19.08.2007

Borussia Dortmund - RWE

 

Lethargie?

Eine seltsame Atmosphäre herrschte im Westfalenstadion, als Schiedsrichter Metzen, der wegen seiner vier Platzverweise gegen Osnabrück in Essen bestens bekannt ist, die Partie abpfiff. Eine Mischung aus Frust und Aggressivität war zu spüren. Die Spieler verabschiedeten sich von den Fans und neben Pfiffen und Mittelfingern applaudierten nicht Wenige den Spielern, die soeben 0:0 gegen die Zweitvertretung des BVB gespielt hatten.

Das Bild, das sich den Fans bot, entsprach den Leistungen aus den drei vorhergehenden Saisonauftritten. Heiko Bonan nahm Daniel Sereinig nach wiederholt schwacher Leistung aus der Startelf und Mitja Schäfer übernahm den zentralen Platz neben David Czyszczon in der Abwehrkette. Kotula und Andersen spielten auf den Außenpositionen. Der Abwehrverband präsentierte sich ohne den Schweizer Neuzugang deutlich sicherer und für Sereinig bedeutet dies wohl vorerst den Platz auf der Bank, denn Schäfer dirigierte die Abwehr deutlich besser. Sercan Güvenisik kehrte darüber hinaus nach seiner schweren Kieferverletzung zurück in die Mannschaft.

Beim BVB tummelten sich Spieler, die aus Funk und Fernsehen bestens bekannt sind. Brzenska und Amedick haben zusammen zweiundneunzig Bundesligaspiele auf dem Buckel und acht Tore erzielt. Auch Senesie und Hünemeier haben schon Profieinsätze gehabt und daran erkennt man einmal mehr die Wettbewerbsverzerrung, die von den Zweitvertretungen ausgeübt wird. Selbst der Torjäger Alex Frei sollte für die „Nachwuchs“abteilung des BVB auflaufen und wurde nur von einer Verletzung gestoppt. Hier muss dringend gehandelt werden, indem die Regeln weiter verschärft werden, wer für eine Zweite Mannschaft spielberechtigt ist.

Nichtsdestotrotz waren es in erster Linie die Spieler von Rot-Weiss Essen, die sich in der ersten Halbzeit schlecht präsentierten. Der erste und einzige Torschuss von RWE im ersten Durchgang kam von Niklas Andersen, der aus zwanzig Metern Entfernung, den Ball etwa zehn Meter über das Tor schoss. Bis dahin war die Partie zerfahren und beiden Seiten mangelte es an einem konstruktiven Spielaufbau. Auffällig war die mangelnde Bereitschaft einiger Akteure, sich freizulaufen. So war der ballführende Spieler der einsamste Mensch auf dem Platz, da er kaum eine Möglichkeit hatte abzuspielen. So kam es oft zu Fehlpässen in Höhe der Mittellinie, die zu gefährlichen Gegenangriffen führten. Einen Aufreger gab es als der BVB in den Strafraum passte und die beiden Abwehrspieler, die Sahr Senesie deckten, durch Absprachefehler den Ball passieren ließen. Senesie stand nun frei vor Masuch und konnte sich die Ecke aussuchen. Als er zum Schuss ausholte trat der soeben düpierte Abwehrspieler übel gegen Senesies Schussbein. Ein klarer Elfmeter für den BVB. Glück für Essen, dass die Situation für den Schiedsrichter und dessen Assistenten nicht zu sehen war. Der Dortmunder Stürmer musste minutenlang behandelt werden, konnte aber glücklicherweise weiterspielen.

In der zweiten Halbzeit präsentierte sich RWE verbessert. Der schwache Kazior musste für Wagner weichen und Essen drückte auf die Führung. Schon nach zwei Minuten dribbelte sich Wagner durch die starke Verteidigung der Borussen und bediente Güvenisik. Dieser musste aus einem sehr spitzen Winkel schießen und verpasste das Tor. Nach der Schrecksekunde in der 52. Minute, als Masuch nach einem Kopfball zu einer Parade gezwungen wurde, setzten die Essener ihre Angriffsbemühungen fort. Nur vier Minuten später entstand ein Getümmel im Dortmunder Strafraum nach einer Ecke und ein Rot-Weisser bekam den Ball vor die Füße, doch traf leider nur Torwart Höttecke. Nach einer weiteren Ecke in der zweiundsechzigsten Minute traf Guié Mien den Ball mit dem Kopf. Auch dieser Torversuch flog dem Torwart in die Arme, aber Michael Lorenz streckte seinen Fuss an der Fünfmeterlinie aus und verfehlte den Ball nur knapp. Hätte er ihn getroffen, wäre der Ball unhaltbar ins Tor abgefälscht worden. Nun stand es weiterhin 0:0 und es schien in der letzten halben Stunde, als seien beide Mannschaften mit der Punkteteilung zufrieden. Es passierte nichts mehr Nennenswertes und so holte sich RWE den zweiten Punkt im vierten Spiel.

Das größte Ärgernis an diesem Spiel ist der fehlende Wille, den man einigen Spielern unterstellen kann. Es fehlt die nötige Aggressivität in den Zweikämpfen. Man hat den Eindruck, dass viele Spieler nicht an ihre Schmerzgrenze gehen und nicht beißen. Auch heute präsentierte die Mannschaft über weite Strecken Angsthasenfußball und dies ist nicht mehr hinnehmbar. Die Ränge reagieren noch verhalten. Der Rauswurf von Janssen wird gefordert oder auch der Spieler Kiskanc bei seinem Weg zum Eckball ausgepfiffen. Sich gerade Kiskanc als Sündenbock auszusuchen und an ihm seinen Unmut auszulassen ist unfair, doch wirkt der Fanblock derzeit noch ähnlich lethargisch wie die Mannschaft auf dem Platz. Es brodelt aber und sollte noch ein entsprechender Auftritt gegen Emden am kommenden Freitag folgen, könnte das der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Nach vollmundigen Ankündigungen präsentiert sich die Mannschaft hilflos und willenlos. Freitagabends ist die Atmosphäre zusätzlich aufgeheizt. Damit es dann nicht zu Bildern kommt wie im vergangenen Jahr beim Gastspiel des HSV II, ist die Mannschaft nun gefordert. Sie muss endlich auch in der Liga zeigen, dass sie die hohe Qualität besitzt, die ihr die sportliche Führung schon seit vielen Wochen attestiert.


(hs)


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Borussia Dortmund II

Höttecke - Hillenbrand, Amedick, Brzenska, Vrzogic (75. M. Großkreutz) - Hünemeier - Akgün, Öztekin, Hille (75. Nöthe) - Senesie, Omerbegovic (60. Tyrala)


Rot-Weiss Essen

Masuch - Kotula, Czyszczon, Schäfer, Andersen (77. Erfen) - Klinger (56. Guie-Mien), Gorschlüter, M. Lorenz, Kiskanc - Güvenisik, Kazior (46. Wagner)


Tore

Fehlanzeige


Zuschauer

4.978


Schiedsrichter

Metzen (Mechernich)


Gelbe Karten

Vrzogic - M. Lorenz, Güvenisik








.....

 

Spieler des Spiels 

 

Jawattdenn Spielerbewertung 

Masuch
3+
Czyszczon
3
Schäfer
4+
Kotula
4
Andersen
4+
Klinger
4-
Gorschlüter
4-
M. Lorenz
3
Kiskanc
4-
Güvenisik
3
Kazior
5+
Guie-Mien 3
Wagner 3-