen. Keine Frage, Emden ist das heimstärkste Team der Liga. Aber weshalb nicht wie in Braunschweig zumindest der Versuch unternommen wurde, ein Tor zu erzielen, blieb Bonans Geheimnis. Spätestens als mit Guie-Mien der einzige Spieler im Kader ausgewechselt wurde, dem man noch im weitesten Sinne den Begriff „Torjäger“ zuordnen kann, war klar, dass es nur noch um das Ermauern eines torlosen Unentschiedens geht (55.). Ein Wechsel, den kaum jemand nachvollziehen konnte, auch Guie-Mien selbst nicht, was zu einer kleinen Diskussion zwischen ihm und Bonan an der Seitenlinie führte. Wurde für Guie-Mien zumindest noch ein offensiver Akteur eingewechselt (Brandy), so musste nur sieben Minuten später der enttäuschende Jans gar einem weiteren Abwehrspieler (Andersen) weichen. Mit nur einem verbleibenden Stürmer (Kurth) und einem offensiven Mittelfeldmann (Brandy) plätscherte die zweite Halbzeit ohne einen einzigen Torschuss(!) von Essener Seite dahin. Daran konnte – man möchte fast sagen selbstverständlich – auch die Einwechslung der personifizierten Harmlosigkeit Kazior (für Kurth) nichts mehr ändern (80).

Auch die Geschehnisse auf der Gegenseite sind schnell getippt: Emden rannte zwar unentwegt an, spätestens am 16er war aber Endstation für den Emder Offensivzug. Die einzige Torchance vereitelte Masuch, der einen unplatzierten Kopfstoß von Kapitän Zedi locker herunterpflücken konnte (60.). Zittern musste man nur einmal in der gefürchteten Schlussminute, als Moosmayer Anlauf für einen direkten Freistoß nahm. Der Ball flog jedoch am linken Pfosten vorbei und es blieb beim einzig gerechten Ergebnis.

 Nullnummer in EmdenEs bleiben viele Fragen zu diesem Spiel offen, insbesondere Verständnisfragen bezüglich Aufstellung und System:
Wie sollten mit nur einem offensiven Mittelfeldspieler und ohne Flügelspieler die Stoßstürmer gefüttert werden? Mit Benjamin Baltes saß ein flexibel einsetzbarer Flügelspieler auf der Bank. Wenn er nicht mal nach Erfens Sperre und Brandys Verletzung eingesetzt wird, darf man ihn wohl bereits jetzt in die Liste der kostspieligen Fehleinkäufe einordnen.

Welchen Zweck hatte die Systemumstellung von Dreier- auf Viererkette während des Spiels? Beide Varianten führten zu einer stabilen Deckung und einem harmlosen Angriff.

Weshalb wurde mit Guie-Mien der einzige Spieler ausgewechselt, dem man ein Tor zutrauen kann? Weshalb kommt immer wieder Kazior ins Spiel? Rennen und Kämpfen können auch unsere Verbandsligagoalgetter.

Von der ursprünglichen Winterpausenzielsetzung, oben anzugreifen, haben sich spätestens seit gestern nicht nur die größten Optimisten, sondern auch die Phantasten verabschiedet. Dass man nach nur fünf Spieltagen seit Restrundenbeginn aber mit vier Punkten Rückstand auf Platz 10 hochschaut, damit haben auch unverbesserliche Pessimisten kaum gerechnet. Wir haben inzwischen einen solch großen Kader, dass man zwei Mannschaften stellen könnte, die qualitativ in der Lage sein müssten, unter den ersten 10 zu landen. Vom Beginn einer kleinen Serie, die inzwischen für das Erreichen der 3. Liga notwendig geworden ist, sind wir weit entfernt. Inzwischen verfestigt sich der Eindruck: Wenn wir die Quali noch schaffen sollten, dann nicht dank, sondern trotz Heiko Bonan.

Wenn so wie in Emden das tragfähige Konzept zur Verbesserung der Offensivleistung, das Bonan vor zwei Wochen im Krisengespräch dem Vorstand präsentierte, aussieht, dann kann es nur eine Konsequenz geben. Eigentlich.


(mj)



.


Kickers Emden

Rickert - Nägelein, Rauw, Spahic, Krük - Zedi, Tornieporth (85. Cartus), Nehrbauer, Moosmayer - Reichwein (67. Neitzel), Vujanovic


Rot-Weiss Essen

Masuch - Czyszczon, Joseph-Augustin, Schäfer - Klinger, Kotula, M. Lorenz, Gorschlüter - Guie-Mien (55. Brandy), Kurth (80. Kazior) - Jans (62. Andersen)


Tore

Fehlanzeige


Zuschauer

4.818


Schiedsrichter

Kuhl (Köln)


Gelbe Karten

Nehrbauer, Nägelein - M. Lorenz, Brandy












.....

 

Spieler des Spiels

Mitja Schäfer

Jawattdenn Spielerbewertung

 

Masuch
3
Schäfer
3
Czyszczon
3
Joseph-Augustin
3
Klinger
3
Kotula
4+
Gorschlüter
3
Guie-Mien
3
Kurth
3-
Jans
4-
Brandy 3+
Andersen 3