In Babelsberg mit Mut nach vorne
Nach dem 3:0-Sieg über nicht wirklich regionalligataugliche
Wolfsburger (22 Gegentore in sieben Spielen…)
hatte sich gegen Braunschweig die Chance zu einem
Befreiungsschlag geboten. Der Zuschauer bekam jedoch
in Essen einmal mehr in dieser Saison fußballerische
Magerkost serviert. Inzwischen steht zwar die Defensive,
doch die Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit im Spiel
nach vorne war ein weiteres Mal erschreckend.
Wie Heiko Bonan und Benno Möhlmann nach dem Spiel
auf die Idee kamen, beide Mannschaften würden
am Saisonende sicherlich weiter oben in der Tabelle
stehen, dürfte nach der Darbietung ihrer Mannschaften
ihr Geheimnis bleiben. Sicherlich gründen solche
Hoffnungen mehr auf den Ambitionen und Gehaltskosten
ihrer Clubs als auf der am Mittwoch auf dem Rasen
dargebotenen Leistung.
Was soll also jetzt an dieser Stelle geschrieben werden?
Dass sich auf dem Rasen langsam Entscheidendes verändern
muss und es sonst für die Verantwortlichen weiter
ungemütlich werden würde, traf nach dem
ersten Spieltag mit Ausnahme der Woche nach dem Wolfsburg-Spiel
immer zu. Warum das also ein weiteres Mal groß
ausführen, wenn sich auch bisher noch nichts
getan hat?
Im Verein scheint jedenfalls alles darauf zu hoffen,
dass der Erfolg automatisch zurückkehrt, wenn
nur Stefan Lorenz und Stijn Haeldermans auf den Rasen
zurückkehren. Anders ist es nicht zu erklären,
wieso es noch keinerlei Anzeichen dafür gibt,
dass die Arbeit Heiko Bonans intern in Frage gestellt
wird.
Dabei ist es schon fast beeindruckend, wie ein eigentlicher
rot-weißer Sympathieträger wie Bonan sein
zu Amtsantritt hohes Standing beim Anhang innerhalb
weniger Wochen komplett verspielt hat. Wahrscheinlich
hätte einzig Jürgen Röber von den Fans
ähnliches Vertrauen wie Heiko Bonan entgegengebracht
bekommen.
Doch während die ersten Interviews Bonans nach
Amtsantritt noch Hoffnung machten und Vorfreude auf
die Saison schürten, macht er jetzt in der Öffentlichkeit
und auf Pressekonferenzen von Woche zu Woche einen
ratloseren Eindruck. Der Eindruck, dass er keine Antworten
auf die momentane Misere hat, wird durch ständige
Personal- und Systemwechsel nur weiter verstärkt.
Konstanz kommt unter Bonan bisher nicht auf. Angefangen
mit dem Torhüter-Wechselspiel zu Saisonbeginn
bis hin zur Entscheidung, Sercan Güvenisik wegen
unentschuldigten Fehlens im Training aus dem Kader
zu werfen, um ihn auf Betreiben der Mannschaft auf
die Bank zu setzen und dann sogar noch als ersten
Einwechselspieler zu bringen…
In Babelsberg will Bonan endlich eine Mannschaft sehen,
die mit Mut nach vorne spielt.
Welche Mannschaft das tun soll, ist für den Außenstehenden
aber völlig offen, da nur Masuch, Czyszczon,
inzwischen wieder Sereinig, Gorschlüter und sicherlich
auch Markus Kurth gesetzt zu sein scheinen. Vor dem
Hintergrund der Ankündigung, man würde sich
für die Spieler entscheiden, die im Training
am mutigsten auftreten, könnte das Team also
wieder mal kräftig durcheinandergewürfelt
werden.
Immerhin steht Michael Lorenz, welcher von 2000 bis
2003 für Babelsberg auflief, nach seiner Rot-Sperre
wieder zur Verfügung, und auch sein Bruder Stefan
– auch als Typ schmerzlich vermisst – saß
gegen Braunschweig immerhin wieder auf der Bank. Andre
Schei Lindbaek steht noch nicht wieder zur Verfügung.
Wer auch immer für Rot-Weiss auflaufen wird,
wird auf ein Team der Namenlosen treffen. Angreifer
Aymen Ben-Hatira konnte in der letzten Saison im Pokal
für etwas Furore sorgen.
Manchen RWE-Fans wird Angreifer Shergo Biran vielleicht
noch ein Begriff sein, er war vor ein paar Jahren
als Neuzugang an der Hafenstraße im Gespräch.
Mittelfeldspieler Jan Mutschler ist sicherlich kein
allzu bekannter Name, allerdings wird sich manch einer
vielleicht noch an den „Pumuckl“ erinnern,
der vor zwei Jahren mit RWO zwei Mal gegen RWE antrat.
Der ehemalige BVB-Spieler Rene Tretschok ist inzwischen
Co-Trainer der Babelsberger, nachdem er in diesem
Sommer nach dem Aufstieg aus der Oberliga seine Karriere
beendete.
Dorthin wurden die Babelsberger nach nur einem Jahr
in der Zweiten Liga durchgereicht, nachdem sie 2001
sensationell in den Profi-Fußball aufstiegen.
In der Oberliga scheiterte man dreimal knapp am Aufstieg,
ehe man vor dieser Saison in die dritte Liga zurückkehren
konnte.
(hh)
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