Die Nerven entscheiden
Ob
nun „Endspiel“, „High Noon“ oder
„Showdown,“ für das Spiel am Samstag
beim 1. FC Magdeburg wurden viele Begriffe bemüht,
um die Dramatik dieses Spiels zu beschreiben. Tatsächlich
dürfte der Sieger dieser Partie die besten Karten
im Kampf um Rang zehn haben. Doch Rot-Weiß-
Trainer Michael Kulm spricht davon die Ruhe zu bewahren.
Eine Forderung, die nicht im geringsten für die
anreisenden Fans, sowie die zahlreichen Rot-Weißen
an den Livetickern und Radiogeräten gelten dürfte.
Die Anspannung ist riesig, die kaum für möglich
gehaltene Chance ist da. Es fehlen nur zwei Siege
um das (Minimal-) Ziel doch noch zu erreichen.
Eine Chance, die sich die Mannschaft in den letzten
Wochen mit ein wenig Glück, aber unter dem Strich
verdientermaßen erarbeitet hat. Nun hat man
es wieder selbst in der Hand. Allein diese Tatsache
dürfte schon Ansporn genug sein. Ob dem Trainer
für das so wichtige Spiel dabei Sercan Güvenisik
und Joseph-Augustin zur Verfügung stehen werden,
ist weiterhin unklar.
Besonders der Türke, der mit Knieproblemen noch
angeschlagen ist, dürfte schmerzlich vermisst
werden. Der schnelle Stürmer könnte in der
Magdeburger Hintermannschaft, die Tim Gorschlüter
als langsam beschrieb, für einigen Wirbel sorgen.
Für ihn würde Andre Schei Lindbaek auflaufen,
der beim letzten Spiel gegen den SC Verl zum ersten
Mal in der Rückrunde von Beginn an auf dem Rasen
stand und einen guten Eindruck hinterließ.
Auch der DFB weiß offensichtlich um die Brisanz
dieser Partie: Mit Dr. Felix Byrch ist ein erfahrener
Bundesliga-Schiedsrichter berufen worden.
Die
Magdeburger, die ebenfalls ein 4-4-2 System bevorzugen,
dürften beinahe ihre Bestbesetzung aufbieten.
Besonders vor Najeh Braham, der erst in der Winterpause
verpflichtet wurde, aber schon sieben Treffer auf
seinem Konto verbuchen kann, muss die Essener Verteidigung
gewarnt sein.
Mit dem Ex-Cottbuser und ehemaligen Bundesligaprofi
Steffen Baumgart, der jedoch nicht im Sturm, sondern
auf der Position des rechten Verteidigers agiert,
sowie Frank Gerster, der 1997 mit dem FC Bayern deutscher
Meister wurde, haben die Magdeburger viel Erfahrung
in ihren Reihen. Vor einer Rückkehr in die Elf
steht Magdeburgs Kais Manai. Der 35jährige Mittelfeldregisseur
hat sich nach seinem schweren Autounfall von seinen
Kniebeschwerden erholt.
Spannend dürfte vor allem sein wie die Magdeburger
vor heimischer Druckkulisse, es wird ein ausverkauftes
Haus erwartet, auftreten werden. Die Blau-Weißen
könnten mit einem Unentschieden leben, während
die Essener damit die Entscheidung auf den letzten
Spieltag verschieben und die Ohren in die anderen
Stadien nach Wuppertal und Braunschweig richten müssten.
Die Ostdeutschen taten sich in den letzten Spielen,
ähnlich wie die Essener vor heimischer Kulisse
schwer selbst das Spiel zu gestalten und fuhren ihre
Siege, wie zuletzt gegen Union Berlin, nur durch schulmäßiges
Konterspiel ein.
Die
Heimbilanz der Magdeburger in ihrer erst 2006 eröffneten
schmucken neuen Arena wird indes den Rot-Weißen
gut gefallen: Die Elf von Trainer Paul Linz wartet
seit fünf Spielen auf einen Heimsieg. Aber genau
solche Statistiken kann man bei Endspielen getrost
vergessen. Beide Mannschaften wissen um die Riesenchance,
die sich ihnen bietet. Der Kopf entscheidet. Nicht
umsonst appelliert Trainer Michael Kulm vor der brisanten
Partie an seine Spieler Ruhe zu bewahren. Genau dies
ist die richtige Marschroute für das vorentscheidende
Spiel im Kampf um Platz zehn.
Es bleibt zu hoffen, dass die Spieler den Ratschlag
ihres Trainers beherzigen, denn dem gemeinen Fan fällt
dies schwer. 90 Minuten die über Wohl und Wehe
des Vereins entscheiden könnten, 90 Minuten in
denen Kleinigkeiten über der Grasnarbe den Ausschlag
geben werden, 90 Minuten in denen der Lauf des Leders
den Pulsschlag der Fans diktiert. Ob man das Spiel
nun live vor Ort, zu Hause über das Internetradio
oder über Lokalsender verfolgt, wir alle stehen
hinter unserer Mannschaft, die sich selbst am Schopfe
gepackt und aus dem Sumpf gezogen hat, um dieses Spiel
zu ermöglichen. Selten galt der Essener Fangesang
so sehr wie vor diesem Spiel: „Auf geht’s
Essen, kämpfen und siegen!“
(sb)
Bilder: Hinspiel Saison 2007/08 - Rot-Weiss Essen
- 1. FC Magdeburg 2:0
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