Eine Nacht, die niemals endet ...
Am
gestrigen Dienstag fand in Duisburg das Finale des
ARAG/Diebels/FVN oder weiß-nicht-was-Kreisverbandspokals
statt. Da wir als Gastgeber und Teilnehmer gemeinsam
nicht auftreten durften und gleiches bei einem Auftritt
in der LTU-Arena auch für den Gegner aus der
Landeshauptstatt galt, einigte man sich auf die MSV-Arena,
die gleichzeitig auch perfekte Rahmenbedingungen für
die erwarteten 10.000 Zuschauer bot.
Die Unterschiede könnten aktuell nicht größer
sein. Während die Fortuna weiterhin den Aufstieg
in die 2. Fußballbundesliga anpeilt, geht es
spätestens seit der Heimniederlage am Sonntag
für uns ums nackte Überleben und man muss
sich wohl an der Hafenstraße mit dem bitteren
Gang in die 4. Liga abfinden. So sollte eigentlich
in Essen dieses Spiel als "letztes Highlight
für lange Zeit" angesehen werden. Auch sportlich
dürften wir deutlich mehr auf eine mögliche
Mehreinnahme durch eine DFB-Pokalteilnahme angewiesen
sein als die Fortuna aus Düsseldorf.
Umso verwunderlicher war daher, dass bereits im Vorfeld
auf Düsseldorfer Seite deutlich mehr Fans mobilisiert
wurden als in Essen. Im Stadion war die Verteilung
der gut 10.000 Zuschauer recht deutlich. Etwa 1500
Essener standen hier circa 8.500 Fortunen gegenüber.
Und auch auf dem Rasen schien das Bild verkehrt zu
sein. RWE-Trainer Michael Kulm wirbelte die Stammelf,
sofern sich seine solche diese Saison überhaupt
finden lässt an der Hafenstraße, kräftig
durcheinander. Deutlichste Änderung war sicherlich
Torwart Sören Pirson. Es sah alles so aus, als
sei dieses Pokalfinale eher ein recht unwichtiges
Bonusspiel für RWE und für Fortuna doch
ein Highlight, sowohl auf dem Rasen als auch auf den
Rängen.
Nach
dem letzten Heimspiel brach mal wieder die Diskussion
aus, ob die Ultras in Essen nun eine Verbesserung
der Stimmung herbeiführen oder diese kaputt machen
würden. Gestern war die Antwort darauf recht
eindeutig: einzig Ultras sowie Dunstkreis aus Chaos
Boys und Co. sorgten für Stimmung, zwei Vorsänger
konnten teilweise "Normalos" mit einbinden.
Von Kritikern, die vormachen könnten, wie Stimmung
ohne "Ultra" aussehen könnte, war im
Stadion keine Spur.
Doch auch wenn der gut 200 Mann "starke"
Stimmungsmob im RWE-Block über weitere Strecken
Gas gab, dürften die Düsseldorfer nicht
allzu viel gehört haben. Das Stadion war nur
recht spärlich gefüllt, der "Heimblock"
jedoch war sofort im Stehplatzunterrang recht voll,
außerdem hatten sich die Ultras Düsseldorf
im Oberrang mit gut 500 Leuten versammelt und sorgten
dort vor allem in Halbzeit Eins mit mächtig Bewegung
und kreativen Gesängen für ordentlich Alarm.
Das Spiel selbst wird sicherlich nicht als Klassiker
in die Fußballgeschichte eingehen, auch wenn
Hauptsponsor Diebels auf ihrer Homepage "Ruhm
und Ehre" für den Sieger auslobte. Während
Fortuna in Bestbesetzung eher lustlos wirkte, war
das Team von Michael Kulm die deutlich aktivere Mannschaft.
Wirkliche 100%ige Torchancen waren jedoch bis auf
einzelne Ausnahmen Mangelware. Bei vielen mitgereisten
Essenern ging dagegen die Stimmung schon nach 20 Minuten
gen Null, als der aktuell wohl beste Spieler im rot-weissen
Trikot, Rolf-Christel Guie-Mien, verletzt raus musste.
Auch der Turbo auf rechts, Sören Brandy, war
bereits zur Halbzeit gezeichnet wie nach einem verlorenen
Boxkampf gegen Mike Tyson. So führte dann auch
eine Standardsituation zum letztendlich einzigen Tor.
