Auswärts im Soll
Es scheint, als liege ein Fluch auf der Hafenstraße,
sodass die rot-weissen Kicker erst dann siegreich
aus einem Spiel herausgehen können, wenn mehrere
hundert Kilometer zwischen ihnen und der heimischen
Spielstätte liegen. Mit dem 3:1 Erfolg in Babelsberg
beendete Rot-Weiss Essen die englische Woche mit sieben
Punkten, was ein zufriedenstellendes Ergebnis ist.
Noch erfreulicher ist, dass die Mannschaft nicht nur
einen Rückstand gedreht hat, sondern auch lange
Zeit ein gutes Spiel zeigte.
Die
Mannschaft bekam erneut ein völlig neues Gesicht.
Wie angekündigt stellte Heiko Bonan wieder um
und präsentierte eine Dreierkette. Im Mittelfeld
verdrängte Brandy erwartungsgemäß
Kiskanc. Kazior und Stoppelkamp mussten Guié-Mien
und Güvenisik weichen. Damit vertraute der Trainer
wieder auf den Türken, der zuletzt wegen einer
Disziplinlosigkeit auffiel. Er zahlte es dem Trainer
mit einer starken Leistung zurück.
Die erste Halbzeit begann kämpferisch aus Essener
Sicht und schon in der Anfangsphase hatte Michael
Lorenz die Führung auf dem Schuh. Nach einem
schönen Pass tauchte er allein vor Keeper Busch
auf, der mit einem starken Reflex den Schuss des ehemaligen
Babelsbergers abwehren konnte. Auch Sören Brandy
zog nach dreiundzwanzig Minuten von links durch die
Abwehr in die Mitte und hatte freie Schussbahn auf
das Tor. Der Ball rutschte ihm aber über den
Schlappen und flog so am Kasten vorbei. Die Angriffsbemühungen
waren zu diesem Zeitpunkt beinahe zum Erliegen gekommen.
Es ergaben sich Räume und so tauchte auch Babelsberg
gefährlich in der Essener Seite auf. Gökhan
Ahmetcik flankte flach in den Sechzener und während
Masuch darauf wartete, den nicht übermäßig
hart geschlagenen Ball aufzunehmen, lief Torjäger
Biran dazwischen und drückte den Ball ins Tor.
Biran ist durch die stattliche Anzahl von vier Toren
in vier Spielen bekannt und hätte unbedingt gedeckt
werden müssen.
Die
erste Halbzeit war danach praktisch beendet, auch
wenn Essen noch eine weitere Einschussmöglichkeit
bekam. In der 30. Minute flankte Tim Gorschlüter
scharf in den Strafraum der Babelsberger, worauf Markus
Kurth und Guié-Mien nur wenige Zentimeter am
Ball vorbeigrätschten. Hätte nur einer von
beiden getroffen, wäre das Leder für Busch
nicht zu halten gewesen.
In der Pause schien Bonan die richtigen Worte gefunden
zu haben. Nach 60 Minuten drang der starke Brandy
erneut in den Strafraum von Babelsberg ein und wurde
durch ein Foul von Rudolph gestoppt. Sah es auf den
Rängen nach einer Schwalbe aus, löste das
Fernsehen eindeutig auf, dass es ein einwandfreier
Elfmeter gewesen ist. Guié-Mien trat an und
verwandelte souverän.
Die über hundert mitgereisten Fans schöpften
wieder Hoffnung, da Essen über die gesamte Spieldauer
gesehen das Spiel dominierte. Doch erst einmal sorgte
eine Einwechslung für große Freude. Nach
66 Minuten und überstandener Verletzung kam zum
ersten Mal in dieser Saison Kapitän und Publikumsliebling
Stefan Lorenz auf den Platz.
Der anschließende Einwurf fand Tim Gorschlüter,
der viele Meter nach vorn schaute und einen maßgenauen
Pass über 40 Meter auf Sercan Güvenisik
schlug. Ein Abwehrspieler stand falsch und touchierte
den Ball nur noch mit dem Kopf. So stand der Stürmer
frei vor Torwart Busch und sah, dass dieser zu weit
vor seinem Kasten stand.
Mit einem eleganten Heber düpierte er den Babelsberger
Schlussmann und erzielte die Führung.
Der Essener Block sah fast ungläubig auf dieses
Höchstmaß an Spielkultur. Das hatte man
dieser Mannschaft
nicht zugetraut. Es dauerte dann auch nur sechs Minuten
bis sie erneut jubeln durften. Güvenisik setzte
sich an der rechten Außenseite durch und bediente
den freistehenden Guié-Mien. Dieser konnte
sich sogar noch die Zeit nehmen, den Ball anzustoppen,
bevor er die drei Punkte mit der 3:1 Führung
sicherte. Anschließend zog sich RWE zurück
und brachte das Spiel ungefährdet über die
Zeit.
Der Jubel der Mannschaft war groß und wieder
einmal keimt die vorsichtige Hoffnung auf, dass der
Knoten nun endgültig geplatzt sein könnte.
In Babelsberg rief die Mannschaft die stärkste
Leistung in dieser Saison ab und bei den Auswärtsspielen
ist die Punkteausbeute in Ordnung. Um die Unruhe aus
dem Georg-Melches Stadion zu vertreiben, muss nun
allerdings auch zu Hause gewonnen werden. Nur ein
kleiner Prozentsatz der Anhänger konnten sich
an den Siegen in Wolfsburg und Babelsberg berauschen
und der Rest bekam (wenn überhaupt), nur die
Fernsehbilder zu sehen. Mit Erfurt wartet nächste
Woche ein starker Gegner. Aber wenn die Mannschaft
ähnlich auftritt wie zuletzt auswärts, könnte
es mit dem ersten Heimsieg seit Februar klappen.
(hs)
Hier
geht's zum Reisebericht vom Spiel
.
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SV Babelsberg
C. Busch - Ahmetcik, Jonelat (72. Ay. Ben-Hatira),
Laars, Rudolph - Lukac, Hartwig (61. Stiefel), Moritz
- Türkkan (46. M. Neumann), Frahn, Biran
Rot-Weiss Essen
Masuch - Czyszczon, Sereinig, Andersen (54. Harrer)
- Kotula (66. S. Lorenz), Gorschlüter, M. Lorenz,
Brandy - Guie-Mien (77. Stoppelkamp), Kurth - Güvenisik
Tore
1:0 Biran (27.), 1:1 Guie-Mien (60., Foulelfmeter),
1:2 Güvenisik (67.), 1:3 Guie-Mien (73.)
Zuschauer
2.231
Schiedsrichter
Henschel (Braunschweig)
Gelbe Karten
Ahmetcik, Biran – Gorschlüter
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..... |
Spieler des Spiels
Jawattdenn Spielerbewertung
Masuch |
3
|
Czyszczon |
3
|
Andersen |
4
|
Sereinig |
3
|
Kotula |
4
|
Gorschlüter |
4+
|
Brandy |
3+
|
M. Lorenz |
4+
|
Harrer |
4
|
Güvensik |
2
|
Guié-Mien |
2-
|
Kurth |
4+ |
|