Bücher zum Thema
Hartmut Hering (Hrsg.), Im Land der tausend
Derbys
Die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets
Verlag Die Werkstadt GmbH, Göttingen 2002,
ISBN 3-89533-372-7, 34,90 €
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„Wer vom Deutschen Fußball spricht, kann
vom Ruhrgebiet nicht schweigen.“ Mit diesem Satz
beginnt das Vorwort Hartmut Herings in seinem Buch
über den Fußball in einer Region, deren
Vereinsdichte in Europa wohl nirgends sonst so hoch
ist. Das Land der tausend Derbys ist die Region um
Lippe, Emscher und Ruhr ja immer noch – Woche
für Woche, bis hinunter in die Kreisligen. Nur
unterscheidet das diese Region nicht von anderen Gegenden
Deutschlands, selbst den ländlichen, in denen
auch räumlich nah Lokalduelle ausgetragen werden.
Das Land der tausend Derbys wurde das Ruhrgebiet,
weil eben jene Derbys auf höchster Ligaebene
ausgetragen wurden. Hier erlebte man Woche für
Woche volle Stadien. Und die Gästefans waren
die Nachbarn von nebenan oder der Kumpel vom Pütt.
Herings Buch umfasst aber nicht allein die Zeit der
Oberliga West, sondern schildert den Ruhrgebietsfußball
von seinen Anfängen bis heute. Stadt für
Stadt gehen er und seine Mitautoren vor, porträtieren
einzelne Vereine oder große Persönlichkeiten,
um dann schließlich in jeder Stadt zum eigentlichen
Herzstück des Themas zu kommen: dem Lokalduell.
Im Anhang finden sich ein Verzeichnis wichtiger Vereine
und zwei Seiten mit Hinweisen auf weiterführende
Literatur. Damit ist dieses umfangreiche Werk wie
ein Appetitanreger, eine Vorspeise, die am Thema interessierte
Leser animiert, sich ausführlich weiter in die
Materie einzuarbeiten. Allerdings eine Vorspeise,
an der allein man sich schon satt essen kann.
Hans Dieter Baroth, Jungens, euch gehört
der Himmel
Die Geschichte der Oberliga West 1947 -1963
Wir in Nordrhein-Westfalen. Unsere gesammelten Werke:
Bd. 20
Klartext-Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-539-1, 7,95€
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„Jungens, euch gehört der Himmel“,
sagte ein Polizist im Zug zu den Spielern der Spvgg.
Erkenschwick. Gerade waren sie mit einem 5-0 Auswärtssieg
allererster Tabellenführer der Oberliga West
im Jahr 1947 geworden. Hier beginnt die Berichterstattung
von Hans Dieter Baroth und sie endet mit der Einführung
der Bundesliga 1963 mit dem TSV Marl-Hüls auf
dem letzten Tabellenplatz am letzten Spieltag. Sehr
ausführlich zeichnet Baroth die 16jährige
Geschichte dieser Liga nach. Fakten reiht er an Fakten
und untermalt sie auf vielen Seiten mit Anekdoten.
Er erzählt so anschaulich, dass es die vielen
ergänzenden Fotos in seinem Buch gar nicht braucht.
Der Leser kann sich die Berichte in seiner Phantasie
lebhaft vorstellen.
Die Geschichte der Oberliga West soll es sein. Ist
es aber eigentlich nicht, denn Baroth konzentriert
sich schwerpunktmäßig auf die Vereine des
Ruhrgebiets. Aber auch um deren Geschichte geht es
eigentlich nicht. Es fällt auf, dass Baroth manche
Clubs nicht erwähnt oder nur sehr kurz behandelt.
