Lethargie?
Eine seltsame Atmosphäre herrschte im Westfalenstadion,
als Schiedsrichter Metzen, der wegen seiner vier Platzverweise
gegen Osnabrück
in Essen bestens bekannt ist, die Partie abpfiff.
Eine Mischung aus Frust und Aggressivität war
zu spüren. Die Spieler verabschiedeten sich von
den Fans und neben Pfiffen und Mittelfingern applaudierten
nicht Wenige den Spielern, die soeben 0:0 gegen die
Zweitvertretung des BVB gespielt hatten.
Das Bild, das sich den Fans bot, entsprach den Leistungen
aus den drei vorhergehenden Saisonauftritten. Heiko
Bonan nahm Daniel Sereinig nach wiederholt schwacher
Leistung aus der Startelf und Mitja Schäfer übernahm
den zentralen Platz neben David Czyszczon in der Abwehrkette.
Kotula und Andersen spielten auf den Außenpositionen.
Der Abwehrverband präsentierte sich ohne den
Schweizer Neuzugang deutlich sicherer und für
Sereinig bedeutet dies wohl vorerst den Platz auf
der Bank, denn Schäfer dirigierte die Abwehr
deutlich besser. Sercan Güvenisik kehrte darüber
hinaus nach seiner schweren Kieferverletzung zurück
in die Mannschaft.
Beim BVB tummelten sich Spieler, die aus Funk und
Fernsehen bestens bekannt sind. Brzenska und Amedick
haben zusammen zweiundneunzig Bundesligaspiele auf
dem Buckel und acht Tore erzielt. Auch Senesie und
Hünemeier haben schon Profieinsätze gehabt
und daran erkennt man einmal mehr die Wettbewerbsverzerrung,
die von den Zweitvertretungen ausgeübt wird.
Selbst der Torjäger Alex Frei sollte für
die „Nachwuchs“abteilung des BVB auflaufen
und wurde nur von einer Verletzung gestoppt. Hier
muss dringend gehandelt werden, indem die Regeln weiter
verschärft werden, wer für eine Zweite Mannschaft
spielberechtigt ist.
Nichtsdestotrotz waren es in erster Linie die Spieler
von Rot-Weiss Essen, die sich in der ersten Halbzeit
schlecht präsentierten. Der erste und einzige
Torschuss von RWE im ersten Durchgang kam von Niklas
Andersen,
der aus zwanzig Metern Entfernung, den Ball etwa zehn
Meter über das Tor schoss. Bis dahin war die
Partie zerfahren und beiden Seiten mangelte es an
einem konstruktiven Spielaufbau. Auffällig war
die mangelnde Bereitschaft einiger Akteure, sich freizulaufen.
So war der ballführende Spieler der einsamste
Mensch auf dem Platz, da er kaum eine Möglichkeit
hatte abzuspielen. So kam es oft zu Fehlpässen
in Höhe der Mittellinie, die zu gefährlichen
Gegenangriffen führten. Einen Aufreger gab es
als der BVB in den Strafraum passte und die beiden
Abwehrspieler, die Sahr Senesie deckten, durch Absprachefehler
den Ball passieren ließen. Senesie stand nun
frei vor Masuch und konnte sich die Ecke aussuchen.
Als er zum Schuss ausholte trat der soeben düpierte
Abwehrspieler übel gegen Senesies Schussbein.
Ein klarer Elfmeter für den BVB. Glück für
Essen, dass die Situation für den Schiedsrichter
und dessen Assistenten nicht zu sehen war. Der Dortmunder
Stürmer musste minutenlang behandelt werden,
konnte aber glücklicherweise weiterspielen.
In der zweiten Halbzeit präsentierte sich RWE
verbessert. Der schwache Kazior musste für Wagner
weichen und Essen drückte auf die Führung.
