Was iss'n nu' überhaupt passiert? Da hat der Manni, seines Zeichens Obmann beim DFB, wohl mal ein bisschen mit dem Michi, seines Zeichens Schiri, Fifa-Schiri, geflirtet. Laut dem Manni gab's dreimal Sex und gaaanz viele heiße e-Mails, wo der Michi dem Manni erzählt, dass er doch mit so blöden Weibern gar nichts anfangen kann. Der Michi wiederum will nur die Hand vom Manni in der Hose gehabt haben, was er aber gar nicht wollte.

Auch wenn die Staatsanwaltschaft bisher keine Straftaten sah, reagierte der DFB sofort. Der Manni musste gehen. Wieso? Na ganz klar, der DFB ist ungefähr so sexuell clean und puristisch wie die katholische Kirche, da gibt’s kein Schweinkram, wie man aktuell ja überhaupt hört. Und wenn sich da mal einer an 'nen Buben ranmacht, dann muss das entweder schnell unter den Teppich gekehrt werden oder der Manni muss gehen.

Jetzt hat der Manni nur offensichtlich 'nen kleines Hobby, nämlich das Sammeln von schlüpfrigen Emails. Während es ihm scheinbar weniger wichtig ist, sich gerichtlich gegen schlüpfrige Vorwürfe zu wehren, ist er total scharf drauf, zu erfahren, wer denn da noch so von seinen Jungs geplaudert zu haben scheint, mal sehen, ob die nicht auch ein paar Mails geschrieben haben, wo man auf 'ne Bayernniederlage anstößt oder dem Manni sagt, wie man ihn doch so "hdgdl" habe. Und weil wir ja nun mal eine homophobe Gesellschaft haben, jedenfalls außerhalb von St. Pauli, ist das ein unglaublicher Skandal und scheinbar ist sich auch ein Johannes B. Kerner nicht zu schade, da mal so richtig tief ins Detail zu gehen. Ob es nun einen journalistischen Nährwert hat, der größer ist als Pornodarsteller im BigBrother-Container oder nicht spielt keine Rolle mehr.

Es erinnert mich alles so ein wenig an Robert Enke. Depressionen sind heut zu Tage in der Gesellschaft sicherlich mindestens ebenso normal wie Homosexualität, doch solche Abweichungen vom männlichen Idealbild schien es bisher im Profifußball nicht zu geben. Nur Enke depressiv, jetzt also nur Amerell so ein bisschen schwul (oder bisexuell wie er bei Kerner verkündete). Mal ehrlich, wie der typische Hetero-Vorzeigemann sah ja nun auch Michael Kempter nie aus. Also auch er vielleicht 'nen biss'l schwul, bi oder sonst was? Oder wie DFB-Boss Theo Zwanziger sagt: „nur weil er da 'nen biss'l mit dem Manni, ist der Michi noch lange nicht schwul“.

Normalerweise würde das ganze Theater keinen Menschen interessieren, wäre es denn nicht im Fußball, dem Sport, den wir alle lieben, der so frei ist von allem was einem vielleicht nicht geheuer ist. Da sind wir Männer noch richtige Männer! Und wenn man nach dem Samstäglichen Hausputz oder Shopping mit Frau vor der Sportschau sitzt, dann sieht man noch das Leben, wie es sein solle: männlich kräftig! Ohne störende Nebenerscheinungen wie psychische Krankheiten, Homosexualität oder allem Anderen, was Männern Angst macht.

Doch mal ehrlich, ist das jetzt alles nötig? Muss das jetzt da alles so durch den Mediendschungel gezogen werden? Ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, was der Manfred und der Michael so getrieben haben, es geht mich auch überhaupt nix an. Wenn die Staatsanwaltschaft keine Straftat erkennen kann, scheint da auf jeden Fall nix Verbotenes gelaufen zu sein, wenn doch, sollen sich Profis damit befassen.

Ich gebe zu, ich find es komisch, zu sehen wie sich zwei Männer küssen, wie sicherlich die meisten Männer (bei zwei Frauen hat man(n) komischerweise kein Problem), aber mal ehrlich: genauso wenig wie es nur im Fußball keine Depressionen gibt, gibts also auch nur im Fußball keine Homosexualität? Gut, Kempter wäre sicherlich der Favorit wenn man auf nen schwulen Schiri wetten müsse, aber ist das jetzt wichtig, ob Kempter homosexuell ist? Ist das jetzt so ein Skandal, wenn auch ein Schiri mal Fan ist? Kempter hat die Bayern nie offensichtlich benachteiligt, also: "Scheiss drauf!". Es geht uns doch einen feuchten Dreck an, mit wem ein Fußballer, Schiri, Promi oder sonst wer in die Kiste springt und ob er nun mal die Bayern mag oder nicht mag, solange er einen ordentlichen Job abliefert. Wenn Lothar Matthäus die nächste Frau geheiratet hat, die halb so alt ist wie er, ist das völlig normal; wenn ein Schiri schwul ist, kippen wir alle vom Sofa. Irgendwas passt da doch nicht. Wir müssen Homosexualität und psychische Krankheiten im Fußball ebenso akzeptieren, wie Andere es nun mal hinnehmen müssen, wenn wir mal wieder zu Hunderten für Chaos an Bahnhöfen sorgen beim Umsteigen zum Auswärtsspiel. Hätten wir damals bei „Basti Phantasti“ Deisler nicht auf die Boulevardpresse gehört, die ihn als Geld-geilen Schwächling hinstellte, wäre uns lange vor Enke, Kempter und Co klar geworden, dass auch der Fußball nur ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellt.

Eigentlich ist die Sache doch jetzt durch. Kempter hat Amerells Karriere ruiniert, Amerell hat Kempters Karriere ruiniert und gut is'. Jetzt könnte man als DFB vielleicht noch schauen, dass der scheinbare Kuschelobmann nicht noch vier weitere Schiris zu Arbeitslosen macht. Und wenn wir schon keinen John Terry haben, der Unterwäschemodells flach legt, haben wir jetzt immerhin Schiris, die sich gegenseitig flachlegen, auch nett. Wird echt Zeit, dass der Winter geht und der normale Betrieb weiterläuft. Und vielleicht wird dann ja auch so langsam mal uns Fußballmännern bewusst, dass auch in unserem Sport nur normale Menschen unterwegs sind, mit allen Facetten, die wir auch im normalen Leben haben. Ob man es nun angenehm findet oder nicht. Und wer weiß, ob nicht der Poldi mit dem Schweini im WM-Quartier nachts auch mehr macht als Playstation spielen?

Mir wär's völlig egal, nicht nur weil es mich nichts angeht, sondern vor allem, weil es nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was ich liebe: Fußball!