18.03.2014

Ich Danke Sie

von Uwe Strootmann

Es kam letztendlich, wie es wohl kommen musste. Aber es kam plötzlich und unerwartet. Freistellung Interruptus. Zu früh oder zu spät, wer weiß das schon. Die “Entscheider” werden sich bei diesem Zeitpunkt schon etwas gedacht haben. Aber was ? Um den Zebras die Streifen aus dem Fell zu spielen, wäre der geeignete Zeitpunkt nach dem Heimspiel gegen den SC Verl: Wir kennen das ja mit den neuen Besen, die müde Männer munter machen.

Nach Duisburg kann dann ja wieder Achterbahn gespielt werden, die Saison ist verschenkt, das Saisonziel wird nicht erreicht. Saisonziele, die eine Mannschaft des RWE seit 2010 unter Waldemar Wrobel aber stets erreicht, wenn nicht gar übertroffen hat. Zeitgleich setzte klammheimlich aber ein schleichender Prozess ein, welcher erste Anzeichen von Kritik die Hafenstraße Richtung Hausnummer 97a wehen ließ. Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf den Tribünen der neuen Bude begann immer mehr auseinanderzuklaffen. Der Fußball machte oft keinen Spaß mehr.

Das Spiel der Rot-Weissen begann zu stagnieren [es wurde genug diesbezüglich geschrieben und bedarf keiner Wiederholung]. Achterbahnfußball einmal mehr, allerdings mit weitaus mehr Tiefen denn spielerischen Höhen. Geradezu irritierend fast die grundsolide Vereinsarbeit, welche  stoisch am eingeschlagenen Kurs festhielt, den operativen Bereich erweiternd, Strukturen optimierend und noch vieles mehr. Eine Trainerdiskussion gab es nicht. Doch was nützen all diese positiven Meldungen abseits des Rasens, sind diese für uns Fans so lebenswichtigen 90 Minuten eine zähe und bisweilen frustrierende Veranstaltung.

Dafür aber leben wir und davon zehren wir. Zudem leben wir weiterhin mit dem Makel der Viertklassigkeit; Leiden einmal mehr unter dem DFB, seiner Flaschenhalsmethodik und überhaupt: Wir sind doch immer noch wer! Schon richtig früh wurde in dieser Saison klar: Das wird noch nichts! Nicht hier, nicht jetzt, definitiv nicht 2014. Von da an wurde es bisweilen richtig ungemütlich. Waldemar Wrobel wurde der Mittelpunkt einer immer lauter werdenden Kritik. Manchmal fachlich, oft emotional und subjektiv,  leider aber viel zu oft an der Tastatur und unter der Gürtellinie ausgeübt. Auch im Stadion wurde es natürlich immer ungemütlicher für den Trainer und seine Spieler.

Es gab zu viele “Grüppchen”, die auf einmal Rot-Weiss Essen waren: Mannschaft und Trainer waren Rot-Weiss Essen. Die Zuschauer waren Rot-Weiss Essen. Oftmals zudem gespaltener Meinung. Der Verein war Rot-Weiss Essen. Und alle machten ihr Ding, leider offensichtlich und auch unabsichtlich nicht mehr gemeinsam. Wahrscheinlich war sogar jede Fraktion der Meinung, alles für diese drei wunderbaren Buchstaben zu geben und sauer, dass das Bemühen durch die anderen nicht anerkannt wird.

Irgendwie so muß es gewesen sein, so erkläre ich mir die Situation an einem Tag, welcher aufwühlt. Mein Verein hat seinen Trainer freigestellt. Das tut weh. Eine Trainerentlassung ist immer auch eine Niederlage für einen Verein. Ganz besonders aber auch für seine Angestellten in den kurzen Hosen. Es gibt sicher berechtigte Kritik am Trainer, doch maße ich mir nicht an, diese konstruktiv aus der Ferne äußern zu können oder gar zu wollen.

Ich möchte mich vielmehr daran erinnern, dass mich unser Trainer vor unserem DFB-Pokal-Erfolg gegen die Eisernen aus Berlin auf der Autobahn Richtung Hafenstraße überholt hat. Aufblinkend, wild hupend und winkend überholte er ein Fahrzeug mit RWE-Devotionalien, ohne den Fahrer überhaupt zu kennen. Das Gesicht voller Vorfreude. Oder diesen Spaß, die Mimik und Gestik vor dem damaligen Elfmeterschießen. Scheinbar ist seit dieser Zeit viel dieser Freude an unserem geliebten Verein und der Arbeit für diesen verloren gegangen. Vielleicht auch die Fähigkeit zur Selbstreflektion in sportlich schlechteren Zeiten einhergehend mit steigenden Ansprüchen.

Sehr geehrter Herr Wrobel, ich habe leider seit einiger Zeit nicht wirklich oft Freude an meiner Mannschaft gehabt, aber ich hatte auch viele schöne Erlebnisse und Spiele während Ihrer Zeit als Trainer des RWE. Dafür herzlichen Dank und alles, alles Gute für die Zukunft. Nun ist es an der Mannschaft, wieder ein Rot-Weiss Essen zu formen. Geht mal in Euch und überlegt, für welchen Verein Ihr da auflaufen dürft!


Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit einiger Zeit auch bei uns. Viel Spaß!