Er fokussiert das Werk auf die Arbeitervereine, auf
eine Welt, in der er selber aufgewachsen ist. Man
hat den Eindruck, er habe im Laufe seines Lebens mehr
Zeit im Stimberg-Stadion zugebracht, als in seiner
Wohnung. Im Grunde ist dieses Werk die liebevolle
Konservierung der eigenen Erinnerung, eine Liebeserklärung
an eine Epoche und an eine Fußballwelt, die
manch anderes kompensierte.
Zur Recherche seiner Arbeit fuhr er vor über
20 Jahren all die Stadien mit der Straßenbahn
an – so wie es damals die Zuschauer bei Heim-
und auch bei Auswärtsspielen taten. Für
die völlig neu überarbeitete Ausgabe ist
er all die Strecken noch einmal gefahren, diesmal
mit der U-Bahn. Eindrücklich eine Szene: An der
Zielstation beim Schloss Strünkede in Herne erkundigte
sich der U-Bahn Fahrer bei einem anderen einsamen
Passanten nach dem Treppenaufgang zum Stadion. Die
Auskunft bekam er und der Passant verließ den
Bahnsteig in eine ganz andere Richtung. Früher,
so Baroth, hätte man nicht nach dem Weg fragen
müssen. Man hätte einfach dem Strom der
Menschenmassen folgen können.
Ja, die Zeiten sind vorbei. In diesem Buch leben sie
weiter.
Ralf Piorr (Hrsg.), Fußballtage im Westen
Die Oberliga West 1947 bis 1963 im Bild
Klartext-Verlag, Essen 2007, ISBN 3-89861-928-1,
29,95 €
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Auch wenn das vorgenannte Werk von Hans Dieter Baroth
die Bilder eigentlich nicht braucht – hier sind
sie. Dieser Bildband ist die ideale Ergänzung.
Herrliche Aufnahmen – zum Teil bisher unveröffentlicht,
alles in schwarzweiß – machen diese Zeit
lebendig. Bilder vom haltenden Zug auf dem Bahngleis
neben dem Lindenbruch. Bilder von der mitgebrachten
Leiter, mit der es auch auf den hinteren Rängen
möglich war, das Spiel zu verfolgen. Bilder von
der Haupttribüne im Stadion Rote Erde, die auch
nach sieben Jahren immer noch Bombenschäden hatte.
Bilder von den Rängen mit Gesichtern, die auch
ohne Begleittext die Spannung erzählen, die die
Zuschauer gerade erleben. Man glaubt es nicht, dass
Papier Atmosphäre transportieren kann. Dieser
Bildband tut es.
Ralf Piorr (Hrsg.), Der Pott ist rund
Das Lexikon des Revierfußballs, Bd.1: Die
Chronik von 1945-2005
Klartext-Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-358-5,
29,95 €
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Wer liest schon ein Lexikon? Da kann man auch ein
Telefonbuch lesen. Außer Marcel Reich-Ranicky
wird das niemand tun. Aber dieses Lexikon liest man
– von der ersten bis zur letzten Seite. Beginnend
mit der Oberliga West schildert Ralf Piorr Spielzeit
für Spielzeit der jeweils obersten zwei oder
drei Ligen im Fußballwesten. In kurzen Texten
bekommt man einen guten Einblick in die Geschehnisse.
Angereichert ist das Werk mit viel statistischem Material:
Abschlusstabellen und Kreuztabellen der Spielergebnisse,
Mannschaftsaufstellungen und viele Fotos.
Ralf Piorr ist kein Erbsenzähler. Dafür
erzählt er viel zu lebendig. Aber er ist detailverliebt
und neigt zu lückenloser Vollständigkeit.
Das äußert sich in seiner Liebe zur Statistik.
Im Vorwort findet sich gleichsam ein Credo: „Fans
entwickeln fast eine Liebesbeziehung zur Statistik.
