19.07.2010
Aktuelles von der Pressekonferenz am 19.07.2010
Das neue Trikot, die Preise für die Dauerkarten und drohende Sanktionen des Westdeutschen Fußball-Verbandes als Folge der dem Lokalrivalen Schwarz-Weiss Essen noch immer geschuldeten 20.000 Euro aus den Zuschauereinnahmen des Pokalfinales vom Mai - das waren die Themen des ersten Pressegespräches im „Jahr Null" von RWE.
Montag, 19. Juli, High noon: Der Rasen des Georg-Melches-Stadions präsentiert sich in bester Wimbledon-Qualität, die Laster packen derweil eine Fuhre Geröll nach der anderen auf die Mondlandschaft im Westen. Deutlich zeichnet sich mittlerweile jenes erhöhte Fußballtempel-Areal ab, dem hoffentlich schon bald tausende Fans aus Richtung Hafenstraße zustreben werden.
Es tut sich wieder was bei Rot-Weiss Essen. Auf der Haupttribüne überreicht Martina Naujoks, Regionaldirektorin der Sparkasse, das neue Heim-Trikot an Geschäftsführer Kai Stütz. Graphisch ist es gegenüber dem vertikal in ein rotes und ein weißes Feld geteilten Jersey der letzten Saison eher schlicht. Mit hohem Weißanteil und den beiden unscheinbaren roten Seitenstreifen erinnert es stark an jenes Shirt, dass die RWE-Akteure vor einigen Jahren zusammen mit dem Schriftzug des Sponsors Evonik trugen.
Das neue Trikot kostet Euro 59,95 (für Erwachsene) beziehungsweise Euro 49,95 für Kinder, Dauerkartenbesitzer erhalten es zum Vorzugspreis von Euro 39,95 Euro.
Zweites Thema: Dauerkartenverkauf. Am kommenden Montag, 26. Juli 2010 um 12 Uhr geht er los. Alle jetzigen Dauerkarten-Inhaber erhalten in dieser Woche ihr persönliches Reservierungsschreiben. Stütz ist optimistisch: „Vielleicht werden wir wieder an das Kontingent der letzten Saison heranzukommen, da waren es rund 1.500". Schließlich sei ja auch die Zahl der Mitglieder auf inzwischen über 2.800 angestiegen. „Und nach der Stellung des Insolvenzantrags haben wir auch keine große Austrittswelle erlebt."
Die Preise für Einzeltickets bleiben für die Stehplätze unverändert: Acht Euro für Vollzahler und fünf Euro für ermäßigte Karten. Die Sitzplätze auf der Haupttribüne werden dagegen drei Euro günstiger.
Noch steht offenbar nicht fest, in welchem Umfang die Nordtribüne weiter genutzt wird. Die kostengünstigste Lösung wäre es natürlich, die Gegengerade ganz zu schließen und alle Stehplatzbesucher auf die Ostkurve zu pferchen - wie schon einmal beim diesjährigen Pokalspiel gegen Speldorf durchgeprobt. Das würde sicher auch dem Insolvenzverwalter gefallen, könnte der Verein doch so jede Menge Ordungspersonal einsparen. Doch im Gegenzug würde er sicher auch viele Fans verlieren, die dann ganz dem Stadion fernbleiben würden. Daher scheint wohl zumindest der Block N wieder geöffnet zu werden. Für all jene Fans, die sich aus alter Gewohnheit seit Jahren und Jahrzehnten dort treffen und sich auch nie ein Spiel aus einer Hintertor-Perspektive anschauen würden. Geschweige denn, sich in eine Sitzschale zu zwängen.
Bei einigen Spielen mit einem höheren Aufkommen an Gäste-Fans werde auch wieder eine Fantrennung unumgänglich sein, sagt Team-Manager Damian Jamro. „Ich sehe das mit ziemlicher Sicherheit bei den Spielen gegen Herne, Fortuna Köln, Siegen oder Erkenschwick."
