Unkaputtbar

Von Manfred Breuckmann

Der Spitzenreiter hatte am letzten Samstag ein Auswärtsspiel. 1500 Fans begleiteten ihn in die Fremde, sahen eine furchtbare erste Halbzeit und am Ende einen 3:1-Sieg, den dritten Auswärts-Dreier in Serie. Und am Montag prangte das Foto eines der siegreichen Spieler auf dem Titel des "Reviersports". Die Torschützen des erfolgreichen Klubs hießen allerdings nicht Hummels oder Lewandowski, sondern Enzmann, Avci und Tokat.

Es handelte sich um die Auswärtsfahrt von Rot-Weiss Essen nach Aachen, und das Ganze spielte in der fünften Liga. Die Kamerateams von Sky, ARD und ZDF waren beim 3:1-Sieg gegen Alemannia Aachen II leider verhindert, Video-Aufnahmen gibt es im Internet-Portal der "RWE-Uralt-Ultras". Mit wackeliger Wonne schwenkt der Kameramann gerne über tausende leerer gelber Sitzschalen im Aachener Stadion, um dann wieder auf den beseelten RWE-Anhang zu halten. Was treibt diese Anhänger an? Warum verbrachten sie den Nachmittag nicht mit Sky und Omas Apfel-Zimtkuchen im heimeligen Wohnzimmer? Warum spielten sie nicht mit den Kindern blutige Video-Spiele oder räumten endlich mal den Hobby-Keller auf? Lauter Wahnsinnige, denen das wahre Leben nichts mehr zu bieten hat?

Die Antwort ist schlicht: Es handelt sich um Fußball-Fans, die mit ihrem Verein durch Dick und Dünn gehen. Die die zahllosen Nackenschläge mit viel Bier und Selbstironie wegstecken, die von Sportschau und Doppelpass so weit weg sind wie Mönchengladbach von der Bundesliga-Spitze. Denen jetzt mal endlich ein kleines, neues Stadion zu bauen ist doch wohl nicht zu viel verlangt, oder?


Quelle: WAZ


Zur Erinnerung: Manni Breuckmann spricht im Januar 2010 im Video der Uralt-Ultras über das neue Stadion