KADEDE – Jugendliche sammeln gemeinsam Feuerholz

Ghana? – Da war doch was. Richtig! Kürzlich endete der Afrika Cup Of Nations mit einer erfolgreichen Titelverteidigung der ägyptischen Nationalelf. Gastgeber Ghana erreichte „nur“ den dritten Platz mit einem 4-2 Erfolg über die Elfenbeinküste. Ähnlich wie vor zwei Jahren die Deutschen, war man in Ghana aber nicht Rot-Weiss Accraenttäuscht, sondern freute sich an den erfrischenden Auftritten der eigenen Elf.

Ghana? – Da war doch was. Richtig! Wer erinnert sich nicht an den herrlichen Fußball der „Black Stars“ vor zwei Jahren bei der WM in Deutschland? Vor allem der 2-0 Erfolg in der Vorrunde über Tschechien in Köln begeisterte. Spieler aus Ghana sind längst Stars in europäischen Spitzenteams und Namen wie Essien, Kuffour, Amoah, Addo, Appiah usw. sind in aller Munde.

Deutsche Fans mitten im ghanaischen Block feierten und freuten sich damals mit. Wer genau hinschaute, dem fiel es auf: 10.000 Tickets standen dem ghanaischen Verband zur Verfügung. Losgeworden ist er sie im eigenen Lande kaum. Das hatte Gründe. Den Sitznachbarn gefragt: „Where do you come from?“ erhielt man zur Antwort: „Hamburg!“ und vom Nächsten: „London!“ Aaaaaa-ha…..?! Und richtig, die Leute waren wohl situiert, integriert im westeuropäischen Lebensumfeld. Die meisten Deutschen oder Europäer im Block waren auch nicht zufällig als Fans dazwischen geraten. Es schien sich eher um die weißen Ehepartner der Ghanaer zu handeln – männlich oder weiblich, je nachdem. Oder um Personen aus dem persönlichen Umfeld – Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen. Aber aus Ghana selbst reisten nur sehr wenige an. Der Grund: Ungewöhnlich hohe Auflagen machten es dem normalen Fan unmöglich, an diesem Fußballfest teilzunehmen. Von Kautionen, die in sechsstelliger Höhe hinterlegt werden mussten, hörte man immer wieder. Und vermutlich stimmen diese Informationen. Man wollte sicherstellen, dass die Gäste auch ja wieder abreisten. Hier fällt ein dunkler Schatten auf das Motto der WM: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“ Man stelle sich vor, Südafrika verlangt in zwei Jahren solche Auflagen von deutschen Fans!

Ghana? – Da war doch was. Richtig! Im Jubiläumsjahr 2007 informierte die RWE-Homepage immer wieder über die Zusammenarbeit zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Accra in Ghana. Sucht der interessierte Fan im weltweiten Netz nach Informationen über die Kooperation oder möchte er auf einschlägigen Seiten des ghanaischen Fußballverbandes herausfinden, in welcher Liga RWA spielt, so findet er … Nichts! Grund genug für jawattdenn.de, ein wenig zu recherchieren.

Rot-Weiss AccraWas haben die letzte Fußball WM oder die jetzige Afrikameisterschaft mit RWE und Rot-Weiß Accra zu tun? Gar nichts! Aber hier müssen wir mit unserer Berichterstattung beginnen. Denn es geht um all die fußballbegeisterten Menschen im Land, die niemals in ihrem Leben Gelegenheit haben, ihre Mannschaften in andere Länder zu begleiten. Um Menschen, die gerne Fußball spielen, aber auch um ihre Existenz kämpfen müssen. Es geht um die vielen, vielen Kinder und Jugendlichen in den Vorstädten, in den Dörfern, auf den Straßen.

