Null Punkte in Dresden
Hoffnung
keimte in der 90. Spielminute auf. Schiedsrichter
Lutz Wagner gab einen Freistoß kurz vor der
Strafraumlinie. Stijn Haeldermans übernahm die
Verantwortung und führte die Standardsituation
aus. Er zirkelte den Ball gekonnt über die Mauer
und während der Torschrei auf den Lippen lag,
schepperte nur das Aluminium. Der Ausgleich war um
Zentimeter verpasst worden. Kurz darauf war das Spiel
vorbei und die Niederlage in Sachsens Landeshauptstadt
besiegelt.
Michael Kulm hatte zuvor in der Startformation einen
Wechsel vorgenommen. Jonathan Joseph Augustin rückte
für den zuletzt erstarkten Rafael Kazior in die
Mannschaft. Rund 300 Fans machten sich auf die lange
Reise nach Dresden. Die vielfach medial verbreitete
Gewaltbereitschaft der Dynamo-Anhänger war vor
dem Spiel nicht spürbar. Ohne größere
Probleme konnte der Weg von den Parkplätzen oder
aus den Bussen ins Rudolf-Harbig Stadion zurückgelegt
werden. Das Dresdner Rund ist momentan eine Baustelle.
Die Bagger rollen seit einigen Monaten, weswegen voller
Neid auf die fertigen Säulen geschaut wurde,
an denen in Zukunft die Ränge emporragen.
Der Stadionsprecher ist eine Erwähnung wert.
Er hatte eine Stimme, die man von Fahrgeschäften
auf der Kirmes kennt und führte in einer wirklich
liebenswerten Art durch das Spiel. Auch der regelrechte
Kirmestechno, den die Boxen verbreiteten fand teilweise
auch beim Essener Anhang regen Zuspruch. Ein rundum
gelungenes Rahmenprogramm. Der Hauptakt des Nachmittags
hingegen war von Anfang an eher bescheiden. Die Mannschaften
traten defensiv auf und gaben keinen Meter Boden preis.
Kulttrainer Ede Geyer hatte seinen Abwehrspielern
nach der 2:4 Pleite in Berlin deutlich eingeschärft,
wie sie Tore verhindern sollten und sie verstanden
ihn sichtlich. Schon im Mittelfeld wurde der ballführende
Spieler mit zwei, manchmal sogar mit drei Spielern
attackiert. Die Essener ließen bei ihren Angriffsbemühungen
Platz für den gegnerischen Sturm. Nach
beinahe zehn Minuten retteten zwei Paraden von Daniel
Masuch vor einer frühen Führung der SGD.
Pavel David tauchte frei rechts vor dem Tor auf und
zog ab. Ein starker Reflex verhinderte den Treffer,
der Ball landete aber noch einmal auf dem Fuß
des Stürmers. Dieser fackelte nicht lange und
Masuch konnte den Ball über das Tor lenken.
Erst nach 25 Minuten wurde es wieder gefährlich
für RWE. Michael Lorenz ließ sich von Pavel
Dobry düpieren und dieser flankte scharf von
rechts in den Strafraum. Igor Bendovskyis Flugeinlage
verpasste den Ball nur um Zentimeter. Da Masuch bereits
geschlagen war, hätte auch das die Führung
für Dynamo bedeutet. Der einzige Torschuss auf
Essener Seite ereignete sich erst sieben Minuten vor
der Pause. Nach einem Einwurf erreichte Rolf-Christel
Guie-Mien den Ball und verfehlte den Kasten von Person.
Mit dem Pausenpfiff verfehlte Dobry aus aussichtsreicher
Position das Essener Gehäuse mit einem Schuss
aus der Drehung deutlich.
Der Spielstand war, auch wenn Dresden stärker
gewesen ist, ein gerechtes Halbzeitergebnis. Ein typischer
0:0 Kick, der von Taktik geprägt und unansehnlich
war. Ede Geyer schien in der Kabine die besseren Worte
gefunden zu haben als Michael Kulm, denn nur fünf
Minuten nach Wiederanpfiff trafen die Hausherren nach
einer Ecke. Thomas Bröker konnte alleingelassen
einköpfen. Nun musste Essen einem Rückstand
hinterherrennen und Dresden zog sich weiter zurück.
Der zuletzt starke Haeldermans fand kein Mittel, um
die flinken Stürmer in Szene zu setzen. Immer
wieder fanden seine Pässe ein Ende bei einem
Abwehrspieler der Dresdner. Schon der Spielaufbau
in der Abwehr war einfallslos. Es mangelte Michael
Lorenz und Daniel Sereinig an Anspielpositionen, wenn
sie sich den Ball erkämpften und den Gegenangriff
einleiten wollten.
Die letzten Möglichkeiten erkämpften sich
also die Dresdner. In der 77. Minute ging ein Schuss
aus 15 Metern am Kasten vorbei. Zwei Minuten später
war ein Kopfball nicht präzise genug, um das
Ergebnis aus Dynamosicht abzusichern. In
der Nachspielzeit kam es dann zum bereits beschriebenen
Freistoß durch Stijn Haeldermans. Ein Unentschieden
wäre nicht unverdient gewesen, da auch Dresden
kaum etwas für die Offensive getan hat. Der Sieg
war trotzdem gerecht, denn Dresden war besser als
die Elf von der Hafenstraße.
Der Rückweg, der ebenso problemlos wie der Hinweg
verlief, wurde durch eine Blocksperre verzögert.
In dieser angespannten Situation behielt die Polizei
die Ruhe und löste vereinzelte Tumulte souverän
auf. Einzig der Dresdner Sicherheitsdienst fiel äußerst
negativ durch vereinzelte übermotivierte Mitglieder
auf. Dies war aber die einzige negative Fußnote
eines ansonsten friedlichen und entspannten Fußballnachmittags.
Die Niederlage in Dresden ist zwar ärgerlich,
aber damit sind die Chancen auf den Klassenerhalt
nicht weniger geworden. RWE hat das auf dem Papier
leichteste Restprogramm aller Konkurrenten und kann
aus eigener Kraft an Magdeburg vorbeiziehen. Beim
nächsten Spiel gegen Verl darf man sich keinen
Wackler mehr erlauben, ansonsten ist die gute Ausgangssituation,
die durch die Siegesserie geschaffen wurde, verspielt.
Die Mannschaft scheint aber gefestigt genug, um die
Niederlage zu verkraften und selbstbewusst weiterzuspielen.
(hs)
.
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Dynamo Dresden
Person - Cozza, Hübener, Ernemann, Pelzer - David
(67. Jungnickel), Truckenbrod, Wagefeld, Bendovskyi
(75. Penksa) - Dobry (89. Stocklasa), Bröker
Rot-Weiss Essen
Masuch - Joseph-Augustin (82. Jans), M. Lorenz, Sereinig,
Schäfer - Gorschlüter, Haeldermans - Guie-Mien
(68. Schei Lindbaek), Brandy (74. Kazior) - Kurth,
Güvenisik
Tore
1:0 Bröker (50.)
Zuschauer
8.091
Schiedsrichter
L. Wagner (Hofheim)
Gelbe Karten
Cozza, Pelzer - Schäfer, M. Lorenz.
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.... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
4+
|
Joseph-Augustin |
3
|
Sereinig |
2
|
Haeldermans |
4+
|
Gorschlüter |
3 |
Schäfer |
3
|
Brandy |
3+
|
M. Lorenz |
4+
|
Güvenisik |
4
|
Lindbaek |
3
|
Guie-Mien |
3-
|
Kurth |
4 |
|