Nach einer Freistoßflanke
von der linken Seite durch Kazior segelte der Ball
an Freund und Feind inklusive Fortuna-Torhüter
Melka vorbei und Jo Augustin konnte am zweiten Pfosten
aus kurzer Distanz einschieben.
Unterdessen zeigte sich bereits zur Halbzeit, wie
oben bereits erwähnt, dass man auf den Rängen
gegen die übermächtigen Düsseldorfer
keine Chance auf Gehör haben dürfte. Und
so tauchte Mitte der zweiten Halbzeit im Essener Block
eine Düsseldorfer Zaunfahne auf, die zuerst präsentiert
und dann vor den Augen der sofort stillen 8.500 Düsseldorfer
zerrissen wurde. Einige Minuten herrschte scheinbar
betretenes Schweigen beim Anhang der Landeshauptstadt,
bevor in den folgenden zehn Minuten laut und deutlich
klar gemacht wurde, was man alles mit RWE-Fans anstellen
würde, wenn man sie auch in die Finger kriegen
würde. Dies nahmen sich wohl einige Fans zu Herzen
und brachen unmittelbar nach Schlusspfiff ein Tor
auf, um in den Innenraum einzudringen. Erst ein massiver
Schlagstockeinsatz durch die Polizei sorgte, zumindest
drinnen, wieder für Ruhe. Der RWE-Anhang hatte
derweil kaum Probleme mit der oft gescholtenen Staatsmacht
in grün-weiß. Lediglich etwa 20 Beamte
waren vor dem Schlusspfiff vor dem Block aufgelaufen,
während des Spiels sah man dagegen kaum Beamte
im Block, der Ordnungsdienst hatte hier alles im Griff.
Derweil feierte der mitgereiste Essener Anhang seine
"Pokalhelden" euphorisch als stünde
man in der Liga auf einem gesicherten Mittelfeldplatz.
Ich möchte mich hier nicht ausnehmen, auch ich
fands einfach toll, mal
wieder so ein Spiel gewonnen zu haben, auch ich habe
bei der "Humba" lauthals mitgebrüllt,
obwohl ich am liebsten kaum 48 Stunden vorher diese
Spieler am liebsten noch verhauen hätte. Fußball
ist manchmal ein komisches Hobby. Aber vielleicht
war es auch so ein wenig die Hoffnung, dass die Mannschaft
das Wunder in der Liga doch noch schafft.
Während Essener Spieler und Fans sich im Stadion
noch gegenseitig applaudierten, hatte der Fortunaanhang
seine "Party" nach draußen verlagert.
Mehrere hundert Fortunaanhänger versuchten über
den Parkplatz den Block der RWE-Fans zu stürmen,
griffen dabei mit Feuerwerkskörpern und Steinen
die Polizei an, die ihrerseits mit einem Riesenaufgebot
inklusive Reiterstaffel auch mächtig zurückschlug.
Auch über eine halbe Stunde nach Spielende hörte
man immer noch Sirenen und Böller aus Richtung
Bahnhof Schlenk. Derby eben ;o)
Schade, dass dies wohl höchstwahrscheinlich für
lange Zeit das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine
gewesen sein könnte. Aber vielleicht war dieses
Spiel und die Verbrüderung mit dem Anhang ja
die Wende und unsere Spieler werden doch noch zu kleinen
Helden.
(mn)
.
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Fortuna Düsseldorf
Melka - Krecidlo (46. Palikuca), Cakir, Langeneke,
Hergesell - Cebe, Lambertz (82. Erwig), Christ, Caillas
(87. Heidinger) - Lawarée, Sahin
Rot-Weiss Essen
Pirson - Joseph-Augustin, Sereinig, Czyszczon, Schäfer
- Kazior, Gorschlüter, Haeldermans, Brandy (90.
Andersen) - Guie-Mien (23. Jans), Kurth
Tore
0:1 Joseph-Augustin (78.)
Zuschauer
9.744
Schiedsrichter
Stachowiak (Duisburg)
Gelbe Karten
Schäfer, Brandy, Jans
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Pirson |
3+
|
Czyszczon |
3+
|
Jospeh-Augustin |
2-
|
Sereinig |
3+
|
Schäfer |
3+
|
Kazior |
3
|
Gorschlüter |
2
|
Haeldermans |
2-
|
Brandy |
2-
|
Guie-Mien |
3
|
Kurth |
3- |
Jans |
3 |
|