An der Pressekonferenz nach dem Spiel in Herne nahm neben Vereinsvertretern beider Vereine und die Kollegen der Presse auch ein Vierbeiner teil. Besitzer dieses Teilnehmers ist Reinhard Paluch, Jugendleiter der Westfalia. Wäre dies nicht schon ungewöhnlich genug – ich habe noch nie einen Hund an einer Pressekonferenz teilnehmen sehen – so setzte Reinhard Paluch durch sein Verhalten allem die Krone auf: Zunächst störte er durch Zwischenrufe und hämischen Beifall mehrfach die Pressekonferenz.

Eine dieser abfälligen Klatscheinlagen nahm besagter Hund zum Anlass, selbst einen Kommentar in Form eines Gebells abzugeben. Was sich für alle Anwesenden wie ein „Hör endlich auf mit dem Krach“ anhörte, interpretierte Reinhard Paluch anders. Er erhob seine Hand, zeigte auf Waldemar Wrobel und meinte: „Da musst du beißen!“. Und anstatt spätestens hier zu merken, dass er weit über das Ziel hinausgeschossen ist, wurde er noch ein weiteres Mal persönlich, indem er Waldemar Wrobel Unehrlichkeit vorwarf. Auf die Frage der Presse, wie der Trainer von Rot-Weiss Essen die Abseitssituation vor dem vermeintlichen Ausgleich beurteile, meinte dieser nur, dass seine Sicht keine Rolle spiele. Was sollte er auch anderes sagen? Die Szene war weder rückgängig zu machen, noch hatte Waldemar Wrobel irgendeinen Einfluss, geschweige denn eine Mitschuld, an der Entscheidung des Schiedrichtergespanns gehabt. Reinhard Paluch sah dies offensichtlich anders, denn er kommentierte die Antwort mit einem mehrfachen und sehr peinlichem „Hochmut kommt vor dem Fall“.

Die Aufforderung an einen Hund, jemanden zu beißen, ist ein starkes Stück für eine Person, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeit und somit eine Vorbildfunktion innehat. Da nützt auch ein - nach kurzer Totenstille - nachgeschobenes „War nur Spaß“ als Entschuldigung nichts! Eine persönliche und öffentliche Entschuldigung wäre das Mindeste, was hier fällig wäre. Anstatt Größe zu zeigen und eine – zugegebenermaßen unglückliche, aber auch nicht komplett unverdiente – Niederlage anzuerkennen und fair dem Sieger zu gratulieren, wurde Waldemar Wrobel und der Verein Rot-Weiss Essen verbal mit Füßen getreten. Wenigstens der RWE-Trainer zeigte Größe, indem er sich nicht provozieren ließ, sondern nur ruhig darum bat, nicht persönlich zu werden. Eine Bitte, die in Herne nicht ankam.

Genauso sollte einmal in Herne darüber nachgedacht werden, wer hier tatsächlich Hochmut vorlebt. Es zeugt von mehr als nur übertriebenem Selbstbewusstsein, als Verantwortlicher der Jugend, jemand, der also mit diesem Spiel nur absolut am Rande zu tun hatte, in eine Pressekonferenz zu gehen mit der Außendarstellung „Hoppla, hier komme ich, bringe meinen Hund mit und quatsche dann ständig dazwischen bzw. benehme mich wie ein Schlossherr, dem der Gast gerade seinen Lolly geklaut hat“. DAS ist Hochmut und zeugt von nicht vorhandenen Manieren. Intelligenz jedenfalls sieht anders aus als in der Pressekonferenz gezeigt. Sieht man sich übrigens die letzten Ergebnisse der Westfalia an, dann stimmt die Aussage dann doch irgendwie wieder, nur der Empfänger hätte ein anderer sein müssen. Oder alternativ: Wenn der Kuchen spricht, sollten die Krümel besser Pause haben!

Westfalia Herne und Rot-Weiss Essen, das wird wohl auch aus anderen Gründen keine Freundschaft mehr werden. Schon im Vorfeld waren kleinere Sticheleien in Richtung RWE unterwegs. Von Vereinen der NRW-Liga, die besseren Fußball spielen würden, war zu lesen (und auf der Pressekonferenz auch wieder zu hören). Dies muss man allerdings wohl eher dem Faktor Neid zuordnen, gehört doch Herne nach dem Spiel am letzten Sonntag definitiv nicht zu besagten Vereinen. Der Frust angesichts eines grauen Mittelmaßes tut wohl sein Übriges hinzu. Vor der Saison jedenfalls hieß es noch ganz anders. Westfalia-Trainer Klaus Täuber sah im Reviersport vom 12. August 2010 RWE als einen der Aufstiegsfavoriten. Aber so ändern sich Meinungen wie sie gerade passen. Frei nach dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“.

Und auch was sich Herne bei den Ticketpreisen gedacht hat, werden wohl nur die Verantwortlichen selber wissen. RWE spielt angeblich keinen so guten Fußball wie andere NRW-Ligisten, aber es reichte anscheinend trotzdem noch als Begründung für einen Topzuschlag an den Tageskassen aus. Rot-Weiss Essen als Melkkuh zu nutzen, um marode Kassen zu füllen, ist mehr als zweifelhaft und im bisherigen Saisonverlauf in dieser Form auch nur in Herne so durchgezogen worden. Rhynern, die dies auch versuchten, allerdings eher um damit die Kosten für den nötig gewordenen Umzug ins Ahlener Wersestadion zu finanzieren, nahm die Erhöhung nach Fanprotesten wieder zurück. Herne nicht!

Dabei sich herauszureden, dass auch die eigenen Fans den Topzuschlag bezahlen mussten, ist eher einfach gedacht. Gerade die eigenen Fans sind es, die Vereine wie Herne noch am Leben erhalten. Ist es da gerechtfertigt, diese dann ebenfalls über einen Zuschlag mit abzuzocken oder sollte medienwirksam nicht eher ein Spiel gegen RWE vor einer großen Kulisse als Belohnung für die eigenen Fans dargestellt werden („Wir könnten jetzt die Preise erhöhen, machen es aber als Dankeschön für unsere treuen Fans nicht!“)? Die Quittung für solch eine Vereinspolitik (was definitiv NEBEN dem aus Herner Sicht alleinschuldigem Wetter eine Rolle spielte) zeigte sich jedenfalls auf den Rängen. „Nur“ 4.000 Zuschauer sahen das Spiel, das Potential für wesentlich mehr hatte. Zum Glück gibt es mittlerweile viele Fans, die sich nicht mehr alles bieten lassen. Wirtschaftlich betrachtet: Mehr als 4.000 € wird der Zuschlag alleine nicht gebracht haben. Bei normalem Eintritt wäre dies mit nur maximal 400 weiteren Fans ebenfalls erzielbar gewesen, rechnet man die Umsätze durch Essen und Getränke dieser ein. So aber wurden seitens der Herne Verantwortlichen etliche Zuschauer vergrault und darüber hinaus muss man sich dort nun auch noch mit schlechter Publicity auseinandersetzen. Aber das war man wohl bereit, in Kauf zu nehmen oder hatte es schlichtweg nicht in den Gedankenspielen eingeplant.

Schade, dass über diese ganzen negativen Auswüchse der Vereinsverantwortlichen die guten Aktionen, zum Beispiel einiger Westfalia-Fans, nun komplett untergegangen sind! Jedenfalls weiß ich nun, warum unser geliebter Nachbar aus Gelsenkirchen – je nach Perspektive – als Herne-West oder Herne-Ost bezeichnet wird. Unsymphatischer geht es wirklich nicht mehr!