09.09.2014

„Die Affäre Pennerling – Geschichte einer Analrena-Familie“

von Redaktion

10 Jahre Jawattdenn.de. In der Zeit sind so einige Artikel, Kolumnen und Geschichten geschrieben worden. Wir haben mal im Archiv gekramt und wollen euch ein paar Geschichten nochmal in Erinnerung bringen. Beginnen wir mit „Die Affäre Pennerling – Geschichte einer Analrena-Familie“.

Vorwort vom Autor

„Die damalige Motivation, die „Affäre Pennerling“ zu schreiben, rührte einmal von der puren Lust her, einfach mal ein wenig Blödsinn daher zu dichten. Andererseits ging es auch darum, einen in dieser Zeit, vor gut einem Jahrzehnt im Vorfeld der Fußball WM in Deutschland immer häufiger in deutschen Stadien anzutreffenden neuen Typus Fußball-Anhänger ein wenig aufs Korn zu nehmen. Der Proletensport war gesellschaftsfähig geworden und nun schossen sie wie Pilze aus dem Boden. Die Event-Fans, die mit unserer Sportart grundsätzlich noch nie wirklich etwas am Hut hatten, nun aber aus modischem Schick heraus allen erklären wollten, wie Fußball funktioniere. Besonders unser Lieblingsnachbar aus Gelsenkirchen beherbergte diese auf seinen Tribünen, natürlich auch der von uns deutlich mehr geschätzte BVB, schließlich gab es dort auf einmal Meisterschalen zu bewundern.

In den 80er Jahren trug fast niemand in Essen ein Dortmund- oder Schalketrikot, heutzutage meint Herne-Ost im Herzen Essens ein „Heimspiel“ zu haben und dort Fanartikel vertreiben zu müssen. Die Familie Pennerling sind Vertreter dieser neuen „Fans“, die leider immer lauter den Ton im deutschen Fußball angeben. Ihnen zuliebe glaubt Karl-Heinz Rummenigge, die Bundesliga in Deutschland um 12 Uhr anstoßen lassen zu müssen, damit diese zur Primetime in Asien laufen kann, gilt es doch dortige Märkte zu erobern.

Doch längst sind sie überholt von einer noch schlimmeren Generation des Event-Fans XXL, der sich in Trikotagen der TSG Hoffenheim oder RB Leipzigs gewandet und sich für die Krone der Fanschöpfung hält. Gehyped von gleichgeschaltet wirkenden Medien, die nur lobende Worte für solch tolle „Projekte“ über haben, versammeln sich so z.B. 30.000 Klatschpappen schwingende Enthusiasten um einem Koffein-Brausewerksklub formerly known als SV Makranstädt zu huldigen.

Die Dieter Hopps und Dietrich Mateschitzens dieser Welt erinnern uns Fans „kleinerer“ Vereine wie z.B. unseres RWE, Union Berlins oder Darmstadt 98, warum wir unsere Vereine so lieben und mit ihnen seit Jahrzehnten durch Dick und ganz viel Dünn gehen. Weil diese die wahre Seele der Fußballkultur verkörpern, für unendlich viel Leidenschaft und Leidenskraft, für totale Identifikation und Hingabe stehen.

Leute wie Hopp und Mateschitz und die Anhänger ihre Retortenklubs sind das wahre Übel des Fußballs, weil sie diesen letztlich in seinen Grundfesten nichtmals ansatzweise verstehen und dieses auch niemals tun werden, weil ihnen sämtliche Grundlagen dazu fehlen. Würde man die Pennerlings nach Hoffenheim verfrachten und als Hörspiel vertonen, würde Dietmar Hopp wahrscheinlich versuchen, dieses bei Sendung durch musikalische Einblendungen zu übertönen.

Wir lieben Rot-Weiss Essen auch ohne dass ein nennenswerter gegenwärtiger Erfolg da wäre. Ablehnen, da sind wir wiederum ehrlich, würden wir diesen aber natürlich auch nicht. Eine Profiliga mit RWE, meinethalben Wuppertal und Preußen Münster ohne die Hoffen- und Heidenheims und Nikotinbrauseklubs dieser Welt wäre wohl den meisten letztlich lieber.“

Sven Meyering


„Die Affäre Pennerling – Geschichte einer Analrena-Familie“