1993 gründete der Essener Lehrer Klaus Peters einen Verein zur Unterstützung des Jugendfußballs in Ghana. Zeitgleich wurde in Accra ein Fußballverein ins Leben gerufen, der – bedingt durch das Engagement von Klaus Peters und in Anlehnung an seinen Lieblingsverein Rot-Weiss Essen – den Namen Rot-Weiß Accra (RWA) erhielt. Zunächst wurde nur Jugendfußball auf privat organisierter Initiative begrenzt auf bestimmte Jahrgänge (U12 und U10) angeboten. Eine U12 Mannschaft spielte in einer unteren, staatlich organisierten Liga. Die KADEDE SOCCER SCHOOL wurde 1995 ins Leben gerufen. KADEDE bedeutet in der ghanaischen Landessprache: „Gemeinsames Sammeln von Feuerholz durch eine Gruppe von Jugendlichen“. Ein seltsamer Titel, aber damit ist treffend das soziale Element des Engagements über den Fußballsport für die Menschen in Ghana umschrieben. Die Entfaltungsmöglichkeiten von Rot-Weiß sollten erweitert und damit eine größere Anzahl Jugendlicher in die Fußballaktivitäten integriert werden. Dadurch wurde eine fruchtbare Basis für die allgemeinen sozialen und erzieherischen Aufgaben geschaffen.

Eines der zentralen Ziele war, dem Jugendfußball eine solide organisatorische und institutionelle Basis zu geben, d.h. ihn den Bedingungen des Landes angemessen zu strukturieren. Die Vorteile des Mannschaftssports Fußball sollte für Kinder und Jugendliche nutzbar gemacht werden. Man wollte den Fußballsport als charakter- und persönlichkeitsbildendes Element in den Entwicklungsprozess zu verantwortungsvollen Mitgliedern der ghanaischen Gesellschaft integrieren.

Rot-Weiss Essen unterstützt das Projekt seit 15 Jahren. Immer wieder wurden Sammelaktionen durch rot-weiße Profiteams durchgeführt. Ausrüstung, Schuhe, Trikots, Bälle wurden nach Ghana geschickt. Auch wird der Verein nicht müde, auf die Kooperation mit RWA hinzuweisen und dadurch für das Projekt in Ghana und für den Förderverein in Deutschland zu werben.

Rot-Weiss AccraGemeinsamkeiten mit RWE? Na, irgendwie entstand ja auch RWE durch „Straßenfußballer“, oder? Aber wir wollen die Vergleiche nicht überstrapazieren. Trikotfarbe, Vereinsname und Logo ähneln sich zwar sehr. Dennoch sind die Strukturen des Fußballs in Ghana ganz andere. Geplant ist, die Vereinsarbeit auszuweiten und auch für andere Altersklassen zu öffnen. Kürzlich wurde auf der RWE Homepage vermeldet, Rot-Weiß Accra spiele inzwischen in der zweiten ghanaischen Liga. Leider gelang es uns noch nicht, Konkretes im Internet zu recherchieren. Bisher stießen wir nur auf Informationen über die Premier League Ghanas.

Beim Blick auf die Tabelle dieser ersten Liga fällt aber auf, dass sich mehrere Vereine mit Vereinsnamen und Logos des europäischen Fußballs schmücken. Feyenoord, Arsenal, Real, Olympic … alles findet man dort. Sollten sich tatsächlich noch andere große Clubs sportlich und sozial in Ghana engagieren? Jawattdenn.de fragte bei Klaus Peters nach. Seiner Einschätzung nach sind Namensgleichheit und Logoverwertung eher dadurch zu erklären, dass Menschen aus Ghana in Europa ansässig wurden und sich dort etablierten. Nun engagieren sie sich in ihrer Heimat und fördern den Sport. Allerdings haben wir inzwischen herausgefunden, dass Feyenoord Rotterdam ein ähnliches, seit 1999 bestehendes Projekt mit einer Soccer School beenden möchte. Ganz groß engagiert ist Red Bull Salzburg. Der Verein investiert gerade sieben Millionen Euro in ein Internat in Accra.

Wer weitere Informationen über das KADEDE Projekt und über Rot-Weiß Accra haben möchte, oder wer gar den Förderverein unterstützen möchte, wende sich direkt an Klaus Peters.

Klaus Schroer

Jawattdenn.de dankt Klaus Peters für die Informationen und die Überlassung der Fotos.