06.03.2019

Die Strukturen – RWE der Zukunft

von Redaktion

Die Diskussionen über die Neuausrichtung Rot-Weiss Essens laufen heiß und die Argumente werden immer unversöhnlicher ausgetauscht, wie RWE noch einmal den Weg nach oben antreten könnte. Der moderne Fußball offenbart mehr und mehr, dass auch Entscheidungen getroffen werden müssen, die uns Fußballromantiker beim ersten Hören abschrecken.

Mit der Meldung vom 5. März wird klar, dass mögliche Ausgliederungspläne nicht zur Debatte stehen. Auch wenn dieser Text vor der Meldung entstanden ist, halten wir unsere Argumente nicht für obsolet, weswegen wir sie trotzdem vorbringen wollen.

In ganz Deutschland verändern die Klubs ihre Vereinsstrukturen: sie gliedern die erste Mannschaft als Unternehmen auf, gehen an die Börse oder verkaufen Anteile an Investoren. Hierbei treffen wir regelmäßig auf unangenehme Automatismen, die das Zusammenleben in den Vereinen nachhaltig vergiften. Bei den Ausgliederungen in Münster und Bochum ging die aktive Fanszene zunächst auf Konfrontationskurs auch nach erfolgter Ausgliederung. Mittlerweile bildet sich in beiden Fällen die aktive Fanszene neu und es geht weiter wie bisher.

Ein solches Szenario ist dennoch nicht wünschenswert, da solche Fliehkräfte nicht förderlich für den Erfolg sind. Dennoch darf man die Augen nicht davor verschließen, dass das klassische Sponsoring in der Regionalliga kaum genug Finanzkraft einbringt, damit man ernsthaft um den Aufstieg mitspielen kann. Aufgestiegen sind in den letzten Jahren die Sportfreunde Lotte (Mäzen), Fortuna Köln (Investorengruppe) und der KFC Uerdingen (Investor). Hinzu kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Viktoria, die ebenfalls am Tropf eines Investors hängt. Wir sehen also, dass weitaus mehr Barmittel nötig sind, als normalerweise klassisch erzielt werden.

Hier sollte die Toleranz auf allen Seiten gegenüber Potenzialen vergrößert werden. Eine Ausgliederung ändert per se nichts am Fußballerlebnis, es ist juristisch für die handelnden Personen eher ein Vorteil. Dagegen sollte erst einmal niemand etwas haben. Wer sich bei diesem Schritt schon vom Verein abwenden würde, der müsste bedenken, ob er dies auch tun würde, wenn diese Änderung gerichtlich angeordnet würde. Es gibt nicht wenige Juristen, die Profifußballvereinen den Vereinsstatus juristisch aberkennen wollen und die Argumente für diesen Schritt sind nicht schlecht.

Davon trennen sollte man die Frage, ob man Anteile des eigenen Vereins verkauft und wenn man das tun will, unter welchen Bedingungen diese verkauft werden sollen. Marcus Uhlig brachte kürzlich in einem Interview die Möglichkeit einer Geldgebergemeinschaft ins Spiel. Hier würden Wohl und Wehe des Vereins nicht auf einer einzigen Schulter liegen, sondern diese würden verteilt. Dies schränkt auch den Einfluss eines Geldgebers massiv ein.

Ärgerlich bei solchen Diskussionen ist die mangelnde Kompromissfähigkeit. Die eine Seite schaltet auf Fundamentalopposition und verwendet all ihre Energie darauf, Argumente für die Ablehnung zu sammeln. Umgekehrt wären manche Zuschauer bereit, für ihren Traum vom Profifußball die DNA des Vereins zu verhökern. Beides führt am Ende zur Spaltung der Mitglieder.

Wäre es hier nicht sinnvoller, sich darüber zu verständigen, was jeder einzelnen unbedingt bei seinem Fußballerlebnis erhalten will und was nicht aufgegeben werden darf. Hier sind Standort, Name und Farben von vorneherein unverhandelbar. Ansonsten wäre es doch viel zielführender zu diskutieren, was wir nicht wollen. Hier können Kontrollmechanismen eingebaut werden.

Die absoluten Negativbeispiele sind momentan Mikhail Ponomarev (KFC Uerdingen) und Hasan Ismaik (1860 München). Bevor man sich solchen Menschen ausliefert, werden die meisten wahrscheinlich weitere Jahre Spiele in Rödinghausen, Lippstadt oder Herkenrath anschauen. Hier wäre die Idee der Geldgebergemeinschaft, also dass man die Anteile, die an eine Person verkauft werden kann, limitiert, schon einmal ein sinnvolles Instrument. Hinzu kommt die Ausschaltung des direkten Einflusses, wie es in den ersten Plänen Michael Wellings schon bedacht wurde. Da die Negativbeispiele existieren, können wir also problemlos herausarbeiten, was wir verhindern wollen. Wenn dies ernsthaft gemacht wird, dann könnte hier eine gute Ausgangssituation entstehen.

Dass dies kein Allheilmittel ist, sollte klar sein. Natürlich sollte auch mit dem eingesetzten Geld mehr herausspringen, als wir zuletzt sehen durften. Es wäre allerdings ein Fehlschluss, wenn man glaubt, dass alles besser wird, wenn der Verein weniger Möglichkeiten als jetzt hätte. Außerdem wissen wir gar nicht, ob RWE überhaupt attraktiv für Investoren wäre. Nicht wenige Vereine haben mit Dollarzeichen in den Augen ausgegliedert, für das Investment interessiert sich aber niemand. Schlussendlich war Marcus Uhlig selbst skeptisch, ob ein Investor in der vierten Liga überhaupt sinnvoll wäre, da der Wert des Vereins durch die niedrige Spielklasse nicht so hoch sein könnte.

All dies gilt es zu bedenken, doch die Hoffnung ist klein, dass ein wirklicher Wille auf beiden Seiten besteht, sich aufeinander zu zu bewegen. Stand heute sieht es so aus, als habe RWE einen Mittelweg gefunden, um die Fraktionen zu vereinen. Beim Protokoll der letzten Aufsichtsratssitzung lässt sich das FFA-Mitglied des Aufsichtsrat, Ralf Schuh, wie folgt zitieren:

„Wie unser Weg zum sportlichen Erfolg in den nächsten Jahren aussieht, ist aber letztlich das Thema, was uns alle am meisten umtreibt. Der Antwort auf diese Frage sind wir am letzten Dienstag zumindest einen Schritt näher gekommen.
Viel mehr kann und will ich dazu nicht sagen. Seht es mir bitte nach. Nur soviel noch: Wenn dieser Weg umgesetzt werden kann, bin ich davon überzeugt, dass wir ausnahmslos alle RWE-Fans mit im Boot haben werden!“

Es scheint, als habe RWE wirklich diese Quadratur des Kreises mit einem regionalen strategischen Partner präsentieren können, damit wäre die wohl schwierigste Baustelle bereits erfolgreich fertig gestellt.


Hendrik Stürznickel & Sven Meyering

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