Für sie sind zum Beispiel Tabellen vielmehr als
die schlichte Aneinanderreihung von Vereinsnahmen
und Zahlenkolonnen. Sie schauen sie an, verschieben
im Kopf Tore und Punkte, rechnen aus, was noch nach
oben möglich wäre oder wie nah der Abstieg
ist. Es hat nichts statisches, Tabellen müssen
‚studiert’ werden und sind so letztlich
eine Form, die Welt wahrzunehmen.“
Aus diesem Grund liest man ein Lexikon von der ersten
bis zur letzten Seite.
Ralf Piorr (Hrsg.), Der Pott ist rund
Das Lexikon des Revierfußballs, Bd.2: Die
Vereine
Klartext-Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-356-9,
29,95 €
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Im ersten Band kommen die Vereine zu kurz weg. Denn
da geht es nur im Spielzeiten und Tabellen. Ralf Piorr
wäre mit sich selbst nicht zufrieden, hätte
er dieses Material nicht nachgeliefert. Natürlich
kann er nicht hunderte Vereine porträtieren.
Auf die 90 wichtigsten hat er sich beschränkt.
Enorm, was er in Vereinsarchiven, Zeitungsartikeln
und Augenzeugenberichten alles recherchiert. Der jeweilige
Kenner der Materie vor Ort wird im Einzelfall die
eine oder andere Ungereimtheit entdecken. Das bleibt
bei der Fülle des Materials auch nicht aus. Aber
kleinere Fehler sind nicht auf fehlende Sorgfalt des
Autors zurück zu führen. Vielmehr darauf,
dass manche Vereinsarchive nicht sorgfältig genug
geführt wurden oder unvollständig sind.
So mischen sich auch manche Legenden unter die Fakten.
Aber sind die Phantasiegebilde einer verklärten
Vergangenheit nicht auch irgendwie „tatsächliche“
Geschichte? Doch, sind sie, denn wir leben auch von
„gefühlten“ Erinnerungen. Solche kleinen
Stolperstellen wird man im Werk Piorrs aber mit der
Lupe suchen müssen, so selten sind sie. Amüsant
ist die Abgrenzung dessen, was Piorr „Ruhrgebiet“
nennt. Dass er die SpVgg. Velbert, obwohl fast zum
Bergischen Land gehörig, porträtiert, mag
noch verzeihlich sein. Beim Wuppertaler SV schütteln
nicht nur Essener Leser bereits mit dem Kopf. Abenteuerlich
ist die Begründung für die Erwähnung
des 1. FC Kleve: „Weil in dieser Stadt das Ehepaar
Lippens den kleinen Willy zur Welt brachte, der als
die berühmteste Ente der Welt zu Rot-Weiss Essen
watschelte.“ Abgerundet wird das Werk von einem
(Revier)-Spielerlexikon der Oberliga und der Bundesliga,
sowie einer Auflistung aller Revierderbys.
Wolfgang Ettlich: Im Westen geht die Sonne auf
Kleine Geschichten von Kohle, Stahl und Fußball
– DVD
ISBN 3-89861-694-0, 8,50 €
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Wer durch all die gelesenen Worte dennoch zuwenig
Vorstellungskraft hat, die Geschichte in seiner Phantasie
lebendig werden zu lassen, der greife schließlich
doch zu bewegten Bildern. In dieser Dokumentation
wird die Verbindung von Kohle, Stahl und Fußball
dargestellt. Auch die Ursachen des Niedergangs manch
großer Traditionsvereine durch den Rückgang
der Kohle- und Stahlindustrie wird analysiert. Gezeigt
werden Bilder von damals und die heutige Situation
von Rot-Weiss Essen und den Sportfreunden Katernberg,
der Spielvereinigung Erkenschwick, von Westfalia Herne
und vom SV Sodingen. Eine Vereinsmutti, die sich um
den Nachwuchs kümmert kommt genau so zu Wort,
wie bekannte Persönlichkeiten: Willy Lippens
und Paul Nikelski, „Jule“ Ludorf und Horst
Szymaniak.
Klaus
Schroer
Leitartikel
Interview
Für Ratefüchse
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