Beurlaubung von Waldemar Wrobel
Der Montag begann mit einem Donnerschlag, den kaum jemand vorhergesehen hat. Waldemar Wrobel ist ab heute nicht mehr Trainer von Rot-Weiss Essen!
Die Meinungen über Wrobel gingen zuletzt weit auseinander, wobei sich das Feld nicht in Wrobel-Kritiker und Wrobeljünger aufteilte, sondern eher in Skeptiker und jene, die in verachtender Wortwahl gegen Wrobel ätzten. Nun ist er weg und der neue Mann steht schon bereit. Zeit, um zurück zu blicken und Waldemar Wrobel als jemanden zu würdigen, der mit beiden Händen angepackt hat, als alle anderen unseren Club nicht einmal mehr mit der Kneifzange anfassen wollten.
Es war die Insolvenz 2010, die wohl schwerste Zeit des Clubs, als Waldemar Wrobel zum Cheftrainer der ersten Mannschaft berufen wurde und mit einer jungen Mannschaft um Platz 5 mitspielen sollte. Er selbst sollte bis zuletzt sagen, dass das die schönste Zeit bei Rot-Weiss gewesen sei. Eine begeisternd ackernde Mannschaft schlug die Brücke zu den Fans und gemeinsam gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Alle weiteren Saisonziele wurden erfüllt, in der letzten Saison trotz wackelnder Leistungen die Saison auf Platz 4 abgeschlossen.
Dann kam die Saison, in der wir uns jetzt befinden und die Mannschaft brach ein. Immer wieder zeigte uns das Team ein schwaches Gesicht und das bei Zielvorgaben, in denen es hieß, dass RWE um den Aufstieg mitspielen werde, gar unter die Top-3 zu kommen. Es war klar, dass der Cheftrainer wackelte, bei anderen Vereinen wäre der Geduldsfaden wahrscheinlich deutlich kürzer gewesen als bei RWE. So überraschend das plötzliche Ende kam, so unwahrscheinlich wirkte es jedoch, dass Wrobel in seinem fünftes Jahr als Cheftrainer gehen würde. Nun wird der Weg ohne Waldemar Wrobel weitergehen und die rot-weisse Familie verliert neben dem akribischen Arbeiter Wrobel auch einen angenehmen, offenen und freundlichen Menschen.
Um die Person Waldemar Wrobel zu verstehen passt vielleicht folgende Anekdote: Als wir zum ersten Mal angefragt haben, ob Wrobel bereit ist, ein Interview zu machen, bekamen wir schnell die Zusage. Wir fragten nur an, ob er bereit sei ein Interview zu machen, und wie selbstverständlich nahm er seinen Co-Trainer mit zum Gespräch. Das sollte ausdrücken, dass die beiden ein Team sind und wer mit dem Einen sprechen will auch mit dem Anderen sprechen sollte. Dies lebte der Trainer seiner Mannschaft vor, weil es seine Einstellung darstellte.
Lieber Waldemar Wrobel, es wird im Moment wehtun, dass du den Weg nicht weitergehen kannst mit der Mannschaft und den Spielern, die dir ans Herz gewachsen sind. Mit dem Verein und seinen Mitarbeitern, denen du stets loyal gegenüber standest. Und vielleicht auch mit den Fans, die sich dir gegenüber nicht immer von der besten Seite gezeigt haben, von denen viele dir aber bis zum Schluss treu zur Seite standen und nicht vergessen haben, was der Verein Rot-Weiss Essen deinem Einsatz verdankt. Aber vielleicht wirst du es zu schätzen wissen, nicht mehr im Kreuzfeuer zu stehen, wieder mehr Zeit für die Familie zu erübrigen und in einen Beruf zurückzukehren, der ebenfalls spannend ist.
An dieser Stelle gebietet es der Respekt, Danke zu sagen. Danke für den direkten Aufstieg, danke für tolle Erlebnisse in den vergangenen Jahren und danke für den fairen und direkten Umgang in den letzten Jahren.