14.02.2008

RW Ahlen - RWE

 

Überlebenskampf im Niemandsland

Jeder, der aufgrund seiner Arbeit sehr oft Deutschland mit dem Auto oder dem Zug bereisen muss, kennt vielleicht dieses Gefühl: RWA - RWEZwischen Dortmund und Bielefeld stellt sich beim Betrachten der Landschaft Langeweile ein. Streckenweise ist bis auf eine vereinzelte Bauernkate mit einer Herde von Kühen wenig bis überhaupt nichts zu sehen. Ruhrpottler atmen meist erst auf, wenn sie in der Nähe von Bielefeld eine Stadt erkennen können. Dass dieser Landstrich auch noch einen Namen hat, wissen nur die geschulten Geographen unter den Fußballfans: Ostwestfalen.

Unfassbarerweise wird hier auch noch Fußball gespielt, man mag es kaum glauben. Und sogar Erinnerungen werden hier wach: Wer erinnert sich nicht an das Duell mit dem FC Gütersloh in den neunziger Jahren, der mittlerweile in der Versenkung verschwunden ist., oder an den SC Verl, dem die Mannschaft von der Hafenstraße in den letzten zehn Jahren mehr Besuche abstattete als den Lokalrivalen aus Dortmund, Bochum oder Herne-Ost? Und dann gibt es ja noch LR Ahlen, pardon, RW Ahlen. Diese Mannschaft hat es geschafft, von 2000 bis 2006 sechs Jahre in der Zweiten Bundesliga zu verweilen. Von dieser Zahl wird in Essen geträumt, irgendwo zwischen Dortmund und Bielefeld war dieser Traum Realität geworden.

Doch auch diese Zeiten sind vorbei. Nun stehen beide Mannschaften mitten im Kampf um das Überleben in Liga Drei. Nur zwei Punkte trennen die Teams aus Ahlen und Essen, Letzteres steht auf einem RWA - RWEQualifikationsplatz zur eingleisigen dritten Liga, Ersteres auf einem Abstiegsplatz auf dem Sprung in die Bedeutungslosigkeit. Mehr Brisanz kann ein Spiel im Vorfeld kaum haben. Und vor allem haben die Essener im ostwestfälischen Ahlen einiges gut zu machen.

Saison 2004/05, 33. Spieltag: Mit einem Sieg gegen Ahlen hätte RWE die Chance auf den Klassenerhalt in der zweiten Liga gewahrt. Zunächst sieht es gut aus, Erwin Koen bringt die Essener in Führung, doch der Heißsporn sollte den Schlusspfiff nicht mehr auf dem Platz hören. Seine rote Karte beendete den Traum auf den Verbleib im Profigeschäft, RWE geht mit 1:3 unter. Nach diesem Spiel hat sich einiges rund um die Hafenstraße verändert. Die Spieler wechseln fast jede Saison den Verein, die Mannschaft hat es schwer, Unterstützung in Teilen des Fanlagers zu erhalten und der Traum vom dauerhaften Verbleib in Liga Zwei ist nur bei den ganz optimistischen Anhängern geblieben. Im Umfeld der Hafenstraße ist der Realismus eingezogen, teilweise mit pessimistischen Tendenzen.

Die bittere Realität hat auch die Ahlener eingeholt, die nach dem Rücktritt des Mäzenen Helmut Spikker nach dem Abstieg aus dem Profigeschäft vor anderthalb Jahren um das sportliche Überleben kämpfen. Entgegen der Aussage von Manager Grädler wurden doch noch Spieler in die "verschworene Gemeinschaft" (O-ton Wück) geholt. Mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Ronald Maul von Carl-Zeiss Jena verpflichtete man zudem keinen Unbekannten. Maul war u. a. für den HSV und Arminia Bielefeld am Ball und erhielt einen Vertrag bis zum Juni 2008 mit einer Option auf ein weiteres Jahr, wenn Ahlen die Qualifikation zur eingleisigen Dritten Liga schaffen sollte. Ein weiterer Neuzugang ist Daniel Chitsulo, der den Abgang von Ex-Essener und Stürmer Sebastian Schoof "kompensieren" soll. Chitsulo kommt von Zweiligaaufsteiger Osnabrück und RWA - RWEschoss in der letzten Regionalligasaison sechs Tore bei 33 Einsätzen. Ob diese Neuzugänge es schaffen, den Ahlenern bei ihrem Unternehmen "Qualifikation" zu helfen, bleibt abzuwarten.

Die Vorbereitung lief durchwachsen, neben einem klaren 5:0- Sieg gegen Oberligist Holstein Kiel und einem 2:1- Erfolg gegen Süd-Regionalligist SF Siegen gab es deutliche Niederlagen gegen Zweitligaspitzenreiter Borussia Mönchengladbach (1:4) und den SV Sandhausen, Tabellenführer der Regionalliga Süd (1:3).
Dennoch ist das Problem der Essener nicht in erster Linie der Gegner an sich, sondern die eigene Gesamtlage. Neben der langen Verletztenliste und dem angekündigten Rückzug von Hauptsponsor Evonik lief auch die Vorbereitung auf die Rückrunde nicht wirklich optimal. Dem Ausscheiden im DFB-Pokal gegen den HSV folgte ein eher schmeichelhafter Erfolg im Niederrheinpokal gegen den Oberligisten VfB Homberg. Zwei weitere Tests gegen Gütersloh und gegen Iserlohn wurden abgesagt. Die Hoffnungen ruhen auf den Neuzugänge Baltes, Jans und Joseph-Augustin, die vor ihrer ersten richtigen Bewährungsprobe stehen.

Dieses Spiel wird richtungweisend für den Start in die Restrückrunde sein. Sollte RWE verlieren, findet sich die Mannschaft aus dem Pott in der Abstiegszone wieder, psychologisch wäre dies ein ganz schwerer Schlag für das Team. Doch in Ostwestfalen hat RWE einiges gut zu machen, und genau dort sollten die Essener zeigen, dass doch in der Ruhrmetropole der interessantere Fußball zu finden ist.


(pd)

Bilder: 2. Bundesliga Saison 2004/05 - LR Ahlen - Rot-Weiss Essen 3:1



Bilanz gegen Ahlen



2. Bundesliga
.
Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
0
0
1
Auswärts
0
0
1
1
Gesamt
1
0
1
2

Regionalliga Nord
.
Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
0
0
1
1
Auswärts
0
0
0
0
Gesamt
0
0
1
1




.....



Regionalliga West
.
Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
0
1
1
2
Auswärts
0
1
1
2
Gesamt
0
2
2
4

Gesamt
.
Siege
Remis
Niederl.
Gesamt
Heim
1
1
2
4
Auswärts
0
1
2
3
Gesamt
1
2
4
7


Quelle: Fussballdaten.de