Dieser Betrag setzt sich aus der Forderung des DFB zusammen, einen bestimmten Betrag zu hinterlegen, da der Verband den Angaben des Vereins nicht komplett vertraut. Darüber hinaus ist die seit Saisonbeginn bekannte Liquiditätslücke von 1,3 Millionen Euro und vorgezogene Sponsorengelder für die kommende Saison in Höhe von 650.000 Euro enthalten.
In einem Gespräch mit Oberbürgermeister Paß wurde RWE klar gemacht, dass die Stadt keine weitere Unterstützung gewähren wird und somit wird der Vorstand von Rot-Weiss Essen die Bürgschaft über 2,7 Millionen Euro, die bei der Sparkasse Essen hinterlegt ist ziehen. Ein entsprechender Antrag ist beim DFB eingereicht worden. Der DFB entscheidet, ob und in welcher Höhe die Bürgschaft angefordert wird. Rot-Weiss Essen möchte den kompletten Betrag haben, die Stadtspitze argumentiert dagegen. Da das letzte Saisonspiel gegen Mainz absolviert ist, sieht die Politik die Saison als beendet an und damit wäre die Frist, innerhalb der die Bürgschaft angefordert werden könnte, verstrichen.
Dr. Hermes und Kai Stütz machten nachdrücklich darauf aufmerksam, dass die Lizenz nur erteilt wird, wenn die Bürgschaft in voller Höhe in Anspruch genommen wird. Sollte der DFB entscheiden, dass nur ein Teil des Geldes oder aber sogar die gesamte Bürgschaft verweigert werden, muss nachgedacht werden. Ein Szenario ist, dass der Verein Rot-Weiss Essen die Lizenz für die 5. Liga beantragt, wahrscheinlicher ist aber aufgrund der Lage des Vereins, dass dann ein Insolvenzverfahren eröffnet wird und der Club möglicherweise sogar unter anderem Namen antreten müsste.
Darüber hinaus wehrte sich der Vorstand dagegen, dass er allein in der Verantwortung steht. Die Sparkasse Essen hat dem Konzept des neuen Geschäftsführers ein positives Zeugnis ausgestellt, der Oberbürgermeister glaubt indes nicht, dass der neue Vorstand in der Lage sei, die Vereinsgeschäfte ordentlich zu führen. Dr. Hermes möchte sich allerdings nicht wegen der Forderungen verantworten müssen, da ein großer Teil dessen aufgehäuft wurde, als der Konzern Stadt die Federführung im Verein innehatte. Hermes schloss einen Rechtsstreit mit der Stadt, darüber, ob der Verein oder die Stadt, die den Geschäftsführer zwischenzeitlich stellte, die Bürgschaft begleichen muss, nicht aus.
Die Rückzahlung der Bürgschaft ist frühestens am 1. Juli 2011 fällig, allerdings antwortete Dr. Hermes auf eine Rückfrage, dass Stand heute, der Verein auch in einem Jahr nicht in der Lage wäre, diese Forderung zu bedienen. Er selbst akzeptiert und respektiert die Entscheidung, fügte aber an, dass er anders entscheiden würde, wenn er auf der anderen Seite wäre. Immerhin hat die Stadt den Verein bereits in einer Größenordnung zwischen 6 und 12 Millionen Euro unterstützt, da wäre das Geld, das jetzt offen ist prozentual verkraftbar. Außerdem hätte es in vertraulichen Gesprächen Aussagen gegeben, dass diese Unterstützung geleistet würde. Darüber hinaus ist die Stadt eben der Bürge und muss wahrscheinlich den Betrag ohnehin begleichen, deswegen verwunderte es den Vorstand ebenfalls, dass die Stadtväter sich weigerten.
Eine Insolvenz oder nur der Start in der NRW-Liga hätte verheerende Folgen, da alle Spieler und das Trainerteam der I. Mannschaft nur Verträge für die Regionalliga oder höher haben. Es ist ein schwarzer Tag für den Verein Rot-Weiss Essen. Morgen oder übermorgen meldet der DFB sich zurück, welche Entscheidung er im Bezug auf die Bürgschaft getroffen hat. Bis dahin müssen alle um die Zukunft des Vereins bangen. Sollte nicht das Ja aus Frankfurt kommen, müssten die Anhänger zum ersten Mal seit 2001 wieder bangen, ob die 103-jährige Geschichte des Clubs nicht beendet wird.
OFFIZIELLE PRESSEMITTEILUNG VON ROT-WEISS ESSEN
Bürgschaft beansprucht - RWE braucht Hilfe!
Der Oberbürgermeister der Stadt Essen hat am Montagvormittag, 31. Mai, dem RWE-Vorstand mitgeteilt, dass die Stadt Essen die für die Lizenz erforderliche Liquiditätsreserve in Höhe von ca. 2,7 Mio € nicht zur Verfügung stellen wird. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus aktuellen Verbindlichkeiten in Höhe von 1,3 Mio. €, den aus der kommenden Saison vorgezogenen Sponsorengeldern i.H.v. 650 T € und einer vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geforderten Liquiditätsreserve, die bei Einhaltung des Etats nicht in vollem Umfang hätte in Anspruch genommen werden müssen.
Aufgrund der zahlreichen vertraulich geführten Gespräche, der beim DFB hinterlegten Bürgschaft, der Beteiligung von Beauftragten des Konzerns Stadt am Zustandekommen des vorhandenen Liquiditätsloches sowie im Hinblick auf die in der Vergangenheit zur Verfügung gestellten Gelder hatte der Vorstand gehofft, die Chance zu bekommen, den für die nächste Saison erheblich reduzierte Etat einhalten zu können.
Da nun die bis zum Saisonende am 30.06.2010 zu erbringenden Verpflichtungen i.H.v. 1,3 Mio. € nicht erfüllt werden können, war der RWE-Vorstand verpflichtet, als einzige Möglichkeit die Bürgschaft beim DFB in Anspruch zu nehmen.
Rot-Weiss Essen geht davon aus, dass bis diesen Freitag, 4. Juni, beim DFB die Entscheidung getroffen wird, in welchem Umfang die Bürgschaft ausgezahlt wird. Sollte dies in voller Höhe (2,7 Mio. €) erfolgen, wäre die Regionalligalizenz für die nächste Spielzeit gesichert. Sollte dies nicht der Fall sein, sieht der Verein ohne fremde und zurzeit nicht erkennbare Hilfe keine Möglichkeit, die Bedingungen für die Lizenzerteilung erfüllen zu können.
„In der 103-jährigen Geschichte unseres Vereins ist die aktuelle Situation existentiell bedrohlich", beschreibt RWE-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Hermes die Lage. „Sollte der DFB die Auszahlung der Bürgschaft nicht genehmigen, muss RWE bis Freitag, 15.30 Uhr, 2,7 Mio. € besorgen. Ich sage es ganz deutlich: Wir schaffen es nicht alleine und brauchen Hilfe!"