Stellungnahme von Thomas Strunz im RWE-Forum:


Hallo Fans,

bleibt ruhig und behaltet die Nerven.
Wie immer vor Entscheidungen solchen Ausmaßes geht es in den letzten Tagen nervös zu. Auch ein tendenziöser Bericht in einem Wochenmagazin ändert meine Stimmungslage zum neuen Stadion überhaupt nicht. Vielmehr zeigen uns doch insbesondere die letzten Tage und Wochen wie gemeinsam an unserem Ziel gearbeitet und gekämpft wird. Hier nur ein kleiner Ausriß aus den letzten Tagen:

Dienstag 24.02.2009

Start der stadtweiten Plakat-Kampagne "Kämpfen für Essen" mit Unterstützung unserer Sponsoren Sparkasse Essen, RWE AG, Stadtwerke Essen, RGE und EBE.

Gibt es ein besseres Statement unserer Sponsoren zu Rot-Weiss Essen als dieses ?

Für mich nicht.

Mittwoch 25.02.2009

Vorstellung der Stadion-Pläne durch Stadtdirektor Christian Hülsmann bei einer Diskussion in der VHS am Burgplatz.

Gibt es ein klareres Commitment der Stadt Essen in dieser Frage ?

Für mich nicht.

Bestätigung der Unterstützung des Neubaus auf gleicher Veranstaltung durch die beiden größten Parteien duch ihre sportpolitischen Sprecher Herrn Brandenburg (CDU) und Herrn Jelinek (SPD).

Gibt es ein klareres Bekenntnis der Politik zum Stadion ?

Ich wüßte keins.

Freitag, 27.02.2009

Frühzeitige Abgabe der kompletten Lizenzunterlagen beim DFB in Frankfurt, inklusive Testat auf eine positive Zukunftsprognose durch die Wirtschaftprüfer von Ernst & Young für die 3. Liga ( Fristschluss 02.03.2009) und die Regionalliga ( Fristschluss 01.04.2009 ). Damit verbunden die Klärung von offenen Liquiditätsfragen und Etatverabschiedung der kommenden Saison, ohne die ein Testat in oben erwähnter Form durch die Wirtschaftsprüfer nicht möglich wäre !!!! Der DFB hat die Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen geprüft und uns bestätigt. Die endgültige Bewertung und damit verbundene eventuelle Auflagen wie etwa regelmäßiges Reporting an den DFB stehen natürlich noch aus und betrifft jeden Klub.

Gibt es eine klarere Aussage zum Thema Lizenz ?

Für mich nicht.

Samstag, 28.02.2009

Erfolgreiches und gutes Spiel gegen den Tabellenführer aus Kaiserslautern vor über 7.200 Zuschauern (das nach dem Desaster in der Nachbarstadt vom Vor-Wochenende) und abwechslungsreiches Programm rund um den Spieltag mit Konzert, Jugend- und Luft-Ballon-Aktionen, u.a. durch Einladung von 500 Kindern aus den Partnerschulen unseres Klubs mit Hilfe unseres Sponsors RWE Rhein-Ruhr AG.

Gibt es ein klareres Signal an alle, dass unser Verein lebt, sportlich erfolgreich sein kann und mehr ist als ein Fußball-Verein ?

Ich sehe keins.

Daraus ergibt sich für mich folgendes Fazit:

Wir alle wissen, dass wir die großen Herausforderungen der Zukunft nicht als Rot-Weiss Essen alleine lösen können.

Wir wissen aber auch, und das gibt uns große Kraft, dass es ein klares Bekenntnis zu unserem Verein und zu seiner Zukunft gibt.

Gegeben durch unsere Stadt, durch nahezu alle Parteien (öffentlich und in persönlichen Gesprächen) und unseren Sponsoren.

Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir mit dem Ratsbeschluss am Mittwoch auch die letzten Aufgaben meistern werden.

Wir werden die neuen Strukturen nach Lösung der Kölmel-Verträge endlich auf einer Mitgliederversammlung schnellstmöglich vorstellen können und diese dann auch sofort umsetzen.

Und ich bin auch sicher, dass wir alle gemeinsam (Stadt, Politik und Verein) die notwendigen, eventuell noch fehlenden Sponsorengelder für das neue Stadion bekommen und die Stadt das Stadion baut.

Ich freue mich auf Mittwoch.

Euer,
Thomas Strunz

 


Interview auf der offiziellen Hompage:

 

Nach einer ereignisreichen Woche steht am 04. März die wohl wichtigste Entscheidung seit Jahren für Rot-Weiss Essen an. Kurz vor dem großen Tag sprachen wir mit Thomas Strunz .

Herr Strunz, am Mittwoch entscheidet der Rat der Stadt endgültig über das Stadion-Projekt und damit auch indirekt über die Zukunft von Rot-Weiss Essen. Sind Sie nervös?