Auch über geänderte Öffnungszeiten des Fan-Shops wird nachgedacht: „Vielleicht würde es reichen, ihn jeweils vor einem Heimspiel zu öffnen. Und eventuell noch dazu an einem weiteren Tag in der Woche", sinniert Stütz, ohne schon eine definitive - durch den Insolvenzverwalter mitbestimmte - Entscheidung bekannt geben zu können. Doch klar ist: Eine Öffnung an fünf bis sechs Tagen in der Woche passt nicht in das alle Bereiche umfassende Sparkonzept.
Obwohl der bei Fußballfans allgemein herzlich unbeliebte Sonntag-Termin (15 Uhr) für die NRW-Liga der Regeltermin ist, besteht die Chance, auch wieder einige Flutlichtspiele am Freitag abend auszutragen. „Das Interesse von einigen Gastvereinen ist da", weiß Jamro. Noch immer steht ein kleines Fragezeichen hinter dem endgültigen Teilnehmerfeld der NRW-Liga. 18 Clubs werden es wohl sein, wenngleich Bonn noch ein paar Tage Zeit für einen letzten Einspruch verbleibt und auch noch Hamm um einen Startplatz kämpft. Trotzdem erwartet Jamro noch in dieser Woche den Spielplan für die am 15. August beginnende Saison.
Als Favoriten sieht Jamro „relativ eindeutig" Fortuna Köln und Germania Windeck, gefolgt von Teams wie ETB Schwarz-Weiss Essen, Siegen und eventuell Velbert. Für RWE gehe es darum, in der Hinserie möglichst einen Platz unter den ersten zehn zu erreichen. „Danach kann man dann immer noch schauen, was möglich ist, ohne gleich wieder in einen Höhenwahn zu verfallen", bremst Jamro zu schnelle Erwartungen. Aber beim Spiel gegen Windeck am Sonntag in Köln habe man schon noch einen Unterschied entdeckt, findet er. Derweil hofft Geschäftsführer Stütz auf einen passablen Start - „damit alle im Umfeld ruhig bleiben." Das Problem: Viele der jungen Spieler hätten bislang nur vor maximal 100 bis 200 Zuschauern gespielt, nur wenige - wie Vincent Wagner oder Timo Brauer - kennen den Hexenkessel Hafenstraße bereits.
Ein unangenehmes Thema sind für das RWE-Management die 20.000 Euro, welche dem Lokalrivalen ETB Schwarz-Weiß aus den beim Pokalendspiel generierten Zuschauereinnahmen noch zustehen. Bekanntlich hatte Rot-Weiss nach dem verlorenen Match zunächst nur 10.000 Euro überwiesen, die übrigen 20.000 verschwanden in nicht definierten Kanälen. Nun sieht sich der Liga-Rivale vom Uhlenkrug in der Liste der Gläubiger - und drängt auf Begleichung der ausstehende Gelder. Doch der Insolvenzverwalter, am Montag vertreten durch seinen Pressesprecher Holger Voskuhl, sagt: „Wir dürfen keinen Gläubiger bevorzugen, egal ob einen Getränkehändler oder eben Schwarz-Weiß Essen."
Kai Stütz betont aber, dass man im Verein um die Brisanz dieses Falls weiß. „Schließlich geht es um einen Rivalen aus der gleichen Stadt, mit dem wir bislang immer ein gutes Einvernehmen hatten. Eine schnelle Lösung wäre also wünschenswert." Sie könnte schneller als gedacht zwingend werden, sollte der Westdeutsche Fußball-Verband über Sanktionen nachdenken. Diese könnten bis zu einem Ausschluß von Rot-Weiss Essen aus dem schon im August mit dem Spiel bei Rhenania Bottrop beginnenden Pokal-Wettbewerb führen. „Sollte das drohen, muss man abwägen, was am Ende größeren Schaden einbringen würde - die Zahlung der 20.000 Euro oder eine verpasste Chance, vielleicht sogar in die DFB-Hauptpokalrunde einziehen zu können", sagt Stütz.
Thomas Imhof