Treffen der Aufstiegskandidaten?
Sollte
vor Saisonbeginn eingeschätzt werden, wer in
der Regionalliga Nord um die Aufstiegsplätze
spielt, wurden immer wieder zwei Vereine genannt:
Eintracht Braunschweig und Rot-Weiss Essen. Am Samstag
treffen die beiden Kandidaten aufeinander – doch
unter anderen Vorzeichen, als man das im Sommer 2007
vorausgesehen hat.
Es geht an der Hamburger Straße um entscheidende
Punkte. Bei einer rot-weissen Niederlage läge
Braunschweig einen Punkt vor RWE in der Tabelle. Gewönnen
unsere Jungs in Braunschweig, hätten sie immerhin
fünf Punkte Vorsprung vor den Löwen. Für
den Aufstieg werden diese Punkte aber nicht gesammelt.
Beide Teams stecken mitten im Kampf gegen den Abstieg
in die neue Regionalliga, und kämpfen damit unter
Umständen auch um das Überleben ihrer Vereine.
Obwohl die Braunschweiger mit dem höchsten Etat
der Liga und einem Haufen namhafter Neuzugänge
in die Saison gestartet waren, legten sie einen Katastrophenstart
hin, neben dem selbst der holprige Auftakt von RWE
noch gut aussah. Erst nach dem neunten Spieltag, bis
dahin hatte man drei Punkte auf dem Konto, kamen der
BTSV etwas besser in Fahrt.
Weitaus erfolgreicher startete die Eintracht in die
Rückrunde. Bisher noch ungeschlagen wurden 13
Punkte aus fünf Spielen geholt, während
RWE wieder ähnlich schlecht wie in der Hinrunde
zurecht kommt. Dass Braunschweig trotzdem immer noch
vier Punkte hinter dem Tabellenzehnten Dresden steht,
zeigt noch einmal deutlich, wie schlecht die Hinrunde
für die von Benno Möhlmann zusammengestellte
Mannschaft verlief.
In
der Winterpause investierte man deshalb noch einmal
und verpflichtete drei neue Spieler. Während
der vereinslose Defensivspieler Fabian Bröcker
noch ein recht unspektakulärer Neuzugang war,
öffnete Mäzen Jochen Staake für den
aufgrund seiner Eskapaden in Erfurt aussortierten
Dominick Kumbela und den ehemaligen rumänischen
Nationalspieler Valentin Nastase noch einmal richtig
den Geldbeutel. Außer dem neuen Abwehrchef Nastase
hatten die Neuzugänge bisher aber noch keinen
nennenswerten Anteil daran, dass die Braunschweiger
seit dem Winter noch ungeschlagen sind.
Das Momentum dürfte nach den ersten drei Spielen
jedenfalls klar auf Seiten der Braunschweiger sein,
denn auch wenn die Braunschweiger trotz 2:0-Halbzeitführung
gegen Union Berlin noch zwei Tore kassierten und den
sicher geglaubten Sieg nicht einfahren konnten, sah
der RWE-Sieg gegen Wolfsburg nicht gerade wie ein
Befreiungsschlag aus. So ist vor dem Spiel das Selbstbewusstsein
im Braunschweiger Lager auch groß.
Daran ändert auch nichts, dass sie auf Kapitän
Dennis Brinkmann verzichten müssen. Der gebürtige
Essener hat gegen Berlin seine fünfte gelbe Karte
gesehen. Ein Wiedersehen wird es auch mit einem weiteren
Ex-Essener nicht geben: Holger Wehlage ist nach einem
Schien- und Wadenbeinbruch im November noch nicht
fit genug für die Regionalliga. Nur Ramazan Yildirim,
der dritte alte Bekannte im Braunschweiger Kader,
wird vermutlich auflaufen. Der Türke ist unumstrittener
Stammspieler. Mit Sreto Ristic und Deniz Dogan fallen
neben Brinkmann und Wehlage zwei weitere potentielle
Spieler für die Startelf aus.
Die personelle Lage in Essen bessert sich währenddessen
weiter. Zusätzlich zum Kader des Wolfsburgspiels
kann Heiko Bonan auch auf Jozef Kotula und Mitja Schäfer
zurückgreifen und mit ihnen für die nächsten
beiden Spiele planen. Die, so wurde von Nico Schäfer
verlautbart, wird Bonan nämlich auf jeden Fall
noch Trainer an der Hafenstraße bleiben.
Ob es solche „Treue“schwüre wohl auch
gegeben hätte, wären in der vergangenen
Woche nicht mehrfach Gerüchte aufgetaucht, mit
Holger Fach stünde der Nachfolger Bonans schon
fest, der in näherer Zukunft die sportliche Führung
zusammen mit Bjarne Goldbaek übernehmen würde?
Sicherlich
ist es allen Beteiligten am liebsten, Diskussionen
um die Besetzung des Trainerpostens mit einem Sieg
in Braunschweig im Keim zu ersticken. Ein Sieg würde,
sollte Konkurrent Dresden auswärts beim Tabellenführer
Düsseldorf nicht gewinnen oder Emden zuhause
gegen Bremen verlieren, eine Rückkehr in die
Quali-Plätze bedeuten. Mal ganz davon abgesehen,
dass man Braunschweig auf fünf Punkte distanziert
und einen herben Rückschlag in deren Aufholjagd
verpasst.
Man wird sehen, ob der Sieg gegen Wolfsburg der Mannschaft
vielleicht doch zu mehr Selbstvertrauen verholfen
hat, als sie Samstag noch während des Spiels
gezeigt hat. Knüpft man dann an die Auswärtsstärke
aus der Hinrunde an, ist ein Sieg gegen die arg unter
Druck stehende Eintracht absolut im Bereich des Möglichen.
Präsentiert man sich aber so harmlos wie in Ahlen
und gegen Dortmund, bereiten die Braunschweiger RWE
mit ihrem Rückenwind aus den ersten Spielen arge
Probleme. Läuft es schon zu Spielbeginn nicht
für Rot-Weiss, wird man mit zunehmender Spieldauer
immer weiter unter Druck geraten.
Denn selbst ein Unentschieden bedeutet stürmische
Zeiten vor dem Emden-Spiel, was auch die Spieler wissen.
Dieses mal sorgt aber keine „Emma“ für
eine Spielabsage, denn das Auge des Sturmtiefs befindet
sich in Essen und hätte keine Auswirkungen auf
die Bespielbarkeit des Platzes im Kickers-Stadion.
Und wer kann sich vorstellen, dass die Vereinsverantwortlichen
bei einer weiteren Niederlage nicht doch versuchen
würden, mittels Trainerentlassung aus dem Tief
in ein neues Hoch zu kommen?
Hauptsache, dieses Hoch hieße nicht „Holger".
(hh)
Bilder: 2. Bundesliga Saison 2006/07
- Eintracht Braunschweig - Rot-Weiss Essen 0:1 (0:1)
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