Im Gegenteil, ich bin ganz entspannt. Bei der Vorstellung des neuen Stadionmodells in der vergangenen Woche durch Stadtdirektor Christian Hülsmann hat sich die Stadt klar zu Rot-Weiss Essen bekannt. Dies wurde durch bestätigende Statements zum Baubeschluss der sportpolitischen Sprecher der großen Parteien Herrn Brandenburg ( CDU ) und Herrn Jelinek ( SPD ) ergänzt, sodass ich auch die Politik in breiter Basis hinter dem Projekt sehe. Am Mittwoch werden die Weichen für RWE neu gestellt und wir haben die Chance, unseren Verein neu aufzustellen - insbesondere wirtschaftlich. Die an den Stadionneubau geknüpften Bedingungen der Stadt hinsichtlich struktureller Veränderungen im Verein können und wollen wir schnellstmöglich erfüllen. Außerdem verliefen die letzten Tage durchweg positiv, da habe ich keinen Grund, nervös zu sein.

Inwiefern positiv?

Die gerade gestartete Plakatkampagne „Kämpfen für Essen" zeigt, dass unsere Sponsoren hinter uns stehen. An über 250 Stellen in Essen wird für Solidarität mit dem Verein geworben, dass ist schon beeindruckend und bisher einzigartig für Rot-Weiss Essen. Dass auch unsere Fans hinter uns stehen, war beim letzten Heimspiel gegen Kaiserslautern wieder einmal deutlich zu spüren. Und dies nach dem schlechten Vor-Wochenende in unserer Nachbarstadt. Bereits vor dem Spiel war eine Riesenanzahl Fans auf dem Stadionvorplatz versammelt, um dem Konzert „Lauter gegen Lautern" beizuwohnen. Sowohl Zuschauer, als auch die Mannschaft und das ganze Geschäftstellenteam haben vollen Einsatz gezeigt und für RWE gekämpft, was prompt mit einem eindrucksvollen Sieg belohnt wurde. Hierfür möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei allen Mitarbeitern unseres kleinen RWE-Teams bedanken.

Die Lizenzfähigkeit des Vereins wurde zuletzt in einigen Medien angezweifelt. Was sagen Sie zu diesen Gerüchten?

Ein Lizenzierungsverfahren ist kein Selbstläufer. Es ist völlig normal, dass einige Punkte erst kurz vor Abgabe geklärt werden können. Fakt ist, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat dem Verein das für die Lizenz notwendige Testat ausgestellt und eine positive Zukunftsprognose abgegeben - nicht zuletzt dank verbindlicher Zusagen unserer Sponsoren und entgegen zum Teil anders lautender Medienberichte. Außerdem hat Nico Schäfer bereits am letzen Freitag die kompletten Lizenzierungsunterlagen für die 3. Liga und die Regionalliga beim DFB eingereicht. Damit haben wir fristgerecht alle Anforderungen für die Saison 2009/2010 erfüllt.

Für die Regionalliga konnten wir die Unterlagen sogar vier Wochen vor Ablauf der Frist einreichen.

Sie sehen, es gibt keinen Grund, nervös zu sein. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir gemeinsam (Stadt, Politik und Verein) auch die letzten noch vor uns liegenden Aufgaben lösen werden und ich freue mich auf den Baubeschluss der Stadt am Mittwoch.

 


Und hier der besagte Spiegel-Artikel:


Luxuslogen für Amateurkicker


Trotz leerer Kassen will die Stadt Essen für ihren viertklassigen Fußballverein Rot-Weiss ein neues Stadion bauen. Ein Investitionsprogramm der absurden Art.

Deutschland wird mit dem Rotstift regiert. Die Weltfinanzkrise schlägt durch bis in die kleinste Gemeinde. Hunderttausende fürchten um ihre Jobs. Schwimmbäder und Bibliotheken werden dichtgemacht; Leistungen für die Bürger zusammengestrichen; was nicht unbedingt sein muss, wird aufgeschoben.

Nur in Essen - 580000 Einwohner, über drei Milliarden Euro Schulden - scheinen die schlechten Zeiten noch nicht angekommen zu sein. Die Stadtväter der Industriemetropole debattieren dieser Tage, ob ihr neues Fußballstadion für 18000 oder besser gleich für 30000 Besucher ausgelegt werden soll. Ob die Parkplätze für die VIPs reichen. Und wie viel Luxus die Sponsoren in ihren Logen erwarten.

Der Fußballverein Rot-Weiss Essen war früher eine feine Adresse. In den fünfziger Jahren schoss die Fußball-Legende Helmut ..Boss" Rahn den Club einmal sogar zur Deutschen Meisterschaft. Doch zuletzt rutschte RWE bis ins Amateurlager ab, misst sich jetzt in der Regionalliga West mit dem BV Cloppenburg, Wormatia Worms und den Sportfreunden Lotte. Die Spiele im baufälligen Georg-Melches-Stadion besuchen im Schnitt 7800 Zuschauer. Trotzdem will eine Allparteien-Allianz im Stadtrat diese Woche den Neubau einer Fußballarena beschließen, für bis zu 40 Millionen Euro.

