Schon mit dem Rücken zur Wand?
Bereits vor dem vierten Spieltag scheinen an der
Hafenstraße die Nerven blank zu liegen. Nach
dem tollen Pokalspiel gegen Cottbus und der guten
kämpferischen Leistung in Düsseldorf hat
der Auftritt gegen Ahlen die positiven Eindrücke
aus den beiden vorhergegangen Spielen wieder vergessen
gemacht und dafür gesorgt, dass Mannschaft und
sportliche Leitung bereits früh unter Beschuss
stehen. Ihr Ziel, die Fans mit attraktivem Fußball
in den ersten Spielen schnell auf ihre Seite zu ziehen,
wurde meilenweit verfehlt. Selten hatte man in den
letzten Jahren eine so schwache Leistung von RWE gesehen
wie gegen den ehemaligen Verein Heiko Bonans.
Selbst beim Debakel am ersten Spieltag gab es immerhin
einige ordentliche Ansätze, doch in der letzten
Partie waren solche selbst mit sehr viel gutem Willen
nicht zu entdecken. So verwundert es auch nicht, dass
am Sonntag am Stadion wohl noch Karten aller Kategorien
zu erwerben sein werden. In den letzten Jahren hatten
regelmäßig 5000-6000 Essener bei Auswärtsspielen
in Dortmund den Oberrang der Nordtribüne des
Westfalenstadions gefüllt. Beim diesjährigen
Gastspiel in Dortmund wird für die Gästefans
der Unterrang geöffnet werden, der neben Sitzplätzen
auch über 2600 Stehplätze verfügt.
Vor dem Hintergrund der letzten Essener Besuchszahlen
beim BVB eigentlich zu wenig, doch die Dortmunder
Verantwortlichen scheinen gut vorausgeplant zu haben.
Die Leistung gegen Ahlen hat sich jedenfalls nicht
gerade positiv auf die Essener Reisefreudigkeit ausgewirkt.
Die Profis des BVB werden am Samstag sicherlich um
so zahlreicher von ihren Fans zum Derby nach Gelsenkirchen
begleitet werden. Dieses Spiel wird wie jedes Jahr
auch wieder die Aufmerksamkeit der meisten RWE-Fans
wecken. Doch dieses Wochenende ist nicht nur für
den Essener traditionell von Interesse, dass der FC
Schalke verliert, sondern auch, wer beim BVB wie viele
Einsatzzeiten erhält. So ist es gut möglich,
dass der BVB II am Sonntag mit der Verstärkung
von Profi-Spielern á la Kruska, Brzenska oder
Amedick aufläuft.
Den ganz großen Fußball wird man im Westfalenstadion
jedoch nicht geboten bekommen. Der geplante Einsatz
des Star-Stürmers Alexander Frei wird aufgrund
einer Verletzung entfallen und auch Lars Ricken wird
nicht für den BVB auflaufen können. Das
ehemalige Supertalent kehrte mit einem Muskelfaserriss
von einem Probetraining in den USA bei New England
Revolution zurück. Auf Essener Seite werden mit
Kapitän Stefan Lorenz und Stijn Haeldermans zwei
Hoffnungsträger weiterhin verletzt nicht dabei
sein, doch immerhin kehrt mit Sercan Güvenisik
der bislang gefährlichste Offensivspieler in
die Mannschaft zurück. Ob Heiko Bonan noch weitere
Änderungen durchführen wird, ist offen,
scheint aber nicht besonders unwahrscheinlich, nachdem
er letzten Samstag von „acht Totalausfällen“
im Spiel gegen Ahlen sprach.
Trotz alledem scheinen Bonan und Olaf Janßen
weiterhin von der Qualität des Kaders überzeugt
zu sein. Die Spiele gegen Düsseldorf und Cottbus
geben sicherlich auch Anlass zur Hoffnung, dass die
derzeitigen Probleme in den Griff zu kriegen sind.
Doch sollte in Dortmund nicht gewonnen werden, steht
das sportliche Führungsduo endgültig mit
dem Rücken zur Wand. Der Kopf des ohnehin äußerst
kritisch beäugten Janßen wurde von den
Zuschauern schon beim Spiel gegen Ahlen gefordert
und bei einem schlechten Spiel in Dortmund dürfte
künftig auch Heiko Bonan ein eisiger Wind entgegen
wehen. Sein Spielsystem und die mit Olaf Janßen
vorgenommene Zusammenstellung des Kaders sind in Fankreisen
bereits jetzt Anlass heftiger Diskussionen und Kritik.
Um diese Diskussionen verstummen zu lassen, gibt es
nur ein Mittel: gute Leistungen und Siege. Am besten
sollte bereits in Dortmund damit begonnen werden.
Sonst wird es in den kommenden Wochen sehr ungemütlich
an der Hafenstraße.
(hh)
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