Schon nach zwei Minuten dribbelte sich Wagner durch
die starke Verteidigung der Borussen und bediente
Güvenisik. Dieser musste aus einem sehr spitzen
Winkel schießen und verpasste das Tor. Nach
der Schrecksekunde in der 52. Minute, als Masuch nach
einem Kopfball zu einer Parade gezwungen wurde, setzten
die Essener ihre Angriffsbemühungen fort. Nur
vier Minuten später entstand ein Getümmel
im Dortmunder Strafraum nach einer Ecke und ein Rot-Weisser
bekam den Ball vor die Füße, doch traf
leider nur Torwart Höttecke. Nach einer weiteren
Ecke in der zweiundsechzigsten Minute traf Guié
Mien den Ball mit dem Kopf. Auch dieser Torversuch
flog dem Torwart in die Arme, aber Michael Lorenz
streckte seinen Fuss an der Fünfmeterlinie aus
und verfehlte den Ball nur knapp. Hätte er ihn
getroffen, wäre der Ball unhaltbar ins Tor abgefälscht
worden. Nun stand es weiterhin 0:0 und es schien in
der letzten halben Stunde, als seien beide Mannschaften
mit der Punkteteilung zufrieden. Es passierte nichts
mehr Nennenswertes und so holte sich RWE den zweiten
Punkt im vierten Spiel.
Das größte Ärgernis an diesem Spiel
ist der fehlende Wille, den man einigen Spielern unterstellen
kann. Es fehlt die nötige Aggressivität
in den Zweikämpfen. Man hat den Eindruck, dass
viele Spieler nicht an ihre Schmerzgrenze gehen und
nicht beißen. Auch heute präsentierte die
Mannschaft über weite Strecken Angsthasenfußball
und dies ist nicht mehr hinnehmbar. Die Ränge
reagieren noch verhalten. Der Rauswurf von Janssen
wird gefordert oder auch der Spieler Kiskanc bei seinem
Weg zum Eckball ausgepfiffen. Sich gerade Kiskanc
als Sündenbock auszusuchen und an ihm seinen
Unmut auszulassen ist unfair, doch wirkt der Fanblock
derzeit noch ähnlich lethargisch wie die Mannschaft
auf dem Platz. Es brodelt aber und sollte noch ein
entsprechender Auftritt gegen Emden am kommenden Freitag
folgen, könnte das der Tropfen sein, der das
Fass zum Überlaufen bringt. Nach vollmundigen
Ankündigungen präsentiert sich die Mannschaft
hilflos und willenlos. Freitagabends ist die Atmosphäre
zusätzlich aufgeheizt. Damit es dann nicht zu
Bildern kommt wie im vergangenen Jahr beim Gastspiel
des HSV II, ist die Mannschaft nun gefordert. Sie
muss endlich auch in der Liga zeigen, dass sie die
hohe Qualität besitzt, die ihr die sportliche
Führung schon seit vielen Wochen attestiert.
(hs)
.
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Borussia Dortmund II
Höttecke - Hillenbrand, Amedick, Brzenska, Vrzogic
(75. M. Großkreutz) - Hünemeier - Akgün,
Öztekin, Hille (75. Nöthe) - Senesie, Omerbegovic
(60. Tyrala)
Rot-Weiss Essen
Masuch - Kotula, Czyszczon, Schäfer, Andersen
(77. Erfen) - Klinger (56. Guie-Mien), Gorschlüter,
M. Lorenz, Kiskanc - Güvenisik, Kazior (46. Wagner)
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
4.978
Schiedsrichter
Metzen (Mechernich)
Gelbe Karten
Vrzogic - M. Lorenz, Güvenisik
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3+
|
Czyszczon |
3
|
Schäfer |
4+
|
Kotula |
4
|
Andersen |
4+
|
Klinger |
4-
|
Gorschlüter |
4-
|
M. Lorenz |
3
|
Kiskanc |
4-
|
Güvenisik |
3
|
Kazior |
5+
|
Guie-Mien |
3 |
Wagner |
3- |
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