Der Plan ist skurril. Denn nicht nur sportlich steckt RWE tief in der Krise, auch unter finanziellen Gesichtspunkten ist der Viertligist ein Desaster. Entgegen allen öffentlichen Beteuerungen ist er finanziell stark angeschlagen. Zwischen sechs und acht Millionen Euro, das geht aus Prüfberichten hervor, die dem SPIEGEL vorliegen, sollen die Stadt Essen, deren Tochterfirmen sowie Sponsoren nach internen Planungen aufbringen, um den Spielbetrieb und die Rückkehr ins Profi-Geschäft auf Sicht zu garantieren.

Bis vergangenen Freitag drohte sogar der Verlust der DFB-Lizenz. Ein internes Papier der Unternehmensberatung Roland Berger vom 18. Februar belegt die brisante Lage. Demnach sahen sich die Wirtschaftsprüfer des Clubs bis dato außerstande, die notwendigen Testate für den Lizenzantrag der kommenden Saison 2009/2010 auszufertigen - weil in der Vereinskasse eine „Liquiditätslücke von 1,3 Millionen Euro" klaffte.

Diese Hürde wurde in letzter Minute genommen, beteuert Thomas Strunz, ehemaliger Nationalspieler und Geschäftsführer Sport bei RWE. Über den Berg ist der Verein aber noch lange nicht. Damit es die Mannschaft bei Fertigstellung der Arena überhaupt noch gibt, wollen die Retter den Verein in einer konzertierten Aktion erst mal „schuldenfrei stellen". Laut der Berger-Berechnung wären dazu 3,1 Millionen Euro fällig, Lizenzrettung eingerechnet.

Weitere vier Millionen Euro sind nötig für den Rückkauf von Fernseh- und anderen Rechten, die RWE vor gut zehn Jahren an den Medienunternehmer Michael Kölmel abgetreten hat. Die zehn Millionen Euro, die der Rechtehändler damals gezahlt hatte, waren ganz rasch in den laufenden Spielbetrieb abgeflossen.

Die beträchtlichen Altlasten des Vereins scheinen die Essener Stadtväter nicht zu stören. Für sie geht es um große Gefühle, Traditionen und verletzte Eitelkeiten. „RWE braucht ein vernünftiges Stadion", sagt Stadtdirektor Christian Hülsmann und schaut grimmig aus dem 12. Stock des Essener Rathauses. In der Ferne kann er die weiß leuchtende Schalke-Arena erkennen.

Und so können die Planungen zur Entschuldung von RWE und zur Finanzierung des Stadions gar nicht ehrgeizig genug sein. Mehrere hunderttausend Euro hat allein die Projektbegleitung „Fußball in Essen -Zukunftsszenarien für RWE" durch die Berater von Roland Berger gekostet.

Mit den Gegenwartsszenarien in Essen sind solche Investitionen kaum vereinbar. Erst kürzlich demonstrierten Tagesmütter vor dem Rathaus gegen den Dumpinglohn von 1,89 Euro pro Kind und Stunde, den sie von der Stadt bekommen. Wie es in Schulen der Reviermetropole aussieht, machte jüngst die ARD-Sendung „Hart aber fair" am Beispiel der Dürerschule anschaulich: abgestützte Decken, aus denen nackte Elektrokabel ragen. Während der Renovierung war das Geld ausgegangen.

Dennoch soll in dieser Woche die schöne teure RWE-Welt im Rat abgesegnet werden. Wie genau die Finanzierung aussehen wird, ist noch unklar. Sicher scheint nur, dass die Stadt für rund 20 Millionen Euro eine ihrer attraktivsten Immobilien verscherbeln will: das Hotel Handelshof, das einst Heinz Rühmanns Eltern betrieben haben. Und sicher scheint auch, dass die örtliche Sparkasse und kommunale Betriebe wie die Stadtwerke, Reinigungs- und Entsorgungsbetriebe als Sponsoren der viertklassigen Fußballtruppe zur Kasse gebeten werden.

Doch welchen Wert haben Banden- oder Trikotwerbung bei einem Amateurteam? Warum sollte sich jemand am Auftritt des 1. FC Kleve erfreuen, wenn er nach ein paar Minuten Autofahrt echte Bundesliga-Dramen in Bochum, Dortmund oder auf Schalke erleben kann?

Geschäftsführer Strunz, als langjähriger Profi des FC Bavern München das bekannteste Fußballergesicht von RWE, mag indes nur nach vorn schauen und nach oben: Erst kommt das Stadion und dann der Aufstieg. Sorgen um die Finanzierung macht er sich nicht. Strunz: „Unsere Sponsoren lassen uns nicht im Stich." Die großen Essener Industriekonzerne teilen so viel Optimismus offensichtlich nicht. Sie sehen das teure Fußballabenteuer eher skeptisch. Der Mischkonzern Evonik hat gerade seine in Aussicht gestellte Beteiligung am Stadion-neubau in Höhe von acht Millionen Euro gestrichen.

FRANK DOHMEN. BARBARA SCHMID - DER SPIEGEL 10/2009